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Die Brillenmacherin

Die Brillenmacherin

Titel: Die Brillenmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Ritter. Für Repton war der König einfach das: der König. Wenn er starb, gab es einen neuen, und da Repton nicht zum Hochadel gehörte, verschwendete er keinen Gedanken daran, wer neuer König werden konnte und wie man versuchen mochte, auf den Thron zu gelangen, gleich, ob der Thron augenblicklich frei war oder nicht. Er dachte nicht darüber nach, was es bedeutete, welches Haus an Einfluß gewann und welches nicht und wie das Machtgefüge in England selbst von einem einzigen Gesetz beeinflußt werden konnte, geschweige denn von einer Reformkommission, wie sie nun in Westminster regierte. Dennoch, man brauchte diesen Repton. Der Überläufer kannte die Bedeckten Ritter wie kein anderer. Es war nötig, daß auch Repton den Ernst der Lage einsah. »Thomas von Woodstock kann es wagen. Nie hätte er Herzog von Gloucester, Graf von Buckingham und Graf von Essex in einer Person werden dürfen.«
    »Was tut er? Wie schadet er dem König?«
    »Er wirft den königlichen Ministern Korruption vor. Die |180| Franzosen stehen vor der Tür, und England verliert an Ansehen, sagt er, man fürchte es nicht mehr. Hast du eine Ahnung, welche Wirkung solche Vorwürfe haben? Noch während der Parlamentssitzung ist Michael de la Pole, der königliche Kanzler, gefangengesetzt worden. Er hat Amt und Besitz verloren. Ein Freund Woodstocks, Arundel, ist nun Kanzler. Es geht abwärts, und der König wird uns mit hinabreißen. Wer sich gegen die Aufrührer wendet, wird des Verrats bezichtigt.«
    »Ihr seid verzweifelt.« Es war ein Wispern nur, aber in den Augen Reptons flackerte die Angst.
    Endlich hatte er verstanden, der Schwachkopf. Und er fürchtete sich, zur falschen Seite gewechselt zu haben. Ja, das war die Sorge des Überläufers, das war die Gefahr, in der er fortwährend schwebte: Wenn er sich falsch entschieden hatte, konnte er keine Gnade erwarten. »Du Dummkopf! Meinst du, William Courtenay wäre so rasch am Ende mit seinem Latein?«
    »Natürlich nicht.«
    »Der Feind prescht auf uns zu, also geben auch wir dem Pferd die Sporen und senken die Lanze. Uns bleiben einige Monate. In dieser Zeit muß der Bund der Bedeckten Ritter untergehen. Eine enteignete Kirche darf es nicht geben, auch nicht für kurze Zeit, bis wieder Ordnung einkehrt – sie wäre zu schwach, die Ketzerei abzuwehren, und der Geheimbund würde das weidlich ausnutzen. Wenn diese häretische Bibelübersetzung erst einmal im Volk verbreitet ist, ist es zu spät. Ich muß Doktor Hereford in meiner Gewalt haben.«
    »Schicken wir endlich den Sheriff zu den Ketzern!« Repton schlug sich mit der Faust in die flache Hand. »Machen wir sie dingfest! Gibt es nicht ein Gesetz, das die Bischöfe ermächtigt, Häretiker ihrer Bestrafung zuzuführen, ohne den königlichen Kanzler damit belästigen zu müssen?«
    »Repton, es sind Ritter aus den höchsten Kreisen Englands. Hast du das vergessen? Wenn wir einen Sheriff schicken, entringt ihnen das kaum ein müdes Lächeln. Nein, wir müssen ihnen anders beikommen. Wer von deinen alten Freunden ist am leichtesten zu treffen?«
    |181| Repton fuhr mit der Fingerspitze die Nase auf und ab. Er sagte: »Cheyne. Er ist ein Fuchs, aber die Güter seiner verstorbenen Frau, der Deincourt, haben ihn weich gemacht.«
    »Gut. Ich will die Brillenmacherin an ihm erproben.« Er sah genau, daß sich Reptons Knie versteiften. Der Katzenkiefer schloß sich. Offenbar hatte der Tölpel ein Auge auf die junge Witwe geworfen. »Dein Vorschlag?«
    »Exzellenz, die Brillenmacherin hat heute ein Kind zur Welt gebracht.«
    »Es ist da? Sehr pünktlich. Endlich läuft einmal etwas nach Plan.«
    Repton zog die Brauen zusammen.
    »Du verstehst nicht? Catherine hat eine Geisel zur Welt gebracht! Sie wird exzellent für uns arbeiten. Sie hat viel zu verlieren. Ich werde gleich zu ihr gehen. Zuerst aber erwarte ich einen Vorschlag von dir. Ich will Cheyne verwunden. Er soll lernen, mich zu fürchten. Er muß eingeschüchtert werden. Der Ritterbund wird ausgehöhlt, sie sollen wanken, wenn wir Hereford ergreifen. Was ist Cheyne wichtig?«
    »Er ißt gern. Er mag all das, was teuer ist, vor allem, wenn wenige es besitzen.«
    »Einen bestimmten Gegenstand, der zerstörbar ist oder ihm genommen werden kann?«
    »Ich kenne keinen, es ist eher allgemein so.«
    »Unbrauchbar.«
    »Er liebt auch seine Kaninchengehege. Manchmal lauert er dort selbst mit einem Netz und fängt sich ein Tier, um es dem Koch zu geben, daß er es ihm zubereitet.«
    »Unbrauchbar. Streng

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