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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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zu und murmelte: » Eure Diagnose ist korrekt. «
    Sie würden die königlichen Zehennägel schneiden müssen. » Eine Operation ist unumgänglich. «
    Weiteres Stöhnen, geflüsterte Gebete. » Leider! « De Chauliacs Stimme brachte nur noch ein wütendes Flüstern zustande. » Eine Operation. «
    Alejandro lächelte boshaft. » Ihr habt Eure Messer mitgebracht. «
    » Und das Laudanum «, sagt e de Chauliac resigniert.
     
    Da Marie sich an diesem Nachmittag zu einem rendezvous mit ihrem Liebsten davonstahl, übernahm Kate ihre Arbeit. Als sie auf den Klang der Glocke hin herbeieilte, fragte Marcel nach Marie.
    » Sie ist unwohl «, log sie und fügte der besseren Wirkung halber hinzu: » Nach Art der Frauen. «
    Das setzte auch den neugierigsten Fragen stets ein Ende. » Nun «, meinte Marcel, » in dem Fall werde ich mich mit Euch begnügen müssen. Wir brauchen eine Erfrischung, wenn es Euch recht ist. «
    Darauf war sie vorbereitet, denn Marie hatte gesagt: » Er wird einen Imbiß verlangen. Das tut er nachmittags immer. Deswegen habe ich eine Schüssel grünes Gemüse und etwas Brot bereitgestellt. « Kate gab großzügige Portionen Gemüse in zwei Schalen und trug sie die Treppe hinauf.
    Marcel und Karle brüteten über Landkarten, Traktaten und flach ausgebreiteten Pergamenten; gleichzeitig zogen sie mit Tinte großzügige Striche, um Orte und Routen zu markieren. » Wenn wir ihn hier treffen «, sagte Marcel und zeigte mit der Spitze seines Federkiels auf die Stelle, » haben wir den kürzesten Weg dahin, wo die den König unterstützenden Kräfte sich wohl versammeln werden. «
    Als sie Karles Schale absetzte, schaute Kate über seine Schulter und faßte einen Wimpernschlag lang die Landkarte ins Auge, bevor sie Marcels Schale servierte. » Ich sehe keine Fluchtwege «, stellte sie fest.
    Marcel sah ärgerlich zu ihr auf. » Weib, erinnert Euch an Euren Platz! Dies ist Männerarbeit. Kümmert Euch um Euer eigenes Tagwerk. « Er wies zur Treppe. » Es ist doch noch mehr zu erwarten, nicht wahr? «
    » Brot und Wein, wenn es Euch beliebt «, bestätigte Kate rasch. Als sie den Rest des Mahles brachte, beugte sie sich wieder über Karles Schulter. Nach einem kurzen, prüfenden Blick wies sie auf eine Stelle auf der Karte und sagte: » Da ist es besser. «
    Marcel, der betrunken weit freundlicher war, nahm ihre erneute Einmischung übel auf und schalt Karle: » Kümmert Euch um Euer Weib! Sie ist höchst lästig. «
    » Ich würde mir ihre Argumente anhören, ehe ich sie wegschickte «, riet Karle Marcel leise.
    Letzterer schaute argwöhnisch zwischen Kate und Karle hin und her. » Sei es drum! « Er räusperte sich und wies mit der Hand auf die Karte. » Legt uns Eure strategische Meinung dar, Mademoiselle. «
    Sie lächelte nervös und warf Karle einen fragenden Blick zu; als dieser nickte, setzte sie sich auf eine der Bänke. Sie tippte auf eine Stelle nördlich von Paris, ein Dorf namens Compiègne, das Marcel als Sammelpunkt für die bevorstehende Schlacht vorgeschlagen hatte. » Hierher führt nur eine Straße, und wenn Ihr Eurem Feind auf dieser Straße entgegentretet, könnt Ihr Euch nur genauso wieder zurückziehen – es sei denn, Eure Kräfte zerstreuen sich im Wald. Aber wenn sie dazu gezwungen sein sollten, würdet Ihr den Vorteil der Organisation verlieren. Es bliebe Euch lediglich eine zersprengte Truppe von Waldrebellen übrig. Und wenn die Kommandanten des Königs ihr Kriegshandwerk verstehen, werden sie ein Kontingent durch die Wälder und hinter Eure Kräfte schicken, so daß Ihr eingekesselt seid. Ihr werdet keine andere Wahl haben als die Flucht. « Nun ließ sie ihre Augen zu einer anderen Stelle wandern. » Hier «, sagte sie und zeigte auf einen Ort namens Arlennes, » ist eine Stelle, wo drei Straßen zusammenlaufen. Wenn der König Euch einkreisen will, muß er dazu seine eigenen Truppen aufteilen und hat nicht mehr dieselben Vorteile wie in Compiègne. «
    Ihre Augen glitten weiter über das Pergament und verweilten bei einer dünnen blauen Linie. » Ist das ein Fluß oder ein Bach? «
    Sie hatte Marcels ungeteilte Aufmerksamkeit. » Ein Fluß «, glaubte der Provost.
    » Dann kann auch er als Fluchtweg, als Versorgungsweg und als Tränke für die Pferde dienen. Und ehe Ihr in die Schlacht geht, müßt Ihr einen Ort bestimmen, wo Eure Truppen sich neu formieren können; denn wenn der Kampf einmal begonnen hat, wird Chaos herrschen. «
    Marcel saß einige Minuten schweigend da,

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