Die Breznkönigin: Roman (German Edition)
will: Irgendwie kann ich es tragen. Es steht mir.
» Na ja genügt«, sagt der Tino. » Wir nehmen es. Komm, ich kauf es dir!«
» Spinnst du? Es ist viel, viel, viel zu teuer.«
» Ist es nicht.«
» Tino! Es kostet 500 Euro!«
» Ach Fanny, sei nicht so. Ich bin heute in der Stimmung! Außerdem hast du mir gerade geholfen, 500 Euro zu verdienen. Du musst doch deinen Anteil kriegen!«
» Ich hab dir kein bisschen geholfen«, sage ich. » Außerdem sind 100 Prozent Anteil etwas viel, meinst du nicht?«
» Nö«, sagt er bloß.
Ehe ich ein weiteres Wort sagen kann, marschiert er schon zur Kasse.
Zu Hause in meiner Wohnung muss ich gleich noch einmal Modenschau machen, diesmal mit den passenden Schuhen, den knöchelhohen mit den Killerabsätzen. Anfangs komme ich mir noch vor wie eine Giraffe auf Stelzen, aber je länger ich darin herumlaufe, desto besser fühle ich mich. Wieder und wieder stelle ich mich vor die Spiegelwand im Flur, und gewöhne mich langsam an meinen Anblick. Sollte aus der alten Fanny Ambach am Ende noch eine richtige Frau werden?
» Du siehst super aus! Richtig schick!«
» Bist du sicher?«
Ich drehe mich hin und her. So ganz glauben kann ich es immer noch nicht.
» Wir müssen ausgehen. Du wirst es schon noch merken, wenn du erst unter Leuten bist!«
» Meinst du wirklich?«
Ich sehe auf die Uhr. Es ist schon nach neun Uhr abends, und ich hätte eigentlich große Lust, mich einfach in mein großes, weiches Bett zu legen und keinen mehr zu sehen außer ihn.
» Wo willst du denn hin?«, frage ich.
» Weiß nicht, erst mal was essen? Danach kann man ja dann gucken, ob man noch weiterzieht«
Oha. Das Wort essen schlägt bei mir jetzt doch ganz schön ein. Wie eine Bombe, die mir ein Loch in den Bauch reißt. Plötzlich fällt mir auf, dass ich seit dem Frühstück nichts mehr zu mir genommen habe, von der Auster jetzt einmal abgesehen. Und das ändert die Sache mit dem großen, weichen Bett natürlich. Außerdem gefällt mir der Gedanke, dass dieser Tag zu zweit mit einem romantischen Rendezvous in einem netten, kleinen Restaurant um die Ecke ausklingt.
» Wollen wir ins Casolare?«, frage ich.
Gut, das Casolare ist natürlich eher kein nettes, kleines Restaurant um die Ecke, sondern eine stets rammelvolle, laute Pizzeria ein Stück den Landwehrkanal hinab. Aber es gibt dort die beste Pizza der Stadt, und wenn ich mir jetzt so eine in meinem Mund vorstelle, knusprig und mit geschmolzenem Käse und herrlich öliger Salami, dann tropft mir der Zahn wie sonst was. Außerdem finde ich, dass es an Romantik ohnehin nicht zu toppen ist, wenn man zusammen etwas sehr, sehr Köstliches isst. Da ist es mir eigentlich wurscht, ob Kerzen dazu brennen und Kuschelrock läuft.
Der Tino guckt mich skeptisch an.
» Ins Casolare? Meinst du?«
» Hast du keine Lust? Wo würdest du denn gerne hin?«, frage ich. » Ich bin zu allem bereit. Du entscheidest.«
» Also, die anderen sind in so einem neuen chinesischen Restaurant, das sich auf Dim Sum spezialisiert hat, das soll unglaublich gut sein!«
» Dim Was?«, frage ich, zugegebenermaßen ein bisschen enttäuscht. Wir gehen immer nur mit den anderen aus, nur ganz selten mal zu zweit, und heute wäre eigentlich der richtige Abend für ein Dinner als Paar gewesen. Komisch, oder? Manchmal hab ich das Gefühl, er hat Angst, etwas zu verpassen, wenn er nicht immer, immer mit der Herde zieht. Als sei ihm seine Clique wichtiger als ich.
» Dim Sum. Das sind verschiedene chinesische Häppchen.«
Und dafür sollen wir den Tag beenden? Für China-Mampf? Und dann auch noch als Häppchen? Ich frag mich echt, was mit den Mädels zurzeit los ist. Seit Kurzem wollen sie ständig irgendwas Neues ausprobieren. Libanesisch, israelisch, koreanisch, vietnamesisch.
» Und da willst du jetzt hin?«, frage ich.
» Ich dachte?« Der Tino zieht die Schultern hoch und schaut lieb. » Wir müssen doch dein neues Kleid ausführen!«
Ich seufze leise. Das Kleid. Das kann ich ihm jetzt natürlich nicht abschlagen, oder? Wo es doch ein Geschenk von ihm ist. Und außerdem hat er recht. Ich will auch, dass mich die anderen sehen. Ich bin schon ein wenig gespannt, wie zum Beispiel die Dolores reagiert, wenn ich so superfesch auftrete.
» Jetzt sofort?«, frage ich.
» Vielleicht? Die anderen sind schon seit acht dort, und Dolores hat gerade gesimst, dass es total lecker ist und wir doch auch kommen sollen.«
Chinesische Häppchen. Total lecker. Hüstel.
Aber gut. Ich
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