Die brennende Gasse
meine entzückende Gefährtin! « Er beugte sich etwas dichter zu ihr und schnupperte zart. » Wer riecht denn hier so wunderbar? «
Als die Flasche fast leer war, hatte sie ihn auf fünftausend Credits für eine halbe Stunde Wandern durch Big Dattie heruntergehandelt, eine Summe, die sie sich selbst leisten konnte, falls Kristinas » Agentur « nicht zahlen wollte; sie würde mit Freuden zahlen, wenn sie sie bei ihrer Suche so viel weiterbrächte, wie sie hoffte. » Ich muß nur die Garantie haben, daß der Zugang vollkommen anonym bleibt. Sie können niemandes Identitätsnummer verwenden. «
» Abgemacht «, versicherte er ihr mit blitzenden Plastikzähnen.
» Nicht nur niemandes … «
Sie fragte sich, was er wohl damit meinte, wagte aber nicht zu fragen. Es käme bald genug heraus. Sie vereinbarten Zeit und Ort für ein weiteres Treffen, das nach ihrer Rückkehr aus Island stattfinden sollte. Janie ging nach Hause, um weiter an der Liste der Dinge zu arbeiten, die sie nicht wußte.
KAPITEL 19
D e Chauliac las die Botschaft auf dem Pergament und sah dann zu dem Jungen auf, der sie gebracht hatte. Es war nicht der junge Chaucer, sondern ein eher tölpelhaft wirkender Geselle; deshalb formulierte der elegante Graf seine Antwort so einfach wie möglich, ohne die blumigen Formeln von Zuneigung und Respekt, die er Lionels gebildeterem Pagen vielleicht anvertraut hätte. » Sagt Lord Lionel, daß wir ihn heute nachmittag aufsuchen werden. Und richtet ihm aus, daß ich mich sehr darauf freue, ihn zu sehen. «
Der Bote verneigte sich linkisch und humpelte davon. De Chauliac kehrte ins Studierzimmer zurück. Seine Miene war fragend und leicht erheitert, als er zu Alejandro kam. Doch als er sprach, tat er ein wenig ärgerlich. » Nun, anscheinend hatte Lord Lionel einen Spion in unserem Hause, als wir uns verschworen, ihn gemeinsam zu behandeln. Er hat mir gerade diese Bitte gesandt. « Der Hausherr legte das Pergament auf den Tisch.
Alejandro überflog es und sah dann zu de Chauliac auf. Dabei hoffte er, daß sein Gesichtsausdruck nichts von seiner Erregung verriet.
» Wie Ihr der Botschaft entnehmen könnt, war der Page Chaucer ziemlich beeindruckt von Euch «, bemerkte de Chauliac. » Und jetzt werden wir › eingeladen ‹, den Prinzen aufzusuchen, sobald es uns möglich ist. «
Alejandros Herz pochte. Der Junge hatte Wort gehalten! » Ich vermute, das bedeutet unverzüglich zu erscheinen. «
» Ganz recht! « De Chauliac nickte. Er hob das Kinn und sah an seiner langen Nase hinunter. » Wirklich, Kollege, man könnte meinen, daß es zwischen Euch und diesem jungen Mann eine Verschwörung gab. Obwohl ich annehme, daß ich die Ausübung der Medizin mit Euch gemeinsam genießen werde, bin ich doch nicht ganz glücklich darüber, daß Ihr Euch draußen zeigt. «
Nur mit größter Anstrengung brachte Alejandro ein Lächeln zustande. » Soll ich mich trotzdem auf diesen Besuch vorbereiten? «
» Ja, ich denke schon. Ich werde Euch einen angemessenen Umhang und einen Hut leihen. «
» Es wäre auch sehr hilfreich, wenn ich meine Tasche haben könnte. «
» Nein «, lehnte de Chauliac sofort ab. » Ganz gewiß nicht. «
» Es wäre Eurem Ruf abträglich, einen Kollegen mitzubringen, dem es an den nötigen Geräten mangelt. «
Wieder gewann Chauliacs Stolz die Oberhand. » Meinetwegen «, knurrte er. » Ihr sollt sie haben. Aber nicht Euer Messer. «
S ie ritten schneller durch die Pariser Straßen, als es sich angesichts der zahlreichen Fußgänger, denen sie begegneten, empfahl. Alejandro war auf beiden Seiten von seinen üblichen Bewachern flankiert, die kurze Schwerter in schnell zugänglichen Scheiden trugen. Aber er machte das Beste aus dieser Partie, indem er alles in sich aufnahm, was er sah und hörte – zu lange hatte er auf die Innenwände von de Chauliacs Haus gestarrt, und so schön dieses auch war: er hatte sich daran satt gesehen. Erst als er wieder davon umgeben war, merkte er, wie sehr seine Augen nach einem Blick auf das wirkliche Leben gehungert hatten.
Vor dem Aufbruch hatte de Chauliac seine Leute angewiesen, Alejandro zu zeigen, wie scharf ihre Schwerter waren und wie schnell sie sie zu ziehen vermochten. » Damit Ihr Euch jeden Gedanken an Flucht aus dem Kopf schlagt «, lautete der strenge Bescheid des Franzosen. Aber Alejandro ließ sich von seiner Warnung nicht ins Bockshorn jagen. Auf diesem Ritt wollte er noch gar nicht fliehen, weil er sicher war, daß sich bestimmt eine
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