Die Braut von Rosecliff
um den mächtigen Fitz Hugh zu zähmen?«, lä s terte Osborn weiter.
»Schluss jetzt!«, knurrte Rand. Schlimm genug, dass sie sich über ihn lustig machten. Noch viel schlimmer war aber der Geda n ke, dass Josselyn hören könnte, was gesprochen wurde.
»Ich tat an Eurer Stelle die Kleine schnell verna schen«, riet Alan rülpsend.
Rand stürmte auf ihn zu und versetzte ihm einen so kräftigen Stoß, dass der Mann auf den Rücken flog. »Schluss!«, brüllte er.
Doch Osborn ließ sich nicht so leicht einschüchtern, obwohl er vorsichtshalber einige Schritte zurückwich. »Ich finde Alans Vorschlag ganz gut… Hinterher hät test du bestimmt bessere Laune! Oder hast du Angst, dass sie dich abblitzen lässt?«
»Sie würde mich nicht abblitzen lassen!«, rief Rand wütend. »Niemals! Aber ich habe andere Pläne mit ihr.«
»Andere Pläne? Welche denn?«, lachte Osborn.
»Jasper.«
Er bereute sofort, seine Idee erwähnt zu haben, doch es war schon zu spät. Der Name seines Bruders hing in der Luft und wurde sofort aufgegriffen.
»Jasper?« Alan rappelte sich hoch und rülpste wie der laut. »Ihr wollt die Kleine Jasper überlassen? Wa rum soll der allen Spaß…« Er verstummte, als Os born ihm einen Rippenstoß versetzte.
Die ausgelassene Stimmung des Hauptmanns war schlagartig verflogen. »Was ist mit Jasper?«, fragte er ernst. »Willst du di e ses walisische Mädchen mit Jas per verkuppeln?«
Rand ballte die Fäuste. Seine eigene glorreiche Idee war ihm plötzlich denkbar zuwider.
Osborn kam neugierig näher, nachdem er vergeblich auf eine Antwort gewartet hatte. »Es ist ein ausgezeichneter Plan«, lobte er. »Sehr weise von dir…«
»Im Augenblick komm ich mir gar nicht weise vor«, knurrte Rand. Er wollte Josselyn haben, doch wenn sie Jaspers Frau werden sollte, musste er selbst auf sie verzichten… »Verfluchte Scheiße!«, entfuhr es ihm.
Diese Ehe würde viele Probleme lösen, und er würde seine pol i tischen Ziele nicht wegen einer Frau aufs Spiel setzen. Die Erfa h rung mit Marianne war ihm eine Lehre gewesen. Damals hatte er sich geschworen, dass nie wieder eine Frau seine Pläne zunic h te machen würde, und an diesen Vorsatz würde er sich halten. Er musste sich Josselyn aus dem Kopf schla gen und seine körperl i chen Bedürfnisse bei irgendei ner Nutte abreagieren…
»Jasper hat sich bisher nur als Hurenbock hervor getan«, erklärte er seinem Freund. »Als Mann der Kir che war er nicht zu gebra u chen, und Heinrichs Hof ist für ihn nur eine Art königliches Bo r dell. Er hat keinen Ehrgeiz, ihn interessieren nur Weiber, aber bei ihnen hat er großen Erfolg, das muss man ihm lassen. Er wird auch eine Waliserin mühelos um den Finger wickeln.«
Osborn blickte ihm lange in die Augen. »Wird er zustimmen?«
Jasper hatte seinen älteren Bruder angefleht, ihn nach Wales mitzunehmen, weil er es sich aufregend vorstellte, ein aufsässiges Volk in die Knie zu zwin gen. Rand hatte nichts davon wissen wo l len. Wenn er ihn jetzt doch nachkommen ließ und ihm auch noch eine schöne Frau in Aussicht stellte…
»O ja, er wird begeistert sein«, murmelte Rand missmutig, füh r te seinen Weinschlauch zum Mund und trank einen großen Schluck. »Ich werde ihm gleich morgen schreiben.« Dann kehrte er seinem Freund den Rücken zu und entfernte sich rasch.
Osborn blickte ihm kopfschüttelnd nach. »Er schenkt seinem Bruder die Frau, die er selbst haben will. Verstehe das, wer mag.«
Alan fühlte sich ermutigt, einen Kommentar abzugeben. »Er hat ja nicht vor, ewig hier zu bleiben, und bei Hofe kann er eine walisische Ehefrau natürlich nicht gebrauchen.«
In ihrem Gefängnis trat Josselyn vom Fenster zurück und lehnte sich an die kalte Steinmauer. Osbom hatte Alan nicht widerspr o chen, weil dieser den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Selbs t verständlich würde Randulf Fitz Hugh niemals eine Waliserin he i raten… aber er wollte sie wie einen Knochen seinem Bruder z u werfen, diesem Jasper, einem Hurenbock!
Mit größter Mühe unterdrückte sie ein lautes Schluchzen. Ihr Onkel wollte sie zur Ehe mit einem grausamen Waliser zwingen, Randulf Fitz Hugh woll te sie mit einem englischen Weiberheld verkuppeln… Und für den einzigen Mann, den sie selbst in Betracht ziehen würde, war sie nicht gut genug…
Nein, rief sie sich streng zur Ordnung. Nein, Rand käme für sie als Ehemann niemals in Betracht! Nicht einmal, wenn er sie auf Knien anflehen würde, ihn zu heiraten! Er war ihr
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