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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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blieb stehen und schüttelte den Kopf.
    » Schaut Euren Sohn an «, beschwor Alejandro sie. » Er lebt. Sein Fieber ist verschwunden, und er wird seine Krankheit nicht mehr an Euch weitergeben. « Er hielt das Kind von sich weg, und der blasse, schwache Junge streckte die Arme nach seiner Mutter aus.
    Sie warf Alejandro einen kurzen Blick zu. Ihre grünen Augen blitzten vor Zorn und Schmerz über den Verrat – stumm verweigerte sie ihren Beistand.
    » Kommt her «, flehte der Arzt. » Nehmt ihn! Er sehnt sich nach den Armen seiner Mutter. «
    Endlich raffte sie sich zusammen. Und als sie ihr Kind ansah, begann sie zu weinen. Sie eilte herbei und nahm den Knaben in die Arme. » Er ist so bleich «, schluchzte sie.
    » Mit der Zeit wird seine Farbe zurückkehren «, versicherte Alejandro ihr. » Er wird wiederaufblühen, ich weiß es, weil ich für ihn gesorgt, ihn gepflegt, mich selbst aufgeopfert habe, um ihn Euch zurückzugeben. « Er stieß die Tür ein wenig weiter auf. » Und nun schaut hier mein Kind an, wie es leidet. Werdet Ihr es möglich machen, daß sie mir zurückgegeben wird? «
    Zögernd spähte Elizabeth durch die Tür und sah Kate mit einem Tuch, das schon völlig rot war, das Blut von ihren Beinen wischen, während de Chauliac neben ihr stand und sie stützte. Die Gräfin wurde blaß und flüsterte ein Gebet. Dann sah sie Alejandro ängstlich an. » Es kann nicht anders als schwer werden, wenn so viel Blut da ist. « Sie wagte einen weiteren Blick.
    » Dann bitte, helft … «
    Doch sie unterbrach ihn, indem sie eine Hand hob. Einen Moment lang starrte sie Kate an, und dabei schien ihre Miene sich zu verhärten. » Bei der Gnade Gottes «, murmelte sie, während ihre Augen das blutende Mädchen musterten, » Chaucer hat recht. « Alejandro traf ein anklagender Blick. » Diese Eure Tochter besitzt eine höchst unheimliche Ähnlichkeit mit meinem Gatten. «
    Der Heiler brachte ein nervöses Lächeln zustande, aber sein Inneres krampfte sich erneut zusammen. » Es ist nichts weiter als ein Zufall, Madame. Da ihre Mutter Engländerin war, sieht man ihr das natürlich an – insbesondere, was ihre Farben betrifft. «
    Er gab diese Erklärung ab, so schnell er konnte, aber Elizabeth wollte nichts davon hören.
    » Sie hat keinerlei Ähnlichkeit mit Euch «, bemerkte sie argwöhnisch. » Aber sie könnte der Zwilling meines Gatten sein, wenn sie ein Mann wäre. «
    » Doch an ihrem Zustand erkennt Ihr eindeutig, daß sie kein Mann ist. Im Augenblick hat sie ein höchst weibliches Problem, und Ihr könnt ihr den Weg erleichtern, wenn Ihr nur wolltet … bitte « , flehte er wieder. » Denkt nicht an diese unwichtige Ähnlichkeit … sie bedeutet nichts! Helft mir jetzt, wie ich Euch geholfen habe. Man kann sie nicht von hier fortbringen. Es ist zu spät. Wir müssen ein anderes Zimmer beziehen. «
    Als die Gräfin seinen Blick erwiderte, waren ihre Augen noch voller Zorn über die Art, wie er sie im Stich gelassen hatte. » Ich verstehe nicht, warum Ihr zurückgekehrt seid, um mich zu quälen. «
    » Es war nicht meine Absicht, Euch zu quälen. « Zögernd streckte er die Hand nach ihr aus, und als sie nicht zurückwich, berührte er kühn ihre Wange. Die Haut war weich unter seinen Fingern, und irgend etwas rührte sich in beiden. » Ich bin gekommen, um Euren Sohn zu retten «, führte er aus. » Aufgrund der Zuneigung, die ich für Euch empfinde, obwohl Ihr jedes Recht habt, mir nicht zu glauben. Ich schulde Euch das. «
    » Das und mehr «, sagte sie, während ihre Augen sich mit Tränen füllten.
    » Wie wahr! Und es tut mir leid, aufrichtig leid. Möge Gott gewähren, daß die Heilung, die ich bei Eurem Kind bewirkt habe, Euch das zu verstehen hilft. Aber wir müssen ein anderes Mal über diese Dinge sprechen, ich bitte Euch um Nachsicht, denn jetzt braucht meine Tochter alle erdenkliche Hilfe. «
    Endlich gab die Gräfin nach. Sie winkte einer Dienerin, der sie ihren Sohn übergab. Als sie die Angst der Frau sah, sagte sie: » Die Krankheit kann nicht mehr aus ihm heraussickern. Das sagt zumindest dieser gelehrte Mann. «
    Ihre Erklärung schien zu genügen, denn die Dienerin eilte mit dem kleinen Jungen auf dem Arm davon. Elizabeth wandte sich wieder an Alejandro. » Folgt mir «, ordnete sie an. » Ihr könnt die Kammer meiner Zofe haben. «
    Sie führte sie eine enge Treppe in den zweiten Stock des Schlosses hinauf. Alejandro schleppte Kate, obwohl das all seine Kraft erforderte, und de Chauliac

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