Die Brooklyn-Revue
erzählte sie mir, der Vorname ihrer Mutter sei identisch mit dem Nachnamen ihres Mannes.
«Oh», sagte ich. «Und wie lautet dieser Name?»
«Joyce.»
«Joyce?» Ich unterbrach mich kurz, ein wenig verwirrt.«Sie wollen mir sagen, Sie sind mit einem Mann namens James Joyce verheiratet?»
«Mhm. Genau wie der Schriftsteller.»
«Unglaublich.»
«Das Komische ist, dass Jims Eltern sich kein bisschen für Literatur interessieren. Die hatten von James Joyce noch nie gehört. Sie haben Jim nach dem Vater seiner Mutter benannt, James Murphy.»
«Na, hoffentlich ist Ihr Jim kein Schriftsteller. Mit dem Namen ist es bestimmt kein Spaß, ein Buch herauszubringen.»
«Nein, nein, mein Jim schreibt nicht. Er ist Geräuschemacher.»
«Was?»
«Geräuschemacher.»
«Darunter kann ich mir gar nichts vorstellen.»
«Er macht Geräusche für Filmproduktionen. Nachträglich. Die Mikrophone erfassen bei den Dreharbeiten ja nicht alles. Und dann braucht der Regisseur zum Beispiel das Geräusch von Schritten auf einem Kiesweg, verstehen Sie? Oder wie jemand ein Buch umblättert oder eine Schachtel Kekse aufmacht – und das tut Jimmy. Ein cooler Job. Sehr anspruchsvoll, sehr interessant. Es ist wirklich harte Arbeit, so etwas richtig hinzubekommen.»
Als Tom und ich uns um eins zum Essen trafen, teilte ich ihm pflichtgetreu alles mit, was ich von Nancy in Erfahrung hatte bringen können. Er war ungewöhnlich guter Laune und dankte mir mehr als einmal, dass ich vorhin die Initiative ergriffen und ihn so gezwungen hatte, der S. p. M. von Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
«Ich war mir nicht sicher, wie du reagieren würdest», sagte ich. «Als ich auf der anderen Straßenseite ankam, war ich überzeugt, du bist wütend auf mich.»
«Du hast mich überrumpelt, das ist alles. Du hast etwas Gutes getan, Nathan, das war mutig, ganz großartig.»
«Das will ich hoffen.»
«Ich hatte sie noch nie aus solcher Nähe gesehen. Sie ist absolut umwerfend, findest du nicht?»
«Ja, sehr hübsch. Das hübscheste Mädchen im ganzen Viertel.»
«Und freundlich. Das vor allem. Die Freundlichkeit strömt ihr aus allen Poren. Das ist keine von diesen hochnäsigen, unnahbaren Schönheiten. Sie mag die Menschen.»
«Eine unkomplizierte Frau.»
«Ja, genau. Unkompliziert. Jetzt fühle ich mich nicht mehr eingeschüchtert. Wenn ich sie das nächste Mal sehe, kann ich Hallo zu ihr sagen und mit ihr reden. Mit der Zeit könnten wir vielleicht sogar Freunde werden.»
«Ich möchte dir deine Illusionen nicht nehmen, aber seit ich heute früh mit ihr gesprochen habe, glaube ich kaum, dass ihr sonderlich viel gemeinsam habt. Ja, sie ist ein reizendes Geschöpf, aber in ihrem Oberstübchen spielt sich nicht viel ab, Tom. Sie ist bestenfalls durchschnittlich intelligent. Hat das College abgebrochen. Kein Interesse an Büchern oder Politik. Wenn du sie fragst, wie unsere Außenministerin heißt, wird sie dir keine Antwort geben können.»
«Na und? Ich habe wahrscheinlich mehr Bücher gelesen als jeder andere hier in diesem Restaurant, und was hat es mir genützt? Intellektuelle sind doof, Nathan. Die langweiligsten Leute der Welt.»
«Schon möglich. Aber sie wird als Erstes dein Sternzeichen wissen wollen. Und dann wirst du dich zwanzig Minuten lang mit ihr über Horoskope unterhalten müssen.»
«Das ist mir egal.»
«Armer Tom. Du bist wirklich sehr in sie verknallt, oder?»
«Ich kann doch nichts dafür.»
«Und wie soll es weitergehen? Willst du sie heiraten, oder soll es nur eine gute alte Affäre werden?»
«Wenn ich nicht irre, ist sie bereits verheiratet.»
«Kleinigkeit. Wenn du ihn loswerden willst, brauchst du es nur zu sagen. Ich habe gute Beziehungen, Junge. Aber für dich würde ich den Job wahrscheinlich selbst übernehmen. Ich sehe schon die Schlagzeilen. EX-LEBENSVERSICHERUNGSVERTRETER ERMORDET JAMES JOYCE.»
«Ha ha.»
«Eins muss ich deiner Nancy aber lassen. Sie macht sehr schönen Schmuck.»
«Hast du die Kette dabei?»
Ich griff in meine Brusttasche und zog die lange schmale Schachtel mit meiner Anschaffung vom Morgen heraus. Gerade als ich den Deckel abhob, kam Marina mit unseren Sandwiches an den Tisch. Da ich sie von der feierlichen Enthüllung nicht ausschließen wollte, schob ich die Schachtel in ihre Richtung, damit sie auch etwas sehen konnte. Die Halskette war der Länge nach auf einer Unterlage aus weißer Watte drapiert; Marina beugte sich darüber, betrachtete sie und hatte ihr Urteil bald
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