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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Wange.
    » Du bist süß«, sage ich.
    » Nein, du bist süß. Komm mit!«
    Ich muss lächeln.
    » Also, wenn’s gleich so dringend ist …«, sage ich schließlich. » Ich ruf morgen Vormittag mal den Quirin an und schau, was geht.«
    » Hurra!«, ruft Tino und drückt mich an sich. » Ich liebe dich«, sagt er leise.
    Ich spüre, wie mein Herz einen Hüpfer macht und mein Blut noch in den kleinsten Adern unter meiner Haut pulsiert.
    » Ich dich auch«, flüstere ich.
    » Gute Nacht, Süße.«
    » Gute Nacht.«
    Dann schläft er ein. Ganz anders als ich. Ich kriege es kaum hin, ruhig zu liegen und die Augen schließen.
    Ich liebe dich, hat er gesagt. Ich liebe dich.
    Der Satz hallt wie ein Glockenschlag nach.

15
    Irgendwann muss ich doch eingeschlafen sein, weil ich am nächsten Morgen nämlich aufwache, und zwar um Punkt halb zehn. Der Mann neben mir schlummert noch friedlich, darum versuche ich ebenfalls weiterzuschlafen, immerhin war es gestern ja doch ganz schön spät. Aber irgendwie will es mir nicht gelingen. Da ist etwas, das mich hinaustreibt in den Tag.
    Auf dem Weg ins Bad fällt mein Blick auf die Schublade im Flur. Die Szene von gestern Nacht fällt mir wieder ein, darum ziehe ich die Postkarte aus der Schublade und betrachte sie noch einmal. Sie zeigt einen Blick auf den Ammersee, im Hintergrund ragt eine Reihe Berge in einen weiß-blauen Himmel, wie ihn Bob Ross nicht schöner hätte malen können.
    Ich drehe die Karte um und lese.
    Liebe Fanny,
    wenig Arbeit zu haben ist nicht nur schlecht. Denn so hat man endlich mal Zeit, sich um die wichtigen Dinge zu kümmern: ausgiebigst frühstücken. Mit dem Papa Rommé spielen. Lange Spaziergänge machen, bis nach Kleinwiesenhausen hin. Und neulich lag ich unten am Weiher und hab den ganzen Nachmittag nichts anderes gemacht, als in die Wolken zu blinzeln. Eine hat mich wahnsinnig an die Frau Mayer erinnert, und da musste ich plötzlich an die Gummibärli denken. Weißt Du noch?
    Dein Max
    Ich muss lachen. Logisch erinnere ich mich. Die Frau Mayer hatte eine Dose voll Gummibärli auf dem Lehrerpult stehen, und wenn ein Schüler die Hausaufgaben besonders gründlich gemacht hatte, dann durfte er sich eines nehmen. Max und ich, von Haus aus faule Stinker, erlebten diesen Moment natürlich nie und waren irgendwann so unzufrieden deswegen, dass wir eine Pause abwarteten, uns ins Klassenzimmer schlichen und jeder eine Handvoll stibitzten. Leider schmeckten die Gummibärli nur ein paar Minuten lang, und kaum hatten wir unsere Beute verputzt, überrollte uns das schlechte Gewissen. Wir überlegten hin und her und beschlossen schließlich, eine neue Tüte zu kaufen und die Bärchen wieder nachzufüllen. Gesagt, getan. Wir warteten eine Pause ab, öffneten die Dose und kippten die Gummibärli hinein. Und genau in dem Moment hat uns die Frau Mayer erwischt. Was folgte, war ein Riesendonnerwetter, denn vor lauter Schreck waren wir so blöd, sofort alles zugegeben.
    Dass der Max sich dran erinnert! Ich muss ihm endlich auch mal schreiben, unbedingt. Aber irgendwie komm ich zurzeit echt zu gar nix.
    Ich will gerade weiter in die Küche gehen, um mir einen Kaffee zu machen, da klingelt das Handy. Es ist wieder mal der Papa, und wieder mal klingt er quengelig. Zurzeit ruft er alle paar Tage an, gern auch zu so unmenschlichen Uhrzeiten wie dieser. Dass ich um zehn Uhr normalerweise noch schlafe, krieg ich einfach nicht in sein Hirn. Und dann druckst er rum und jammert, wie schlecht alles läuft und wie schief alles immerfort geht, doch ich weiß, dass er lügt. Mit der Omi telefoniere ich nämlich auch alle ein, zwei Wochen, und die bestätigt mir regelmäßig, dass alles wunderbar in Butter ist.
    » Was is denn, Papa«, frage ich mitleidig.
    » Ach mei, Fanny«, sagt er.
    » Was, ach mei«, sage ich.
    » Ach, nix … Es ist nur …«
    » Es ist nur …?
    Dieses Herumgestopsle!
    » Magst ned wieder heimkommen? Die Gäste fragen schon nach dir. Ohne dich san die Minghartinger Stuben einfach nimmer, was sie sind.«
    Ich verdrehe die Augen.
    » Papa«, sage ich.
    » Ach, Fanny, komm doch wieder …«
    Also, eigentlich ist er ja echt süß, oder? Aber so weitergehen kann es trotzdem nicht. Sonst baut er nämlich irgendwann denselben Scheiß wie damals, als ich in Pforzheim gewesen bin. Da hat er so getan, als sei er beim Fußball die Tribüne runtergefallen und hätte sich den Haxen gebrochen. Sein Kumpel Dr. Anselm, der Orthopäde ist, hat das Spiel mitgespielt und ihm eine

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