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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Chance.
    Ich umrunde eine Gruppe Männer in Anzügen, deren Hosen so kurz sind, dass man die bunt geringelten Socken darunter sieht. Sie lassen die Gläser ihrer Tegernseer Hellen aneinanderkrachen und brechen in Gelächter aus. Dann drücke ich mich an einer Frau in ärmelfreiem Top vorbei. Sie ist quasi bis hinter die Ohren tätowiert und hält einen kleinen Teller Ochsenbackerl in der Hand.
    » An Guadn«, sage ich im Vorbeigehen, ganz einfach, weil sich das so gehört.
    » Danke«, sagt sie überrascht, dann fällt ihr Blick auf meine Schürze. » Ach so! Sagen Sie, wo Sie gerade hier sind … Was ist das hier noch mal?«
    Sie deutet auf ihren Teller.
    » Ochsenbackerl«, sage ich. » Fein, gell?«
    » Super. Sooo super«, sagt sie und nimmt noch einen Bissen. Dann entdeckt sie jemanden in der Menge. » Brian!«, ruft sie und winkt mit ihrer Gabel. » Huhu! Hier!«
    Zwei Schritte weiter stoßen zwei Frauen mit Fränzi an.
    » I love that stuff!«, sagt die eine.
    » Bavarian Prosecco! Amazing!« Das war die andere.
    Ich muss sagen, anfangs bin ich ja skeptisch gewesen mit diesem komischen Fränzi, weil so Kinkerlitzchen wie bayerischen Prosecco gibt’s beim Omilein selbstverfreilich nicht. Es war Quirins Idee, das Zeug bei der Eröffnung auszuschenken, aber das muss man ja niemandem sagen. Genauso wenig, wie man irgendwen darauf aufmerksam machen muss, dass das Gesöff mit dem bescheuerten Namen natürlich nicht aus Bayern kommt, sondern bloß die Erfindung eines fränkischen Weinguts ist – und Franken ist so ziemlich ungefähr das genaue Gegenteil von Bayern. Hauptsache, den Leuten schmeckt es, und das tut es: Die Eröffnungsparty ist ein voller Erfolg.
    Endlich schaffe ich es, mich durch die Eingangstür zu drücken.
    Püha.
    Erschöpft lehne ich mich gegen ein parkendes Auto. Solche Menschenmengen ist man bei uns daheim ja nicht einmal an Ostern gewohnt. Dann ziehe ich mein Handy aus der Schürze und wähle die Nummer von der Mama. Und gerade, als es zu tuten beginnt, entdecke ich sie. Nicht gefesselt, nicht geknebelt, sondern unversehrt in einem Taxi, das genau in diesem Augenblick um die Ecke biegt.
    Der Wagen rollt noch, da springt das Omilein schon aus dem Auto, den Mund so eng zusammengekniffen, da bekäme man kein Pfennigstück hindurch.
    Es ist nie ein gutes Zeichen, wenn sie so ein Gesicht macht.
    » Omilein«, winke ich ihr zu, » Omi!«
    Sie reißt eine Hand hoch und steuert so entschlossen auf mich zu wie eine Dampflokomotive. Ihr Gesicht entspannt sich kein bisschen.
    » Omilein, was is denn?«
    Da kommt auch schon die Mama anmarschiert und fängt an, sich über ihr » Rindsvieh von Ehemann« zu beschweren, so laut und bayerisch, dass ich mich unwillkürlich umschaue, ob uns auch keiner hört.
    » Aber was is denn passiert?«, frage ich entsetzt, und die Mama und die Omi drehen unisono die Augen zum Himmel.
    Mein Blick geht zum Papa, der mit gequälter Miene immer noch auf der Taxirückbank sitzt und offensichtlich darauf wartet, dass der Fahrer ihm sein Wechselgeld gibt. Oder darauf, dass die beiden Frauen seines Lebens aus ebendiesem verschwinden.
    » Jetz erzähl schon«, sage ich zur Mama, während der Papa aus dem Taxi steigt und sich nähert.
    » Später. I brauch jetzt zerschtamoi was zum Trinken«, sagt die Mama und stolziert schon mal voraus.
    » Und i erst«, sagt die Omi und marschiert ihr hinterher.
    Ich sehe den Papa an, aber der sagt nichts, sondern wird immer roter im Gesicht.
    » Was war denn?«, frage ich ihn.
    » Nix weider«, winkt er ab. » Jetzt gehma endlich nei.«
    Ich sehe ihn erstaunt an. Neugierig bin ich jetzt zwar schon, aber gut, dann gehen wir eben.
    Es ist fast Mitternacht, als sich das Gedränge in den Minghartinger Stuben langsam etwas auflöst. Ich verabschiede Meg, die Chefredakteurin, deren Wangen vor lauter Fränzi wie die einer dicken Barockputte aussehen.
    » Danke für die Einladung, Fanny.«
    » Komm gut heim, Meg!«
    Ich gebe Debbie, einer Designerin aus Houston, Texas, links und rechts ein Bussi.
    » Gud Naht!«,
    » Good night! Danke fürs Kommen!«
    Dann halte ich den Typen mit den zu kurzen Hosen und den Ringelsocken die Tür auf, und im Vorbeigehen gibt mir jeder Einzelne einen Handkuss, was mich so unglaublich vergnüglich stimmt, dass ich kaum aufhören kann zu grinsen.
    Mann, geht’s mir gut, ganz ehrlich. So gut wie schon lange nicht.
    Was ja eigentlich eher verwunderlich ist. Weil: Die letzte Woche war so stressig, dass ich kaum zum Durchatmen

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