Die Braut von Rosecliff
geschwommen sind?«
Rand gab keine Antwort, sondern stellte eine wei tere Frage. »Was haben sie gesagt? Hast du irgend welche Namen gehört?«
Geoffrey schnitt eine Grimasse. »Sie haben Wali sisch geredet. Ich konnte kein Wort verstehen.«
»Nicht einmal einen Namen?«
»Wartet… Der Kerl, der Alan verletzt hat, hat die blutige Klinge an seinem Rock abgewischt, gelacht und was gerufen, das sich wie >Owei< oder so ähnlich angehört hat. Vielleicht war das ein Name.«
»Owain ap Madoc«, stellte Osborn nüchtern fest, tauschte e i nen kurzen Blick mit Rand, nickte und eilte den steilen Pfad hinauf.
Rand starrte aufs Meer hinaus. Der Kampf hatte also doch begonnen… Er betete nicht oft, aber jetzt, an diesem dunklen Strand, wo die Wellen friedlich plätscherten, tat er es doch. Li e ber Gott, rette Alan! Er ist ein guter Soldat und ein guter Mann, und er ist viel zu jung, um zu sterben.
Hingegen bat er Gott nicht, ihm bei der Suche nach Owain ap Madoc zu helfen. Wenn es um Rache ging, brauchte Rand ke i nen Beistand…
Zwei Stunden später bestand Hoffnung, dass Alan überleben würde. Er hatte zwar viel Blut verloren, aber die Schwertklinge hatte offenbar keine wichtigen Organe beschädigt. Er war sogar schon kurz zu sich gekommen und hatte trotz seiner Schmerzen Geoff reys Geschichte bestätigt. Drei Männer, angeführt von O wain. Der Kerl wollte seine Braut zurückhaben, mutmaßte Rand. Würde er sie noch wollen, wenn er wüsste, dass sie keine Jungfrau mehr war?
Mit gerunzelter Stirn leerte Rand einen Becher Rot wein. Er hatte gehört, dass die Waliser auf die Unschuld einer Braut weniger Wert legten als die Eng länder. Nach ihren Gesetzen konnte ein Mädchen nicht zur Ehe gezwungen werden, aber es konnte auch nicht gegen den Willen seines Vaters heiraten. Es gab natürlich auch englische Lords, die ihren Töch tern erlau b ten, bei der Wahl des Ehemanns ein Wort mitzureden, aber kein Engländer, der etwas auf sich hielt, würde ein Mädchen heiraten, das schon einen Liebhaber gehabt hatte. Die Waliser schienen in dieser Hinsicht liberaler zu sein.
Rand knirschte mit den Zähnen. Es wäre also keine Schande für Owain, Josselyn zu heiraten, selbst wenn allgemein bekannt wäre, dass ein anderer Mann sie entjungfert hatte. Aber Rand schwor sich, dass es nicht dazu kommen würde, denn der Schurke hatte wegen seines hinterhältigen Angriffs den Tod mehr als verdient! Und Owains Braut würde noch in dieser Nacht wieder Rand gehören!
Alan schlief. Es war die dunkelste Stunde der Nacht, ohne Mond, ohne Sterne. Höchste Zeit, Josse lyn Gesellschaft zu lei s ten…
Zu Rands großer Überraschung standen zwei Wachposten vor seinem Quartier, einer an der Tür, einer am Fenster. »Sie hat versucht zu fliehen«, berich tete der kleinere Mann und trat vorsichtshalber einen Schritt zurück, bevor er hinzufügte: »Wir mussten sie fesseln.«
»Was?«, brüllte Rand, außer sich vor Wut. Niemand außer ihm hatte das Recht, Josselyn anzurühren.
»Sie hat sich wie eine Furie aufgeführt«, brachte der Soldat hastig zu seiner Verteidigung vor. »Wollte mir die Augen auskra t zen! Seht Ihr?« Er deutete auf einen langen Kratzer auf der Wange.
»Und sie hat versucht, Euer Bett zu verbrennen!«, meldete der andere Mann. »Das ganze Gebäude woll te sie in Brand setzen! Zum Glück konnten wir das Feuer noch rechtzeitig löschen.«
Feuer? Dieses heimtückische kleine Luder! Sie würde ganz gut zu dem Bastard Owain passen! »Geht schlafen«, befahl er den Wächtern. »Ich werde jetzt persönlich auf sie aufpassen.«
Die beiden Männer grinsten einander verstohlen zu, und Rand wusste natürlich, was sie dachten, aber es war ihm völlig egal. Er kochte vor Zorn, während er in sein Quartier stürmte. Owain konnte er in dieser Nacht nicht bestrafen, doch Josselyn sollte ihre Tat bit ter bereuen!
Sie war an einen Bettpfosten gefesselt, die Hände auf dem Rücken. Die Haare hingen ihr wirr ins Ge sicht, ihr Kleid war zerri s sen, die linke Brust halb ent blößt. Trotz seiner Wut auf sie und ihre Landsleute drehte sich Rand bei diesem Anblick fast der Magen um. Hatten seine Männer ihr Gewalt angetan? Hatten sie ihre Brüste begrapscht, oder waren sie vielleicht noch weiter gega n gen?
Dann gnade ihnen Gott!
»Josselyn!« Er hörte selbst, dass seine Stimme viel zu besorgt klang. Verdammt, sie war seine erbitterte Feindin, die vor nichts zurückschrecken würde, um ihn von ihrem Land zu vertreiben. Höchste Zeit, sei
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