Die Braut von Rosecliff
heiraten soll?«
Rand hörte die Panik in ihrer Stimme. Ihre Augen spiegelten sowohl Angst als auch Hass wider. Er war recht zuversichtlich, ihr die Angst nehmen zu können, doch ihr Hass könnte sich als unüberwindliches Hin dernis erweisen. Mit der schmerzlichen E r kenntnis, dass er seine Taktik ändern musste, ließ er sich in sei nen Lehnstuhl fallen und legte ein gestiefeltes Bein auf den Tisch. »Also gut, ich akzeptiere deine Argu mente – jedenfalls vorläufig… Trotzdem habe ich kei ne Lust, mein gemütliches Quartier zu ve r lassen, das mir erst seit wenigen Tagen zur Verfügung steht.«
»Dann werde ich es eben verlassen.«
»Bedauerlicherweise ist dies vorerst das einzige sta bile Gebäude, das wir haben. Es eignet sich am besten als Gefängnis für meine Geisel.« Er zuckte mit den Schultern. »Folglich werden wir di e sen Raum wohl teilen müssen.«
»Nein!«
»Wir brauchen ja nicht das Bett zu teilen – es sei denn, du wünscht es.« So wie ich es mir wünsche.
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich traue Euch nicht.«
»Ich traue dir auch nicht, aber wir müssen trotzdem irgendwie miteinander auskommen. Zieh mir die Stiefel aus, damit ich mich in den wenigen verbliebe nen Nachtstunden ein wenig erh o len kann.«
Sie starrte ihn aus schmalen Augenschlitzen an. »Das soll wohl ein übler Scherz sein! Ich habe nicht die Absicht, Euch zu bedi e nen. Ihr seid mein Feind, und ich weigere mich…«
Josselyn verstummte erschrocken, als er mit der Faust so hart auf den Tisch schlug, dass der Kerzen leuchter wackelte.
»Sei dankbar, dass ich dir überhaupt eine Wahl lasse!«, knurrte Rand, erbittert über ihren anhaltenden Widerstand. »Du bist kein Gast, sondern eine Gefangene, und du wirst für deinen Unterhalt ar beiten müssen. Entscheide dich, ob du dich in meinem Bett oder auf andere Weise nützlich machen willst, aber entscheide dich schnell, sonst treffe ich die Wahl – und die dürfte kaum nach deinem Geschmack sein!«
Ihr Gesicht spiegelte den heftigen Widerstreit zwi schen Ve r nunft und Gefühlen wider, der in ihrem Innern tobte. Dass sie ihn in diesem Moment ab grundtief hasste, war verständlich. Was ihn faszinier te, war ihre Fähigkeit, trotz allem logisch zu denken.
Wie oft hatte er selbst diesen inneren Kampf ausge fochten, wenn es Probleme mit dem König und des sen mächtigsten Baronen gab! Er hatte sehr schnell ge lernt, dass Verstellung vonnöten war, wenn man etwas erreichen wollte, aber er hatte bisher geglaubt, dass Frauen nicht fähig waren, sachlich zu argumen tieren, Vor-und Nachteile gegeneinander abzuwägen. Josselyn schien jedoch die seltene Gabe zu besitzen, ihr Gehirn einzuschalten, anstatt rein emotional zu reagieren.
Welch ein Jammer, dass sie keine Engländerin war! Mit ihrem Mut und ihrer Schläue wäre sie die ideale Ehefrau für einen eh r geizigen Lord.
Aber sie war nun einmal keine Engländerin…
Zähneknirschend zwang er sich, seine eigenen Gefühle mit Logik unter Kontrolle zu bekommen. »Ent scheide dich – ich habe dieses Katz-und-Maus-Spiel zwischen uns langsam satt.«
Ihre Augen schleuderten Blitze, aber sie beherrsch te sich eisern. »Welche Art von Dienstleistungen er wartet Ihr von mir? Soll ich für Euch putzen und waschen?«
»Das auch – aber vor allem sollst du zu meinem Wohlbefinden beitragen.« Es erfüllte Rand mit Ge nugtuung, dass sie unwillkü r lich errötete.
»Und was versteht Ihr darunter?«, fragte Josselyn eisig.
»Nun, beispielsweise kannst du mir beim Anklei den und Au s ziehen behilflich sein.« Er bewegte wie der provozierend seinen Fuß auf der Tischkante. »Fang bitte mit meinen Stiefeln an.«
Nach scheinbar endlosem Zögern umrundete Jos selyn den Tisch, und Rand genoss seinen Sieg, ob wohl er gleichzeitig en t täuscht war, dass sie lieber für ihn putzen und waschen als mit ihm das Bett teilen wollte. Immerhin würde sie ihn gleich ausziehen müssen – und das war ein Schritt in die richtige Rich tung.
Sie murmelte etwas auf Walisisch, während sie nach seinem schmutzigen Stiefel griff, und obwohl er die einzelnen Wörter nicht verstand, war ihm. klar, dass es sich um einen Fluch hande l te.
»Ich möchte auch, dass du mir wieder Unterricht in deiner Spr a che gibst«, sagte er milde.
»Woher wollt Ihr wissen, ob ich Euch nicht absicht lich etwas vö l lig Falsches beibringe?«
»Das kann ich natürlich nicht beurteilen, aber ich vertraue da r auf, dass dein Oppositionsgeist nicht all zu lange anhalten
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