Die Braut von Rosecliff
Lösung war, sie mit Jasper zu verheir a ten… auch wenn das für ihn selbst einen schmerzlichen Verzicht b e deutete.
»Du wirst uns nicht vergiften, weil das genauso töricht wäre wie ein Angriff deines Onkels. Es hätte unabsehbare Folgen für euer Dorf.«
»Zunächst einmal hättet nur Ihr unter den Folgen einer Ve r giftung zu leiden!«
»Du kannst nicht uns alle vergiften«, erwiderte Rand. »Aber ich warne dich, Josselyn. Sollte auch nur einer meiner Männer erkranken, weil du dich als Gift mischerin betätigst, wird Ca r reg Du einen hohen Preis dafür bezahlen müssen!«
Ihre Blicke trafen sich, und ihm war so, als prallten scharfe Klingen aufeinander. Wäre sie wirklich fähig, eine solche Wah n sinnstat zu begehen? Rand war nicht bereit, ein Risiko einzug e hen. »Du wirst jede Mahl zeit, die du zubereitest, in meiner G e genwart vorkos ten.«
Josselyn zuckte mit den Schultern, konnte ihre Wut aber nicht ganz verbergen. »Ganz wie Ihr wünscht… Mylord!« Aus ihrem Mund klang die respektvolle Anrede wie der reinste Hohn. Sie wandte sich zum Gehen, aber Rand hielt sie wieder fest und zog sie etwas dichter an sich heran, sodass ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren.
»Noch etwas, Josselyn – wenn das Essen fertig ist, möchte ich, dass du zu mir kommst. Ich brauche ein Bad, und meine Haare müssen geschnitten werden.«
Ihr Arm fühlte sich warm und weich an, ihre Augen waren strahlend blau, sie atmete laut, und ihre Haut roch nach Seife… Das alles berauschte seine Sinne, doch ihre Worte glichen einer kalten Dusche. »Wenn Ihr hofft, dadurch attrakt i ver auf Frauen zu wirken, vergeudet Ihr nur Eure und meine Zeit!«
Rand tat so, als hätte er ihre Beleidigung nicht ver standen. »Danke für das Kompliment, dass ich auch im jetzigen Zustand attraktiv bin, aber jeder Mensch sollte das Beste aus sich m a chen, findest du nicht auch?«
»Twpsyn«, murmelte Josselyn und übersetzte mit beißender Ironie: »Das heißt > Einfaltspinsel. Kann ich jetzt gehen?«
Rand ließ sie widerwillig los. Viel lieber hätte er ihre scharfe Zunge mit Küssen entwaffnet, hätte die sen Kampf zu seinen Gunsten entschieden – natürlich im Bett… Aber es wäre unklug, sich von Gelüsten lei ten zu lassen. Dafür stand einfach zu viel auf dem Spiel. Er war nicht freiwillig nach Wales gekommen, aber nachdem er nun einmal hier war, wollte er das Beste da r aus machen. Er würde auf Rosecliffe eine mächtige Festung errichten, damit der König ihm zu größtem Dank verpflichtet war, wenn er nach London zurüc k kehrte. Josselyn wäre dort fehl am Platz, das durfte er nie ve r gessen. Ihre Aufgabe würde es sein, als Jaspers Frau den Fri e den zwischen Engländern und Walisern zu gewährleisten.
Trotzdem bedauerte er von ganzem Herzen, sie damals auf den Klippen nicht in Besitz genommen zu haben, nur weil sie eine Jungfrau war. Sie hätte sich ihm bereitwillig hingegeben, davon war er überzeugt. Jetzt würde er sich – so befürchtete er – immer nach diesem Mädchen sehnen, das er mit seinem Br u der verheiraten wollte.
Rand beobachtete, wie sie hoch erhobenen Hauptes in Richtung Küche marschierte. Die Männer machten ihr bereitwillig Platz, ohne dass jemand eine unflätige Bemerkung machte. Zwar waren alle ausgehungert nach Frauen, doch ihre knurrenden M ä gen hatten den Vorrang.
Erst nachdem Josselyn in der Küche verschwunden war, wandte Rand sich ab, atmete tief durch und mur melte: »Tzvpsyn«. Sie hatte Recht, ihn als Einfaltspinsel zu bezeichnen – in ihrer Nähe benahm er sich wirk lich wie ein Narr!
Von nun an würde das anders werden… Es war ganz gut, dass sie in der Küche beschäftigt war, denn wenn er wüsste, dass sie in seinem Quartier putzte oder auf seinem Bett fa u lenzte –, könnte er sich nicht auf seine eigene Arbeit konzentri e ren.
Doch während er, ohne gefrühstückt zu haben, die Burgmauer inspizierte, hatte er herrliche Bilder vor Augen: Josselyn beu g te sich über ihn, während er in der Wanne saß, sie schrubbte ihm den Rücken, sie schnitt ihm die Haare…
»Twpsyn«, murmelte er wieder vor sich hin. »Twp syn… «
Wer war hier der Einfaltspinsel? Diese Frage stellte Josselyn sich einige Stunden später, nachdem sie den Haferschleim zum Frühstück und einen herzhaften Fischeintopf als Mittagessen zubereitet hatte. Odo hatte von Gladys gelernt, wie man schmackhaftes Brot backte, sodass alle Männer sehr zufrieden gewesen waren. Den Abwasch
Weitere Kostenlose Bücher