Die Braut von Rosecliff
nen Verstand zu gebrauchen, anstatt seinem Schwanz das Kommando zu überlassen!
Sie hob langsam den Kopf, warf die Haare zurück und starrte ihn hasserfüllt an. Ihr Gesicht war mit Ruß beschmiert, doch ansonsten schien sie unversehrt zu sein.
Von seinem Bett konnte man das beim besten Wil len nicht sagen. Die Laken waren verkohlt, und aus einem Loch in der Ma t ratze quoll Stroh hervor – nas ses, halb verbranntes Stroh. Rand fühlte sich plötzlich sehr müde. Würde diese Nacht noch mehr Wahnsinn mit sich bringen? Er atmete tief durch, um sich keine Schwäche anmerken zu lassen.
»Du hast dein Schicksal besiegelt«, sagte er mit grimmiger Miene. »Von nun an wirst du keine Frei heiten mehr genießen.«
»Freiheiten?«, fauchte Josselyn erbost. »Für Euch zu schuften nennt Ihr Freiheiten? Ha, dass ich nicht lache!«
Sie straffte hochmütig die Schultern und reckte das Kinn. Beim Kampf mit seinen Männern hatte sie einen Schuh verloren, aber es gelang ihr sogar mit gefesselten Händen, so würdevoll wie eine Königin aufzutre ten. Kein Wunder, dass Owain sie begeh r te.
Aber er würde sie nicht bekommen… Zweifellos würde der Bastard wieder versuchen, sie zu befreien, doch Rand würde ihn in eine Falle locken und gefan gen nehmen. Sobald ihr Anführer in einem Verlies schmachtete, würden die Waliser einsehen, dass es vernünftiger war, Frieden zu halten.
Und dann konnte Rand in aller Ruhe entscheiden, was er mit Josselyn machen wollte.
Heute Nacht brauchte er zum Glück keine endgül tigen En t scheidungen zu treffen…
»Die Arbeiten, die du auszuführen hattest, waren nicht besonders anstrengend, und manche können sogar Spaß m a chen. Ich denke, darüber waren wir uns vorhin einig.«
»Wir waren uns über gar nichts einig!«, behauptete sie, doch bei dieser Lüge schoss ihr heiße Röte in die Wangen.
Rand ging auf sie zu. »Vielleicht sollte ich deinem Gedächtnis ein wenig nachhelfen.«
»Kommt mir ja nicht zu nahe!«
Er trat dicht an sie heran, widerstand jedoch der Versuchung, ihren schlanken Körper zu berühren. Sie roch nach Rauch und Schweiß. Rand setzte sich auf die Bettkante und klopfte auf die beschädigte Matrat ze.
»War es eine symbolische Geste, das Bett anzuzün den? Bevor wir so abrupt unterbrochen wurden, hat ten wir hier ein loder n des Feuer ganz anderer Art ent facht, erinnerst du dich noch da r an?«
Ihr Kinn bebte ein wenig. Oder bildete er sich das nur ein? Jedenfalls war es ihr sichtlich unangenehm, an die leidenschaf t liche Szene erinnert zu werden. Er bohrte genüsslich weiter in der Wunde herum.
»Seltsam, nicht wahr, wozu ein Bad führen kann?« Rand streckte eine Hand aus und fuhr mit den Knöcheln über ihre rußige Wange. »Du hast mich sehr schön gebadet, Josselyn. Es war das denkwürdigste Bad meines Lebens… Jetzt bin ich an der Reihe, dir diesen Dienst zu erweisen.«
Sie starrte ihn verunsichert an. Was führte er jetzt wieder im Schilde? Seit ihr Fluchtversuch so jämmerlich gescheitert war, hatte sie allen Grund gehabt, sich Sorgen zu machen. Die beiden Engländer, die sich ihr in den Weg gestellt und das Feuer g e löscht hatten, bevor es um sich greifen konnte, waren sehr grob mit ihr umgegangen, und als sie gefesselt am Bettpfosten stand und vergeblich an den Lederriemen zerrte, hatte sie entsetzt bemerkt, dass der kleinere Mann an seiner Hose herumfummelte. Sie zweifelte nicht da ran, dass er sie verg e waltigt hätte, wenn sein Kame rad ihn nicht gewarnt hätte. Die Furcht vor Rands Zorn war zum Glück größer gewesen als seine Lü s ternheit.
Aber jetzt war Rand selbst hier, und er brauchte sich vor niemandem zu fürchten. Er konnte mit ihr machen, was er wollte, und was am schlimmsten war – sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde.
Als er zur Wanne ging, den Waschlappen aus dem kalten Wasser fischte und mit Seife bestrich, wuchsen ihre Ängste, doch sie würde eher sterben als sich etwas davon anmerken zu lassen. Trotzig drehte sie den Kopf zur Seite, um zu verhindern, dass er ihr den Ruß vom Gesicht wusch.
»Rührt mich nicht an!«
»Es ist doch nur ein Bad, Josselyn. Du wirst besser schlafen, wenn du sauber bist.«
»Besser schlafen werde ich erst, wenn ich Euch nicht mehr sehen muss!«
Er griff nach ihrem Kinn und zwang sie, ihn anzu sehen. »Das kann noch sehr lange dauern.«
»Vielleicht geht es aber auch viel schneller, als Ihr glaubt!«
Rand rieb ihr den Ruß von der Wange. Seine Hand war warm, der Lappen um so
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