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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kann ich den Herren helfen?«
    »Hast du noch Glut im Herd?«
    »Ich denke schon.«
    Einer der Reiter warf einen pechbestrichenen Ast auf den Boden. »Zünde dies an.«
    Alan wagte es nicht, nach dem Grund zu fragen. Er stieg vom Wagen, bückte sich. Im Haus stocherte er mit dem Ast in der Glut, bis das Pech Feuer fing. Wie glücklich war er noch gewesen, als er am Morgen den Gerstenbrei gekocht hatte! Nun fühlte er sich kraftlos, und die Furcht vor den Reitern trieb ihm den Schweiß aus den Poren.
    Er trat vor das Haus. Die Reiter waren abgesessen. Einer von ihnen hielt die Zügel der Pferde, die anderen waren damit beschäftigt, Jok abzuschirren.
    »Verzeiht, das ist mein Pferd.«
    Nevills Männer versammelten sich an einer Seite des Wagens, stemmten sie in die Höhe und warfen den Wagen um, so daß er gegen die Hauswand krachte.
    »Was soll das?«
    Die Männer traten auf ihn zu.
    »Nein, vergebt mir, ich …«
    Sie entrissen ihm den brennenden Ast.

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    Anne von Ashley zog die Kapuze weit ins Gesicht. Verrieten sie ihr Duft und ihre schmalen Schultern? Der Mönch würde denken, der Erzbischof treibe Unzucht. Andererseits hatte Courtenay diesen Mann sicher nicht ohne Grund ausgewählt, um sie zu ihm zu führen. Er vertraute ihm.
    Der Mönch klopfte an eine Tür.
    »Vater, könnt Ihr mir einen Becher Wasser bringen?« murmelte Anne. »Meine Kehle ist trocken vom Staub der Straße.«
    »Gern, Lady.« Er öffnete und trat beiseite, damit sie eintreten konnte.
    Woraus schloß er, daß sie eine Adlige war? Ihr Leben hing davon ab, daß niemand erfuhr, wer sich hinter der Kapuze verbarg. Thomas Latimer würde nicht zögern, sie zu töten.
    Der Mönch entfernte sich.
    »Kommt herein, nur keine Scheu.« Courtenays Stimme.
    Sie schloß die Tür hinter sich, sah sich um. Eine bescheidene Kammer für einen Erzbischof. Drei Truhen waren an der Wand aufgereiht. Sie fanden sich an jedem Ort wieder, an dem Anne ihn besuchte, genauso der Käfig aus hölzernen Stangen, die Heimstatt von Courtenays gezähmtem Eichhörnchen. Es gab ein Bett, einen Tisch, ein Fenster. Courtenay kauerte vor der Tischkante und tauchte die Hand in eine Schüssel. Eine Kröte saß vor ihm. Er hob die nassen Finger und ließ Tropfen auf den Kopf der Kröte fallen. »Habe ich auf dem Hof gefunden. Sie war vollkommen ausgetrocknet. Schaut sie Euch an! Ist auf das Doppelte ihrer Größe angewachsen. Nun sieht sie wieder aus wie eine lebendige Kröte, auch die Augen glänzen.« Er stand auf.
    Anne nickte gnädig. Der Mann im Bischofsornat war kaum jünger als Thomas, aber er sah kindhaft aus. Sie überragte ihn |71| um Haupteslänge. Das Haar Courtenays kräuselte sich weißblond wie Schafwolle. Runde, bartlose Wangen. Die Augen voller Unschuld. Über der rechten Augenbraue prangte eine Warze – es war der einzige Makel in diesem Gesicht, und doch war er heimisch darin. Courtenay war nur Courtenay mit dieser Warze, seine ebenmäßigen, kindlichen Züge mußten kraftlos und unbedeutend sein ohne sie.
    »Ihr seid gütig«, sagte Anne. »Das Tier verdankt Euch sein Leben.«
    Er lächelte.
    Dieser Mann war mit achtundzwanzig Jahren Bischof geworden. Sechs Jahre nach seiner Einsetzung hatte er London erhalten, weitere fünf Jahre später mit Canterbury halb England. Im Kinderkörper steckte ein außergewöhnlicher Verstand. Wie er ihn zu verbergen wußte!
    »Wie geht es Euch?« fragte er.
    »Eine kurze Reise. Sonst mußte ich länger den Pferderücken ertragen, um zu Euch zu gelangen. Was führt Euch nach Newstead Abbey?«
    Courtenay kraulte die Kröte. Sie ließ es geschehen, ohne sich zu rühren. »Die Bedeckten Ritter. Am Höhepunkt einer Schlacht treffen die
Bannerets
zusammen, wußtet Ihr das nicht? Es ist Zeit, die Verschwörer zu Boden zu werfen.«
    »Ein Teil des Bunds hat sich bei uns getroffen. Ich habe sie nicht belauschen können. Thomas hat mich hinausgeworfen.«
    »Wie viele waren es?«
    »Vier. Nevill, Cheyne, Montagu und Thomas.«
    »Bedauerlich, daß Euer Angetrauter sich auf böse Wege begeben hat und einfach nicht davon lassen will. Ihr leidet Schmerzen, nicht wahr?«
    »Das ist vorbei.« Anne schob die Kapuze hinunter. Er sollte ihr in die Augen schauen, wenn er antwortete. »Wann werdet ihr den Bund zerschlagen?«
    »In Kürze. Ich bereite eine Waffe vor, die ihnen das Genick bricht. Latimer wird seinen Halt wieder bei Euch suchen müssen.«
    |72| »Was ist diese Waffe?«
    Im Käfig zeterte das Eichhörnchen. Courtenays

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