Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
konnte, Ihr seid nach Prag gereist, um für mich um die Tochter Kaiser Karls zu werben. Ich vertraue niemandem so wie Euch, Simon.«
    »Habt Dank, Majestät.« Der alte Ritter neigte nicht die Stirn, er lächelte auch nicht. Nur um der Form zu genügen, |328| bedankte er sich. Das Vertrauen des Königs war für ihn eine Selbstverständlichkeit.
    Sollte er ihn wirklich fragen? War es nicht eine Blöße, die er sich damit gab, würde es nicht eine Peinlichkeit heraufbeschwören, wenn er von Fehlern sprach? Er lächelte. »Was meint Ihr, werden alle Ordensritter erscheinen?«
    »Ich denke nicht.«
    »Natürlich nicht. Robert de Vere muß uns ein Heer sammeln in Cheshire, und unsere Feinde Thomas Mowbray, Arundel und Gloucester werden sich wohl kaum nach Windsor begeben, um mit uns den Tag des heiligen Georg zu feiern. Es verlangt mich danach, den Herzog von Gloucester und den Earl von Arundel aus dem Hosenbandorden auszustoßen. Man wird aufgenommen, weil man dem Königshaus in besonderer Tapferkeit und Treue gedient hat. Von Treue kann bei ihnen keine Rede sein.«
    »Ein weiterer Affront scheint mir in diesen Tagen nicht ratsam zu sein, Majestät.«
    »Und Mowbray, der hinterhältige Hund! Warum hat er sich gegen mich gekehrt?«
    »Er hat Elizabeth geheiratet, die Tochter des Earls von Arundel.«
    »Und zwar ohne meine Erlaubnis. Es ist ein Skandal.«
    Simon räusperte sich. »Zumindest erklärt diese Ehe, warum er den Königsfeinden nähergerückt ist.«
    »Meint Ihr wirklich, das ist der Grund dafür, daß er unsere Freundschaft vergißt?«
    Der alte Ritter sah auf Richards Hände und schwieg.
    Richard wurde bewußt, daß er immer noch den Schuh umkrampft hielt. Er legte ihn auf das Bett. »Ich will die Wahrheit wissen, Simon. Habe ich einen Fehler gemacht?«
    »Nun, es …«
    »Sprecht.«
    »Ihr habt tatsächlich einen Fehler gemacht, Majestät, indem Ihr Robert de Vere, einen kleinen Ritter, den hohen Lords vorgezogen habt. So etwas wird nicht leicht verziehen.«
    |329| »Ihr meint, man ist mir böse, weil man empfindet, daß ich Robert de Vere übermäßig beschenkt habe?«
    »So ist es.«
    »Wie Schulknaben führen sie sich auf! Jeder weiß, daß Robert de Vere und ich von Kindesbeinen an Freunde waren. Welcher König macht nicht seine Freunde zu hohen Würdenträgern? Man kann sich auf sie verlassen, kann ihnen vertrauen. Das muß den Lords einleuchten.«
    »Richard.« Unerbittlich sah ihn der Ritter an. »Du hast deinen Freund nicht mit ein wenig Land beschenkt oder mit einem kleinen Amt. Du hast ihn zum Herzog von Irland gemacht!«
    »Und? Ist das nicht mein Recht als König?«
    »Es gibt ehrwürdige, alte Familien im Hochadel Englands. Verstehst du denn nicht? Du hast sie übergangen, und das zu einem Zeitpunkt, als man Robert de Vere mehr denn je verabscheute, weil er dieser Böhmin aus dem Gefolge der Königin nachstieg, obwohl er mit Philippa verheiratet ist, die doch immerhin königliches Blut in ihren Adern trägt. Du hast einen verhaßten Mann mit großer Macht ausgestattet, während du diejenigen vernachlässigt hast, die dem Königshaus seit Jahrhunderten treu dienen.«
    Richard spürte seine Adern an den Schläfen pochen. »Redet gefälligst nicht in diesem Ton mit mir!«
    Sir Burley tat, als hätte er es nicht gehört. »Was meinst du, warum die schreckliche Kommission, die das Parlament ins Leben gerufen hat, alle königlichen Schenkungen der letzten zehn Jahre untersucht? Was meinst du, warum sie die Ausgaben des Haushalts prüft?«
    »Das sind meine Belange als Herrscher über England. Niemand hat das Recht, darin herumzupfuschen.«
    »Das ist wahr. Und doch tut die Kommission es.«
    »Dann ist es wohl so.«
    »Soll ich gehen?«
    Richard rang mit sich. Schließlich sagte er: »Nein, bleibt.«
    »Warum habt Ihr mich nach Fehlern gefragt?«
    |330| »Ich wollte wissen, was Ihr denkt.«
    Sie schwiegen. Draußen hallte sanfter Gesang durch die Höfe. Die Chorknaben bereiteten sich auf den Festgottesdienst vor.
    »Der Tag des heiligen Georg«, sagte Richard, »der Tag des Drachentöters. Das war ein Recke! Wie unwürdig ist es dagegen umherzureisen, damit man einer Kommission seiner Untertanen entgeht. Indem sie nur spärliche Summen aus der besetzten Schatzkammer schicken, versuchen sie, mich zur Rückkehr nach London zu zwingen. Als könnte man mich wie eine Maus mit Käse fangen!«
    »Euer Onkel, der Herzog von Gloucester –«
    »Ich weiß, ich bin ihm zu vorsichtig. Wenn ich es nicht höre, nennt

Weitere Kostenlose Bücher