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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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knurrte mißmutig. Er klatschte einmal in die Hände, und ein Diener erschien. De Chauliac gab den geäußerten Wunsch weiter; sogleich kam der Diener zurück und reichte Alejandro Pergament und Feder. Alejandro wandte sich an Chaucer.
    » Schreibt bitte, daß ich es ihr an Großzügigkeit unmöglich gleichtun kann – deswegen unterlasse ich auch jeden Versuch. Aber ich entbiete ihr meine tiefempfundene Bewunderung! «
    » Mit Eurer Erlaubnis, guter Doktor, werde ich Eure Worte ei n w enig ausschmücken, damit sie sie noch mehr erfreuen. Sie sind doch reichlich trocken für den Geschmack meiner Herrin. Vorausgesetzt, Ihr seid einverstanden. «
    » Tut, was Ihr für richtig haltet, Chaucer. Ihr seid der Verseschmied, nicht ich. Ich bin nur der Bewunderer, den die Herrlichkeit der Bewunderten verstummen läßt – und der von Eurem Dienst profitiert. « Er lächelte.
    Chaucer legte das Pergament auf den Tisch und beugte sich darüber. Einen Moment dachte er nach, leckte sich dann die Lippen und begann zu schreiben.
    Verehrte Elizabeth, schön wie eine Göttin und ebenso großzügig, nehmt meine tiefste Verehrung entgegen! Möge sie als Kerze an Eurer Brust brennen und Euch erwärmen. Bis wir uns wiedersehen, verbleibe ich Euer loyalster Diener und Bewunderer.
    » Und wie schreibt man Euren Namen? «
    Alejandro diktierte ihn.
    Der Page gab ihm das Pergament zur Billigung, und Alejandro nahm den Text zur Kenntnis.
    » Es klingt direkter, als ich es geschrieben hätte. «
    » Ganz recht, Herr, so gehört es sich. «
    » Das wißt Ihr besser als ich, junger Mann … und jetzt ein Geschenk. « Er griff sich in den Nacken und band die schwarze Lederkordel los, die sein Haar hielt. Dann zupfte er sich einige Haare aus, band sie damit zusammen und übergab Chaucer das kleine Bündel. Nun nahm er das Pergament und riß die untere Hälfte ab.
    » Sie wird den leeren Raum nicht schätzen, oder? Deswegen werden wir ihn entfernen. « Er steckte das abgerissene Stück in sein Hemd und gab Chaucer den beschriebenen Teil.
    » Ihr seid weise, Herr; die Gräfin würde das Blatt gefüllt sehen wollen. Ich werde diese Dinge gleich überbringen «, versprach er.
    » Wie wird sie wohl reagieren? « fragte Alejandro.
    » Fraglos wird sie den Gruß in ihr Mieder schieben und nahe am Herzen tragen. «
    De Chauliac schäumte beinahe, als der junge Chaucer endlich aus der Tür schlüpfte. Sofort ging er auf Alejandro los. » Ist Euch klar, Arzt, daß sie erwarten wird, daß dieser Flirt, den Ihr da eingefädelt habt, sich fortsetzt? «
    » Ich sehe nichts Unlauteres dabei; wenn er der Dame Freud e m acht, warum nicht? Und außerdem habe nicht ich damit begonnen, sondern die Dame selbst! «
    » Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie kompliziert diese Liaisons sind! Sie wird jeden Tag neue Beschwerden entdecken, die Ihr behandeln müßt. Oder ihren Gatten dazu überreden. Es wird eine unhaltbare Situation entstehen, die nicht mehr zu handhaben ist. «
    » Das habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben, de Chauliac! «
    » Nicht ich war derjenige, der sich Haare vom Kopf riß und an ihren Busen schickte. «
    » Ihr dürft nicht vergessen, daß ich überhaupt nicht zu Prinz Lionel hätte gehen müssen, wenn Ihr Euch ausreichend um ihn gekümmert hättet. «
    » Wollt Ihr meine Heilkunst anschwärzen? Dieser Lionel jammert unablässig. Wenn ich jedesmal bei den geringsten Beschwerden an seine Seite eilte, würde ich sein Haus nie mehr verlassen. «
    Finster zog er die Brauen zusammen. » Und Ihr solltet nicht vergessen, wer Ihr seid! «
    » Und wer bin ich? «
    » Ein Jude. Ein unannehmbarer Bewunderer, selbst für eine Gräfin irischen Ursprungs. «
    » Für sie bin ich Spanier. Und ein kundiger Arzt. Vielleicht wünscht die Dame, ständig einen Arzt im Hause zu haben? «
    » Hmm «, brummte der Franzose. » Vielleicht … Aber sie wünscht nicht mich. Sie wünscht Euch. Und Ihr seid mein Gefangener. «
    » Warum sagt Ihr ihr das nicht? Und entdeckt ihr auch, daß ich Jude bin? Mir ist alles recht. «
    » Seid Ihr wahnsinnig? Das wäre Euer Untergang, und schlimmer noch – auch meiner! «
    » Dann werdet Ihr mich begleiten müssen, wenn sie mich rufen läßt, denke ich, und meinen Geburtsfehler werdet Ihr besser für Euch behalten. «
    Ihren lauten Streit unterbrach die Ankunft von Nicholas Flamel, der etwas früher eintraf als erwartet. Der rundliche Alchimist gab dem Diener seinen Umhang und stapfte auf seinen kurzen Beinen eilig in den Salon. So setzte

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