Die Bruderschaft Christi
Geheimarchiv, in dem alle Geheimnisse unserer Kirche schlummern.«
Der Mönch fiel in das Lachen ein. »Wenn es so beliebt, aber es soll noch direkt unter dem Sitz unseres Heiligen Vaters ein weitaus interessanteres Archiv geben. Sagt man. Hier drinnen findest du vor allem Gründungsakten, Nachweise über Besitztümer, Verkäufe oder Seligsprechungen. Übrigens, einige Dokumente sind so alt, dass sich nur die Abschriften hier befinden. Die Originale sind in einem Tresor eingelagert.«
Gemeinsam betraten sie den kühlen Flur. Eine Klimaanlage surrte. Drei Türen zweigten ab, wobei zwei davon verschlossen waren. Im offenen Zimmer standen ein einfacher Schreibtisch und ein Stuhl. Auf dem Schreibtisch stand ein altertümliches Telefon. Der Mönch schloss die beiden anderen Türen auf. In den weiten Räumen standen Schränke an der Wand. Sie waren ebenfalls klimatisiert.
»Hier wirst du hoffentlich finden, was du suchst«, sagte der Mönch. »Wenn du die Räume wieder verlassen willst, dann musst du nur den Hörer des Telefons abheben. Und jetzt wünsche ich dir viel Erfolg. Das Verzeichnis findest du im Ordner neben dem Schreibtisch.«
Pater Leonardo nickte. »Gibt es keine Computeraufzeichnungen?«
»Hier bist du, mal abgesehen von der Schließeinrichtung der Türen und dem Telefon, wieder im Mittelalter angekommen«, antwortete der Mönch. »Nur eines noch, es gibt Kameras in den Decken. Notizen sind nicht erlaubt. Verstöße gegen diese Anordnungen werden hart bestraft.«
Strub, Berchtesgadener Land …
Nachdem Tom und Moshav die letzte bekannte Adresse Professor Jungbluts erfahren hatten, mieteten sie sich am Hertz-Schalter des Münchner Bahnhofs einen Wagen. Die Zugverbindungen nach Berchtesgaden waren dürftig, und von Berchtesgaden nach Strub-Bischofswiesen hatten sie auf den Fahrplänen überhaupt keine Verbindung gefunden.
Der silberne Ford Focus verfügte neben einem durchzugskräftigen Dieselmotor über ein überaus reichliches Ausstattungspaket, das eine sichere und gemütliche Fahrt über die Autobahn ermöglichte. Moshav nutzte die Zeit und machte ein kleines Nickerchen, während Tom am Steuer saß und den Angaben des Navigationsgerätes folgte.
Professor Yigael Jungblut war in Strub, unweit von Bischofswiesen wohnhaft. Im Dachlmoosweg bewohnte er ein Einfamilienhaus. Er war alleinstehend, und nach einem Schlaganfall konnte es durchaus sein, dass er mittlerweile in einem Pflegeheim lebte, hatte die Sekretärin der Uni noch gesagt. Ihr wäre sogar zu Ohren gekommen, dass viele ihn schon für tot hielten, aus diesem Grund könne sie nicht versprechen, dass der Professor wirklich noch in Strub anzutreffen sei.
Tom hoffte inständig, dass Jungblut noch bei guter Gesundheit war und in seinem Haus wohnte, denn sollte er wirklich gestorben sein, dann wäre die Reise nach Deutschland umsonst gewesen. Eine weitere Anlaufadresse, die Chaim Raful in der Umgebung von München aufgesucht haben könnte, war ihm nicht bekannt.
Bei Piding verließ Tom die Autobahn und fuhr über die Landstraße in Richtung Berchtesgaden. Die Nacht war angebrochen, und Moshav schlief. In Bad Friedrichshall bog Tom nach links ab. Durch ein Waldgebiet fuhren sie auf der ansteigenden Landstraße bis Bischofswiesen. Dort hatte die Fahrt ein jähes Ende. Eine Polizeikontrolle versperrte ihnen den Weg. Schwer bewaffnete Polizisten mit Schutzwesten und Maschinengewehren säumten den Weg. Tom folgte dem Zeichen eines Polizisten und hielt den Wagen an. Scheinwerfer und Taschenlampen wurden auf den Wagen gerichtet. Moshav erwachte und sah sich blinzelnd um. »Was … ist … was ist los?«, fragte er schläfrig.
»Polizeikontrolle«, sagte Tom.
Moshav richtete sich auf und schloss die Augen, als er direkt in den Strahl einer Taschenlampe schaute. Tom öffnete die Fensterscheibe.
»Personen- und Fahrzeugkontrolle!«, sagte der Beamte missmutig. Ein weiterer Polizist stand neben ihm und hielt die Maschinenpistole auf den Wagen gerichtet. »Schalten Sie bitte die Innenbeleuchtung ein!«
Tom suchte am Dachhimmel des Fahrzeuges am Schalter, doch er fand ihn nicht gleich. »Entschuldigen Sie, kann ich die Tür ein Stück öffnen? Der Wagen ist geliehen, und ich weiß nicht, wo der Schalter ist.«
Der Beamte nickte und trat ein Stück zur Seite. Tom öffnete die Tür.
»Bitte die Fahrzeugpapiere, Führerschein und Ihre Ausweise!«
Tom und Moshav suchten nach ihren Papieren und gaben sie dem Beamten. Als er Moshavs Reisepass in
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