Die Braut von Rosecliff
stimmt«, rief Rand ihr ins Gedächtnis. »Du hast mit mir gelacht, du hast mich geküsst, oder hast du das vergessen?« Er senkte die Stimme zu einem heiseren Flüstern. »Du hast in meinen Armen gezittert.«
Josselyn kehrte ihm den Rücken zu und wollte sich entfernen, aber er packte sie am Arm. »Willst du leug nen, dass du vor Le i denschaft wie Espenlaub gezittert hast? Soll ich dir beweisen, dass ich das jederzeit wie der bewirken kann?«
»Wenn Ihr das tut, seid Ihr ein noch größerer Schuft, als ich dachte! Wollt Ihr mich vergewaltigen und dann gnädig E u rem Bruder überlassen?«
Rand ließ sie so schnell los, dass sie fast das Gleich gewicht ve r lor. Verdammt, sie hatte seine Unterhaltung mit Osborn und Alan belauscht! »Es ist vorerst nur eine Überlegung«, murme l te er verlegen. »Ich habe noch keinen endgültigen Entschluss gefasst.«
»Ihr habt keinen endgültigen Entschluss gefasst? Ihr! Und was ist mit meinem endgültigen Entschluss? Ich würde eher einen Hund als Euren Bruder heiraten! Und er wird von der Idee, ein zänkisches Weib wie mich zu bekommen, ebenfalls wenig begeistert sein.«
Bei der Vorstellung, dass Jasper von einer walisi schen Furie einen Korb bekommen könnte, musste Rand unwillkürlich grinsen. Er würde seinem von Frauen umschwärmten Bruder eine solche Lehre von ganzem Herzen gönnen! Doch wenn Rand es für poli tisch erforderlich hielt, würde diese Ehe trotzdem geschlossen werden, auch gegen den Willen der Betei ligten… sogar gegen Rands eigenen Willen!
»Ich werde meinen Bruder warnen.«
»Ich werde ihn nicht heiraten«, schwor Josselyn. »Niemals!« Sie wirbelte auf dem Absatz herum und rannte davon.
Rand folgte ihr ohne sich besonders zu beeilen. Er wusste, dass er sie mühelos einholen konnte, falls sie einen Fluchtve r such unternahm. Doch sie kehrte frei willig in ihr Gefängnis zurück, und obwohl sie sich gegen die Tür stemmte, reichten ihre Kräfte natürlich nicht aus, um ihm den Einlass zu verwe h ren. Sie war völlig außer Atem, und im flackernden Kerze n schein kam sie Rand schöner denn je vor. Sie erregte ihn wie keine andere Frau, ob sie nun lächelte oder – wie jetzt –wütend war. Wollte er sie wirklich seinem Bruder übe r lassen? Nein!
»Macht, dass Ihr hier rauskommt!«, fauchte Josse lyn.
»Das ist meine Wohnung«, rief er ihr in Erinnerung.
»Dann muss eben ich irgendwo im Freien schlafen.«
»Ich möchte aber, dass du bleibst.«
Ein autoritärer Mann hätte sich anders ausge drückt, das wusste Rand sofort. Er müsste ihr befeh len zu bleiben, er müs s te sie dazu zwingen. Statt des sen hörten seine Worte sich fast wie eine Bitte an – ein Eingeständnis seiner Schwäche für dieses wilde Ge schöpf. Die Verwirrung, die er in ihren Augen las, ver riet ihm jedoch, dass es vielleicht doch die richtigen Worte gewesen waren, um die Schranken niederzu reißen, die sie zwischen ihnen errichtet hatte. Er schloss die Tür mit e i nem Nachdruck, als wollte er die ganze Welt ausschließen – ihren Onkel, seinen Bruder, sogar den König, der ihn herg e schickt hatte.
»Was macht Ihr?«, fragte Josselyn bestürzt.
»Morgen kann Newlin dich gern besuchen, aber heute Nacht sind wir allein.«
»Ich… wir… wir sollten nicht allein sein. Mein Onkel wäre damit nicht einverstanden.«
»Du hast zweifellos Recht – dein Onkel wäre wü tend, wenn er es wüsste. Mich interessiert jedoch viel mehr, ob du damit ei n verstanden bist, mit mir allein zu sein.«
»Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.« Sie brachte sich hinter dem Tisch in Sicherheit. »Zuerst versucht Ihr mich zu verfü h ren. Dann weist Ihr mich wegen meiner Unerfahrenheit zurück. Dann entführt Ihr mich und wollt mich mit Eurem Bruder verheir a ten. Und jetzt… jetzt versucht Ihr wieder…«
Rand vollendete ihren Satz. »Und jetzt versuche ich wieder, dich zu verführen.«
»Darf ich Euch daran erinnern, dass ich immer noch eine Jungfrau bin? Vielleicht lasst Ihr mich dann in Ruhe.«
»Nein«, gab Rand zu, während er seinen Schwertgurt ablegte.
»Ich will das nicht! Ihr werdet mir Gewalt antun müssen.«
»Das glaube ich kaum.« Er zog seinen Harnisch aus und warf ihn auf eine Truhe.
»Doch, es wäre eine Vergewaltigung«, beharrte Josselyn. »Ich werde mich Euch niemals freiwillig hingeben! Wollt Ihr mich wir k lich vergewaltigen, nachdem Ihr meinem Onkel versprochen habt, dass mir hier nichts geschehen wird? Wollt Ihr die Frau vergewa l ti gen, die Euren Bruder
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