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Die brennende Gasse

Die brennende Gasse

Titel: Die brennende Gasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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der Menschheit ein weiteres Verweilen auf der Erde zu gewähren. Alejandro sehnte sich danach, das Kind in seinen eigenen Armen zu spüren. Also sagte er sanft: » Tochter, darf ich deinen Sohn begrüßen? «
    » O ja «, flüsterte sie. Und während sie zusah, wie das Kind von ihren in die Arme seines Großvaters gehoben wurde, sagte sie leise:
    » O Père, ich habe einen Sohn … wenn nur Karle hiersein könnte, um ihn zu sehen und zu halten. «
    » Ich werde ihn wiegen an seines Vaters Statt «, versicherte ihr Alejandro.
    De Chauliac, der in der Ecke zurückgeblieben war, trat jetzt vor und schaute Alejandro über die Schulter. » Er scheint ein hübscher Bursche zu sein «, bemerkte der Franzose mit seiner üblichen Distanz. » Aber ich kann ihn nicht gut sehen. Bringt ihn her ans Licht des Fensters. Ich möchte Einzelheiten prüfen, um mich zu vergewissern, ob er gesund ist. «
    Doch die Sonne stand auf der anderen Seite des Schlosses, und am Fenster war das Licht kaum besser.
    » Tragt den Säugling hinaus auf den Gang zur Westseite «, riet die Irin. » Dort wird reichlich Licht sein. Ich habe an der Mutter zu arbeiten, und dafür wird sie sich Intimität wünschen. «
    » Darf ich? « fragte Alejandro Kate.
    » Geht nur! Aber bringt ihn bald zurück. «
    Mit langsamen, vorsichtigen Schritten, denn er trug eine Last, die weit kostbarer war als alles Gold, das er in seinem Leben gesehen hatte, brachte Alejandro das Kind auf den langen Gang hinaus und um eine Ecke zu dem Erker, den die Irin meinte. De Chauliac ging ein paar Meter hinterher. Dann blieb er zurück und sagte zögernd:
    » Ihr werdet selbst gut genug wissen, ob der Junge gesund ist. Vielleicht sollte ich … mich jetzt auf den Weg machen. «
    Alejandro drehte sich um. » Nein «, protestierte er, » bleibt, es sei denn, Ihr habt einen Grund zu gehen? «
    » Hier werde ich nicht gebraucht … «
    Der Jude sagte zu ihm: » Notwendigkeit ist nicht immer das, was Männer verbindet. «
    » Zwischen uns war sie es jedoch, Kollege. «
    » Nicht in diesem Augenbli ck.« Er bewegte den Kopf zu dem Fenster mit dem besseren Licht. »Kommt her, betrachtet meinen Enkel. Laßt dieses eine Mal etwas Freundlichkeit zwischen uns zu!«
    Sie blieben dort, bewunderten das Kind und warteten auf die Ankündigung der Hebamme, Kates weibliche Körperteile seien angemessen versorgt und der Säuglin g solle zurückgebracht werden, um seine erste Milch zu kosten und wieder die Arme seiner Mutter zu spüren. Doch die Zeit verging, die Dämmerung brach herein, und bald fingen sie an, sich Sorgen zu machen.
    » Es wäre möglich, daß etwas nicht stimmt «, sagte Alejandro.
    » Ich werde mich erkundigen «, erbot sich de Chauliac.
    Doch die Irin wollte ihn nicht einlassen. » Sie hat ein wenig geblutet, doch ich habe ihren Schoß in die richtigen Kräuter gepackt , und die Blutung scheint jetzt aufgehört zu haben. Aber sie möchte ruhen und sollte für den Augenblick nicht bewegt werden. «
    » Was sollen wir dann tun? « fragte Alejandro nervös, als de Chauliac mit dieser Nachricht zurückkehrte. » Die Gräfin wird mich nicht eine Minute länger als nötig hier haben wollen. Und sie wird darauf bestehen, daß meine Tochter fortgebracht wird. «
    » Sicher hat sie keine Einwände dagegen, daß Kate heute noch bleibt «, meinte de Chauliac. » Diese Frau mag zornig auf Euch sein, aber sie ist kein Ungeheuer. In ihrer Brust schlägt ein menschliches und sanftes Herz. Sie wird ihr gestatten, sich ein wenig zu erholen. Ich werde darauf bestehen. «
    » Es widerstrebt mir, sie zurückzulassen «, sagte der Jude. » Einmal habe ich sie allein gelassen, und das hat zu nichts Gutem … «
    Er hielt inne, weil Schritte auf der Treppe erschollen. Schwere, männliche Tritte, nicht die zarten Schritte der Gräfin und ihrer Damen. Und Stimmen – tiefe, männliche Stimmen, die entschlossen klangen. Sein Herz pochte; er schlüpfte in eine Nische, lehnte sich an die Wand und drückte das Kind an seine Brust. Voller Angst sah er de Chauliac an.
    Die Schritte und Stimmen erreichten den oberen Absatz, und de Chauliac beugte sich ein wenig vor, damit er um die Ecke einen Blick auf die Ankömmlinge werfen konnte. Rasch fuhr er wieder zurück und fluchte lautlos.
    » Es ist Lionel persönlich. Und … und … «
    » Und wer? «
    » … und Charles von Navarra, fürchte ich. «
    » Elizabeth! « zischte Alejandro. Entsetzt schloß er die Augen.
    » Das ist ihre Rache an mir. « Er drückte das

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