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Die Braut von Rosecliff

Die Braut von Rosecliff

Titel: Die Braut von Rosecliff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rexanne Becnel
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recht sein.
    Clyde schnitt eine Grimasse. Er hätte Josselyn nicht überreden sollen, diesen Rohling zu heiraten…
    »Ihr habt meine Braut verloren!«, schrie Owain, während er sein erschöpftes Pferd dicht vor Clyde zum Stehen brachte.
    »Ich habe sie nicht verloren – sie wurde geraubt, wie ich Eurem Vater erklärt habe«, erwiderte Clyde ruhig.
    Owains Augen schleuderten Blitze. »Und was wollt Ihr unterne h men, um sie zu befreien?«
    Clyde ließ sich von diesen wütenden Blicken nicht beeindr u cken. »Ich habe nicht vor, die Engländer an zugreifen, denn damit würde ich Josselyns Leben gefährden.«
    »Mit anderen Worten – Ihr wollt tatenlos herumsit zen und die Hände ringen. Wie ein Weib!«, höhnte Owain und spuckte ve r ächtlich auf den Boden vor Clydes Füßen.
    Deweys Hand flog zu seinem Schwertgriff, doch Clyde fiel ihm in den Arm, ohne Owain aus den Aueen zu lassen. »Mit List und Tücke werden wir wesentlich mehr erreichen als mit roher Gewalt. Kräf temäßig sind die Engländer uns nämlich weit überle gen.«
    »Das behauptet Ihr! Ich werde mich nur auf mein eigenes Urteil verlassen.«
    »Auf meinem Land werdet Ihr Euch auf mein Urteil verlassen mü s sen!«
    Nach diesen stolzen Worten trat angespanntes Schweigen ein. Die beiden Männer starrten einander an, der Jüngere außer sich vor Wut, der Ältere nach außen hin gelassen. Als die Stille anda u erte, scharten sich die Männer von Carreg Du um ihren Anführer. Clyde wusste, dass Owain unberechenbar war, aber er würde niemals zulassen, dass dieser Hitzkopf Jos selyns Sicherheit g e fährdete. Um eine weitere Eskala tion der Lage zu verhindern, trat er vor und griff nach den Zügeln von Owains Pferd. »Steigt ab und nehmt eine Erfrischung zu Euch, während ich Euch von mei nem Gespräch mit Randulf Fitz Hugh berichte.«
    »Ihr wollt seelenruhig reden, während dieser Bastard meine Braut vergewaltigt?«
    »Ich halte Fitz Hugh für einen Mann von Ehre. Er hat mir sein Wort gegeben, dass meiner Nichte nichts geschehen wird, und ich bin ganz sicher, dass er sie nicht vergewaltigen wird.« Clyde zog die Zügel noch etwas fester an. »Steigt ab, Owain, und genießt unsere Gastfreundschaft. Dann können wir in aller Ruhe überl e gen, wie wir meine Nichte – und unser Land befreien können.«
    Nach langem Zögern gab Owain nach. Doch ob wohl Clyde e i nen kleinen Sieg errungen hatte, war ihm schwer ums Herz, als er den jähzornigen Bur schen in sein Haus führte. Selbst wenn es ihnen mit vereinten Kräften gelingen sollte, Josselyn zu befrei en, würde sie nur vom Regen in die Traufe kommen, denn mit diesem Mann konnte sie nicht glücklich werden.
    »Wo ist Euer Vater?«, fragte er, während sie darauf warteten, dass Nessie ihnen ihren besten Wein ser vierte.
    »Er wartet zu Hause auf eine Nachricht von mir. Sollten wir mehr Männer benötigen, kommt er nach.«
    Mehr Männer würden nicht benötigt werden, schwor Clyde sich insgeheim. Er hatte in der Vergan genheit manch einen Fehler begangen, war vielleicht oft viel zu vorsichtig gewesen. Aber er war nicht so töricht, in seinem Dorf ein größeres Kontingent von Owains Leuten zu dulden.
    Wie hatte er nur glauben können, dass eheliche Bande zw i schen den beiden Familien zu einem dauerhaften Frieden fuhren könnten? Owain wollte kein friedliches Zusammenleben, er wol l te alle Macht an sich reißen… Clyde war fest entschlossen, ihn an einem Angriff auf das englische Lager zu hindern, selbst wenn er dann plötzlich mit zwei Feinden kon frontiert sein sollte – den Engländern einerseits und Owain ap Madoc andererseits!
    Nach dem langen und anstrengenden Tag hätte Rand eigentlich wie ein Toter schlafen müssen. Statt dessen wälzte er sich trotz seiner Müdigkeit unruhig von einer Seite auf die andere und fand keine Erholung.
    Das lag natürlich nur an Josselyn. Obwohl sie, in ihre Decke gehüllt, mucksmäuschenstill dalag, war er sich ihrer Nähe ständig bewusst. Im Halbschlaf fielen ihm Geschichten ein, die er in se i ner Jugend gehört hatte: Paris und Menelaos, die erbittert um die schöne Helena gekämpft hatten… König Arthur, der von einer Frau betrogen worden war… Würde ihm selbst ein ähnliches Schicksal beschieden sein?
    Sobald der Morgen graute, warf er die Wolldecke zurück und sprang aus dem Bett. »Aufstehen!«, rief er dem Bündel in der Ecke zu.
    »Ciffiaidd!«
    Rand hätte diesen leisen Fluch zwar nicht überset zen können, aber er genoss Josselyns schlechte Laune.

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