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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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entschuldige mich untertänigst dafür. Ich habe nicht die Absicht, eine so reizende Dame zu bekümmern, sondern möchte Euch nur dienen. «
    » Und inwiefern dient Ihr mir, wenn ich mich von Pelzen fernhalte? «
    » Ich weiß nicht, wie die Ratten den Wirkstoff der Pest weitergeben. Vielleicht befindet er sich irgendwo im Pelz. Immerhin ist er die äußere Hülle der Tiere. «
    Elizabeth schwieg einen Moment, und ihre Augen hefteten sich auf die Decke. Dann sah sie wieder Alejandro an, und ihr hübsches junges Gesicht wirkte alarmiert. » Glaubt Ihr das wirklich, Herr? «
    » Ich bin fest davon überzeugt. «
    Sie sah de Chauliac an, um dessen Meinung in der Angelegenheit zu erkunden. Dieser räusperte sich mehrfach und sagte schließlich:
    » Mein Kollege hat im Umgang mit dem Schwarzen Tod große Erfolge gehabt. Er ist eine Autorität, der man vertrauen kann. Und ich sollte hinzufügen, daß ich selbst nicht unter Pelz schlafe. «
    » Nun denn «, meinte Elizabeth, » wenn mein Prinz wohl genug ist, sich davon zu trennen, werden wir alle Pelze entfernen und einlagern, bis sie ausreichend gelüftet sind. «
    Alejandro sah sie mit einem dankbaren Lächeln an. » Ich fühle mich geehrt, daß Ihr meine Theorien akzeptiert. Und nun laßt mich nach dem Herzen schauen! «
    Er drückte sein Ohr an das zusammengerollte Pergament und hielt dieses an Lionels Rippen. Der Schlag seines Herzens war stark und stetig. Als er sich wieder aufgerichtet hatte, hielt er dem Franzosen das Pergament entgegen. » De Chauliac, möchtet Ihr auch? «
    » Unbedingt. « Der Adressierte nahm die Rolle, beugte sich nieder und lauschte.
    » Nun, was sagt Ihr? « fragte Elizabeth ängstlich.
    » Euer Gatte hat ein Herz voller Energie, Madame « , eröffnete Alejandro ihr. » Und ich bin auch der Meinung, daß es recht groß ist. Das verheißt Gutes für seine Gesundheit. «
    » Dem stimme ich zu «, bemerkte de Chauliac wichtigtuerisch.
    » Das Herz ist sehr groß. In der Tat, enorm! «
    » Aber was ist mit meinem Zeh? « ächzte der Prinz.
    Der wird auch groß sein, sagte Alejandro im stillen voraus. » Zu dem kommen wir bald genug «, vertröstete er Lionel. » Aber zuerst müssen wir Eure Leber untersuchen. «
    » Meine Leber? «
    » In der Tat «, echote de Chauliac eifrig. » Es könnte eine übermäßige Ausscheidung von Galle oder sogar eine Verstopfung vorliegen, und ein solches Ungleichgewicht kann den Körper sehr belasten und sich möglicherweise im Zeh manifestieren. «
    » Aha. « Die Prinzessin nickte ernst. Sie flüsterte Lionel zu: » Du mußt es gestatten, Liebster! « Sie zog die Pelzdecke beiseite und hob sein Nachthemd an, wobei die königliche Männlichkeit sichtbar wurde.
    Die im Unterschied zum Herzen und wohl auch zum Zeh nich t d asselbe Format aufweist. Alejandro sah de Chauliac an und sagte:
    » Wollt Ihr den Prinzen zuerst untersuchen, Kollege? «
    » Mit Vergnügen, Kollege! « Er tastete den Bauch des Prinzen ab.
    » Ich entdecke keine Anomalien «, befand er.
    Alejandro tat es ihm nach. » Ich auch nicht! « Zur sichtlichen Erleichterung des Prinzen zog er das Nachthemd wieder herunter und die Decke über ihn. » Ich denke, jetzt sollten wir uns endgültig dem Zeh zuwenden. «
    Daraufhin streckte der Prinz seinen Fuß unter der Decke hervor und hielt ihn Alejandro direkt unter die Nase. Als ihn der ranzige Geruch erreichte, wandte der Arzt für einen Moment den Kopf ab. Sein Blick begegnete den blauen Augen von Elizabeth von Ulster, die ihn fest und unverwandt fixierten. Entschuldigend holte er Luft und wandte sich wieder dem dargebotenen Körperteil zu.
    Die Nägel waren viel zu lang und ungepflegt, der große Zeh sah rot und geschwollen aus. Er schaute zu der Gräfin auf. » Ich hatte recht. Der Zeh ist wirklich groß. « Dann fügte er nüchtern hinzu:
    » Madame, es tut mir leid, Euch sagen zu müssen, daß ich im Zeh Eures Gatten eine Ansammlung von Fäulnis entdecke. Preist alle Heiligen, daß wir sie jetzt gefunden haben – denn wenn sie unerkannt geblieben wäre, wäre der Fuß bald verloren. «
    Das gesamte königliche Gefolge stöhnte entsetzt auf, und de Chauliac fluchte lautlos. Alejandro unterdrückte ein Grinsen und sagte zu dem Franzosen: » Bitte, Kollege, ich möchte Eure Meinung dazu hören. Ohne Euren weisen Rat wage ich es nicht, eine so kritische Diagnose zu stellen. «
    De Chauliac beugte sich vor und starrte auf Prinz Lionels eingewachsenen Zehennagel. Er warf Alejandro einen siedenden Blick

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