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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Latimer.
    Repton gehorchte.
    |353| »Siehst du mein Eheweib? In ihrem Bauch steckt ein Pfeil. Hättest du uns nicht an Courtenay verraten, dann wäre sie jetzt gesund, wir würden zusammen am Tisch sitzen und ein Mittagsmahl zu uns nehmen. In den Wäldern rings um Braybrooke stünde kein Heer, und Doktor Hereford wäre nicht in den Klauen des Erzbischofs. Du wagst es, Vergebung zu erbitten?«
    Reptons Lippen wurden weiß. Er schlug den Blick nieder. »Nicht, weil ich sie verdient hätte.« Er sagte es so leise, daß es kaum zu verstehen war. »Ich war schwach, ich habe mich vor Courtenay gefürchtet, darum bin ich zu ihm übergelaufen. Das war falsch, und ich trage die Schuld wie einen Sack Steine mit mir herum. Du tust recht, daß du mich haßt. Und doch kenne ich jenes Geheimnis des christlichen Glaubens.« Er hob die Lider, sah Latimer an. »Vergebung. Das ist Gottes Wunder: Es ist immer eine Rückkehr möglich.«
    Thomas Latimer sah ihn verwirrt an. Sein Blick wanderte zu Anne und zurück zu Repton. Er kniff die Augen zusammen. »Du verlogene Schlange! Du sprichst die Wahrheit und verbirgst dich dahinter mit deiner Bosheit. Dem Schützen willst du in den Bogen gefallen sein? Du hast doch gewartet, bis er geschossen hatte, weil du wußtest, daß ich dir nie wieder vertrauen würde! Dann wolltest du mit dem Mörder zu Anne gehen und dir ihre Gunst erschleichen. Sie würde leichter zu gewinnen sein, so hast du dir das gedacht. Ist es nicht so?«
    »Das war mein Plan. Ich trage einen bösen Willen in mir. Und doch ist auch Gutes in diesem Menschen vorhanden, der Philip Repton genannt wird. Vergebung, Thomas. Wenn du sie mir nicht gewährst, wird sie mir Gott gewähren. Davon lasse ich nicht. Meine Reue mag unsichtbar sein, verborgen für dich, aber Gott sieht sie, Gott, dem ich einst vertraut habe und den ich liebte. Er stößt mich nicht fort. Seine Geduld gelangt nie an ein Ende.«
    »Du nichtswürdige Ausgeburt der Hölle!«
    Catherine zuckte zusammen. Da war ein Ausweg! Repton war ihre einzige Gelegenheit, Hawisias Leben zu retten. »Sir Latimer«, sagte sie.
    |354| »Was willst du?«
    »Er ist es gewohnt, böse Wege zu gehen, aber seine Reue ist echt.«
    »Wie kannst du das wissen?«
    »Ich kenne ihn seit dem vergangenen Winter. Er hat mir das Herz ausgeschüttet.«
    Latimer ballte die Fäuste. »Und wenn er bereut, was ändert das an seinen Verbrechen? Er verdient es, gerädert, gevierteilt und verbrannt zu werden. Und das wird er. Noch heute.«
    »Ich bitte Euch, Herr Ritter, gebt ihm eine Gelegenheit, sein Leben zurückzugewinnen! Schickt ihn in Courtenays Lager. Er soll Hawisia dem Erzbischof entwenden und sie hierherbringen. Es ist unsere einzige Möglichkeit, meine Tochter zu retten. Ein Ausfall könnte niemals gelingen. Ich habe das Heer des Erzbischofs gesehen. Wenn wir standhalten können, dann hier in der Burg. Und wir brauchen jeden Mann, auch Philip Repton.«
    Repton sandte ihr einen dankbaren Blick zu.
    »Ich brauche niemanden, der mir mitten in der Schlacht in den Rücken fällt.«
    »Aber ich brauche meine Tochter. Wollt Ihr schuldig sein am Tod dieses Kindes?«
    Stille.
    »Du vertraust ihm?«
    »Ja, das tue ich.«
    »Er wird bei Courtenay bleiben.«
    »Das kann er nicht. Sein Auftrag ist gescheitert. Dort droht ihm genauso der Tod wie hier.«
    Wieder war es still.
    Endlich nahm Thomas Latimer einen tiefen Atemzug. »Du sollst tun, was Catherine gesagt hat. Wenn du dem Erzbischof ihre Tochter nehmen kannst und sie wohlbehalten in die Burg bringst, will ich …« Sein Blick irrte durch den Raum. »Will ich dir das Leben lassen.« Er wendete sich an den Schwarzhaarigen. »Captain, schafft diesen nichtswürdigen Hund zum Tor.«
    |355| »Und den dort?« Der Captain wies auf Alan.
    »Den legt Ihr in Ketten.«
     
    Vier Tage zu Fuß bis Nottingham, dachte er, zwei Tage beritten zurück. Gestern der Überfall, also weniger einen Tag. Nevill konnte frühestens in fünf Tagen hiersein. Fünf Tage Folter. Das würde er nicht überleben.
    Nicholas Hereford betrachtete die Brandeisen, deren Enden im Feuer zu glühen begannen. Er erinnerte sich an den Schmerz, den sie auslösten, erinnerte sich an den Gestank verbrannten Fleisches. In Rom war es gewesen, sein Körper war zurückgezuckt, aber die sengenden Haken hatten sich unnachgiebig gegen ihn geschoben und ihn zum Schreien gebracht.
    »Alte Bekannte?« fragte Courtenay. Er kauerte auf einer Decke neben ihm. Die Folterknechte hatte er fortgeschickt, sie

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