Die Brillenmacherin

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Autoren: Aufbau

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stoben, Feuer quoll aus den Wänden und aus der Decke. Auf dem Bett zuckten Flämmchen.
    Catherine sprang auf. Die Wolken umwogten ihr Gesicht. Sie hustete. Nein, hinunter, hinunter! Sie fiel auf alle viere herab und kroch zur Tür. Röchelte. Hinter ihr brannte das Bett.
    Etwas Schweres traf ihren Rücken und biß mit scharfen Zähnen in die Haut. Sie schrie, schüttelte es ab. Mit dem Kopf stieß sie die Tür auf. Es war heiß auf der Treppe, so heiß, daß sich ihr Mund weigerte zu atmen. Die Luft brannte. Sie fügte sich wie gelbes, flüssiges Eisen an das Gesicht. Catherine erhob sich und stürmte die Treppenstufen hinab. Unten begrüßten zischende Steinplatten die Fußsohlen. Im dichten Rauch verlief sie sich, stieß gegen Werktische, Schemel, Wände. Da öffnete sich ein Loch in der Wand. Ein Luftzug trieb die Qualmwolken auseinander. Der Mann aus York brüllte ihren Namen.
    »Hier bin ich!« rief sie.
    Arme griffen nach ihr und zogen sie heraus.
    Aus den Fenstern der Bottle Lane neigten sich Köpfe. Die Brillenmacherwerkstatt brannte! Menschen strömten über den Straßenbuckel am alten Wall. Die Gänsefrau schleppte einen wasserspuckenden Eimer. Die Töchter der Familie aus York trommelten an die Türen, schrien: »Feuer! Zu Hilfe!« Der Gewandschneider trug gleich drei der Ledereimer, die die Stadtverwaltung vor zwei Jahren an jedes Haus verteilt hatte.
    Catherine starrte auf das Haus. In den Fenstern zerfloß die Kuhhaut. Glut wirbelte heraus. Flammen streckten sich aus allen Ritzen und Winkeln nach den Nachbarhäusern. Die |114| Gänsefrau schüttete Wasser durch ein Fenster. Zischend zog sich das Feuer zurück, dann loderte es wieder auf.
    Im dritten Stockwerk erschien ein altes Gesicht.
    »Burgwhenna!« Catherine löste sich aus ihrer Starre. »Wo ist die nächste Leiter?« Sie packte Männer, Frauen, schüttelte sie. »Wer hat eine Leiter?«
    »Wir haben nur Eimer bekommen von der Stadt.«
    »Aber es gab doch auch Leitern.«
    »Hier«, rief die Gänsefrau und zeigte auf eine Tür, »die Neuen, die müssen eine bekommen haben.«
    Mit den Fäusten trommelte Catherine gegen das Eichenholz.
    »Öffnet! Ihr seid verpflichtet zu helfen, es ist das Gesetz.«
    Nichts rührte sich.
    »Ihr werdet aus der Stadt verbannt!«
    Endlich schwang die Tür auf.
    »Wo ist eure Leiter? Schnell!«
    Jedes Hilfeangebot schlug sie aus. Allein zerrte sie die Leiter zum Haus. Allein hievte sie sie an der brennenden Mauer hinauf. Der Gewandschneider wollte sie zurückhalten. Sie stieß ihn von sich. Endlich schwankte sie die Leiter hoch. Unten waren die Sprossen breit, nach oben hin wurden sie schmaler und schmaler. »Burgwhenna, komm herunter!«
    Burgwhenna wies mit spitzem Finger herab. »All die Eimerchen, schau, Catherine, wie sie in der Straße spielen!«
    Catherine packte die zerbrechlichen Arme der Alten und zog sie aus dem Fenster. Gemeinsam fielen sie die Leiter hinab. Catherines Hand erwischte von Zeit zu Zeit eine Sprosse, aber das Gewicht der zwei Frauen riß an ihrer Schulter, an der Hand, und die Sprosse entwand sich den Fingern, bevor das Fallen aufgehört hatte.
    Es knallte in den Knien. Besorgte Nachbarn halfen ihnen auf. Der Schornstein im ersten Stockwerk zerbarst. Glühende Steine prasselten auf die Bottle Lane herab.
    Burgwhenna schlug sich die Hände vor den Mund und frohlockte: »So ein schönes Feuer!« Aus einer Platzwunde an ihrer Schläfe sickerte Blut.
    |115| Das Brillenmacherhaus versank in den Flammen. Es war, als wollte eine dunkle Kraft jede Erinnerung an Elias vom Erdboden löschen. Auch wenn er auf dem Kirchhof begraben lag, hatte doch ein Rest von ihm überlebt in seiner Werkstatt, in seiner Wohnstube, in seiner Schlafkammer. Da waren Dinge, die er täglich berührt hatte. Die Wände hatten seine Stimme gehört und sein Atmen. Der Boden hatte seine Schritte aufgezeichnet. Das Bett seine Körperwärme aufbewahrt. All jenes galt es zu tilgen, damit sie, Catherine, völlig allein war. Das Feuer erledigte diese Aufgabe gründlich.
    Und die Bewohner der Bottle Lane? Die Schmiede aus der Bridlesmith Gate, die Schlachter aus der Fletcher Gate? Wie Puppen halfen sie, den bösen Plan zu verwirklichen. Inzwischen bemühte sich niemand mehr, das Brillenmacherhaus zu löschen. Man goß Wasser auf die umliegenden Häuser. Jede Flamme, die vom Unglücksort auf einen benachbarten Flecken übersprang, wurde ausgeschlagen. Auf die Dächer stiegen sie und näßten die Holzschindeln. Wasser, das sie aus den