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Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Die Breznkönigin: Roman (German Edition)

Titel: Die Breznkönigin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Sachen zeigen!«
    Na dann.
    Wir fahren weiter nach Westen, durch den Gleisdreieck-Park und zum Nollendorfplatz, und dann ein Stück die Motzstraße hinab.
    » Hier wurde Emil und die Detektive gedreht!«, sagt der Tino.
    » Ehrlich? Den Film hab ich als Kind geliebt!«
    » Ich auch!«
    Da nehmen wir uns gleich noch einmal an die Hand.
    Wir fahren ein bisschen langsamer und sehen uns um, aber leider erkennt man die Gegend nicht im Geringsten wieder. Die Motzstraße ist ein reiner Schwulenkiez, und in den Schaufenstern links und rechts liegen keine Kinderbücher aus, sondern vor allem Regenbogenfahnen, Lederhalsbänder und Unterhosen mit Reißverschluss – nicht unspannend, zugegeben. Am Viktoria-Luise-Platz beschließen wir, uns auf eine Cola in ein Café zu hocken, in dem eine krude Mischung aus gelangweilten Schülern, reichen Russinnen, alkoholisierten Rollstuhlfahrern und alten Omis beisammensitzt. Mir fällt plötzlich auf, wie selten man in Kreuzberg Leute sieht, die über fünfzig sind, oder welche, die nicht so gekleidet sind, als würden sie irgendetwas Interessantes studieren. Am Tisch neben uns sitzen zwei Männer in Lederhotpants und Netz- T-Shirts und lösen friedlich Kreuzworträtsel – und endlich einmal kann ich hier in Berlin mit meiner Herkunft brillieren. » Bayerischer Bauherr, in Klammern: Neuschwanstein«, fragt der eine seinen Freund, und der und ich antworten im Chor: » Ludwig der Zweite, der Märchenkönig!«
    Der Tino lacht, und die beiden Lederjungs schenken mir aus Dank ein Röschen, inklusive der kleinen Vase, die auf dem Tisch steht. Aber die nehmen wir selbstverständlich nicht mit.
    » Und jetzt?«, frage ich, als wir aufs Rad steigen.
    » Warst du schon mal im KaDeWe?«
    Ich schüttle den Kopf. Gehen da nicht nur Touris hin?
    » Fanny!«, ruft der Tino bestürzt.
    » Was soll ich denn in einem stinknormalen Kaufhaus, das auch noch im tiefsten Westen liegt?«, wehre ich mich.
    » Kaufhaus … du Dödel! Komm, wir fahren hin.«
    Wir brauchen nur ein paar Minuten, bis wir zum Wittenbergplatz geradelt sind, und schon stehen wir auf einer Rolltreppe, die uns Etage um Etage nach oben trägt. Bis jetzt habe ich nur Klamotten gesehen, aber als wir im sechsten Stock ankommen, breitet Tino die Arme aus und sagt: » Mademoiselle, die berühmte Fressetage!«
    Ich hätte ja abgestritten, dass Berlin meiner Heimat kulinarisch auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann, aber das, was sich hier oben so an Fressalien häuft, ist durchaus beachtlich. Eine Fleischtheke, dass die Omi ausrasten würde vor Freude. Eine Abteilung mit Hunderten Sorten Käse. Dann da: eine ganze Wand nur mit seltsamen Senfsorten. Eine weitere nur mit Essig. Und erst die Fischabteilung! Krabben und Krebse in allen Größen und Formen, und ein ganzes Bataillon seltsam aussehender Muscheln und Schnecken, Aquarien mit lebenden Hummern und Fischen. Schließlich kommen wir an einen Tresen, an dem ein paar auffällig geschminkte Damen herumstehen, die allesamt russisch reden und Champagner trinken und hin und wieder durch die aufgespritzten Lippen eine Auster schlürfen.
    » Was guckste denn so?«, fragt mich der Tino.
    » Da kann ich gar nicht hinsehen«, sage ich angewidert.
    Aber ich tue es doch. Unwillentlich. Es ist eklig, aber irgendwie auch faszinierend.
    » Hast du schon mal eine gegessen?«, fragt er.
    » Was? Nein! Pfui Deifi!«
    » Ich kauf dir eine.«
    » Gott bewahre!«
    Leider nehmen genau in diesem Moment zwei Damen ihre It-Bags und hinterlassen eine Lücke am Tresen. Ehe ich’s mich versehe, hat mich der Tino auf einen der leeren Plätze gezerrt, und bittet den Kerl mit der Kochmütze hinter der Theke, uns je eine Auster zu bringen.
    » Je eine?«, fragt der und zieht fragend die Augenbraue hoch.
    » Nur mal zum Probieren«, sagt Tino.
    » Das wirst du büßen«, fauche ich, lächele den Koch aber an und kräusele entschuldigend die Nase. Der Tino grinst und gibt mir ein Bussi auf die Backe.
    Der Koch holt einen dunkelgrauen, unförmigen Klumpen aus einem der überall herumstehenden Holzkörbchen. Den knackt er mit einem Messer auf und schiebt mir die untere Hälfte zusammen mit einem Zitronenschnitz auf einem Tellerchen rüber.
    » Sylter Royal«, sagt er. » Mit Zitrone beträufeln, und einfach aus der Schale schlürfen. Guten Appetit!«
    Der Tino kippt seine sofort hinter. Ich zögere noch und betrachte die geöffnete Muschel, die vor mir liegt. Das, was da auf dem weißen Perlmutt schwimmt, sieht aus wie

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