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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Rostbratwürstel«, ruft die Omi sich selber zu, und schon hört man, wie die Pfanne auf den Gasherd fliegt.
    » Super«, freut sich der Max. » Des is jetzt genau des Richtige.«
    » Und was dazu?«, ruft die Omi und steckt ihren Kopf schon wieder durch die Durchreiche.
    » Für mich Kraut!«, rufe ich.
    » Für mich auch«, ruft der Max.
    » Zwoamoi Kraut«, wiederholt die Omi, und man hört einen weiteren Topf scheppern.
    Wenig später macht sich ein irrsinniger Duft in der Stube breit, und mit einem Mal bekomme ich einen so dermaßenen Hunger, dass ich kurz befürchte, es könnte ein riesiges, schwarzes Loch in meinem Bauch entstehen, das alles Mögliche in sich einsaugt – Suppenlöffel, Weißbiergläser, die schönen Senftöpfchen aus Steingut. Mir knurrt der Magen, dass es beinahe schmerzhaft ist.
    » Setz dich ruhig schon mal«, sagt der Max, als er das Brüllen aus meinem Bauchraum hört, und weist in Richtung Stammtisch. » Ich mach hier bloß schnell fertig.«
    » Danke«, sage ich und stapfe in die Stuben, relativ breitbeinig, wie mir jetzt erst auffällt. Wenn man im Stress ist, verdrängt man so etwas ja manchmal, aber jetzt plötzlich weiß ich wieder, warum ich die Chucks nicht nach Berlin mitgenommen habe: Die Gummikappen drücken beim Laufen immerfort gegen meine kleinen Zehen, und jetzt tun mir die Füße weh, sogar ziemlich. Bestimmt bekomme ich eine Blase.
    Der Max stellt ein paar Gläser ins Regal und hängt sein Geschirrtuch weg.
    » Was zum Trinken?«, fragt er.
    » Apfelschorle«, sage ich. » Groß, bitte.«
    Er macht uns zwei davon, bringt die Gläser an den Tisch und setzt sich auf den Platz übereck. Ich lächle ihn dankbar an, und wir trinken, gleichzeitig, was sich irgendwie ein bisschen so anfühlt, als würden wir uns verbrüdern. Was für eine saugute Idee das doch gewesen ist, den Max als Kellner zu verpflichten. Kaum einer kennt das Dorf und seine Gepflogenheiten so gut wie er, und natürlich auch das Wirtshaus, immerhin hat er hier schon als Kind unter den Tischen gespielt. Und gleichzeitig ist er klug, studiert, war in Berlin. Und er hat Manieren. Er ist ein angenehmer Mensch, einer, der zupacken kann, wenn es sein muss, und sich zurückhält, wenn er spürt, dass das das Richtige ist. Jetzt mal abgesehen davon, dass sich ein paar Gäste daran stören werden, dass ihm der Vorbau fehlt – wenn mich hier einer ersetzen kann, dann er.
    » Und, wie ging’s heut?«, fragt er, als wir die Gläser abgesetzt haben, wieder gleichzeitig.
    » Gut«, sage ich und nicke.
    » Ich hoffe, es war ned zu stressig?«
    » I wo«, sage ich. » In Berlin ist manchmal viel mehr los.«
    » Noch mehr?«, fragt der Max überrascht.
    » Freilich. Wir haben ja fast doppelt so viele Tische, wenn’s da zugeht, ist des immer gleich ein Mordshalligalli und Riesengeplärr, und das manchmal in zwei, drei Belegungen an einem Abend, hintereinander.«
    Der Max schmunzelt.
    » Klingt aber irgendwie auch ganz lustig«, sagt er.
    » Ist es auch«, sage ich und lächle, aber dann werde ich wieder ernst. Denn lustig ist es wahrscheinlich nur gewesen. Wie es weitergeht in den Minghartinger Stuben, jetzt mit dem neuen Besitzer, das wird sich noch zeigen. Die spaßigen Abende mit Frida und den anderen sind auf alle Fälle vorbei.
    » Na ja«, sage ich. » Mein Englisch hat sich zumindest verbessert.«
    » Des glaub ich. Ich wüsst ja nicht einmal, was Semmelknödel auf Englisch heißt.«
    » Bread Dumpling«, sage ich, wie aus der Pistole geschossen.
    » Und Reiberdatschi?«
    » Potato Pancake.«
    Max Mundwinkel zucken.
    » Und Obazda?«
    » Oubäzda.«
    » Blöd«, kichert er.
    » Saublöd«, sage ich, ebenfalls belustigt.
    » Und sonst?«, fragt er, was jetzt natürlich alles heißen kann: Und sonst? Das Leben? Die Liebe? Verdauungsprobleme?
    » Mei«, sage ich, weil ich es lieber nicht genauer wissen will, und zucke mit den Schultern. » Es war schon immer viel Arbeit«, sage ich so dahin.
    Er sieht mich an, ich weiche seinem Blick aus, denn ich spüre, dass er eigentlich über etwas anderes mit mir reden will. Darüber, warum ich hier bin. Wie es mir geht. Er sagt nichts, zurückhaltend, wie er ist. Trotzdem bin ich heilfroh, als jetzt das Omilein zwei Teller bereitstellt.
    » Kinder!«, plärrt sie. » Fressi!«
    Ich will aufstehen, aber der Max legt mir eine Hand auf den Arm.
    » Bleib sitzen«, sagt er und holt sie.
    » I geh jetz a Runde auf’n Federball, gell«, ruft uns die Oma durch ihr Loch in der Wand zu.

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