Die Bruderschaft Christi
älter geworden, als es gut für mich ist. Ich scheue den Tod nicht. Auch deshalb nicht, weil ich im Gegensatz zu euch noch immer einen Gott besitze, während ihr bald im kalten Erdboden vermodern werdet.«
Der Teufel schlug dem alten Mann mit der flachen Hand ins Gesicht. Blut rann über Jungbluts Lippen. »Ihr seid ein Teufel. Ihr tragt Euer Antlitz zu Recht.«
Erneut holte der Teufel aus. Erneut klatschte die flache Hand des Mannes in das Gesicht des Professors. Jungblut sank in seinem Rollstuhl zusammen.
»Bring ihn nicht um!«, rief ihm die Frau zu.
»Ich … die Artefakte … die Schriften sind …«, stöhnte Jungblut mit schmerzverzerrter Stimme.
»Ich verstehe dich nicht, alter Mann!«
»Ich … ich kann …«
Der Teufel beugte sich zum Professor hinab und wandte ihm sein Ohr zu. Tom beobachtete die Szene ungläubig. Würde der Professor doch noch sein Geheimnis verraten? Hatten ihm ein paar Ohrfeigen all seinen Mut genommen?
48
Rostwald bei Bischofswiesen …
Bukowski war mit dem Streifenpolizisten in dessen Dienstwagen in Richtung des Rostwaldes gefahren. Das Einsatzkommando aus München würde noch mindestens eine halbe Stunde bis zum Einsatzort benötigen. Am Waldrand, auf einem Feldweg, hielten sie. Über Funk hatte der Streifenpolizist Verstärkung angefordert und ihren Standort an das Polizeirevier übermittelt. Zwei weitere Streifen waren auf dem Weg. Bukowski stieg aus dem Wagen aus, zündete sich eine Zigarette an und wartete, bis der uniformierte Kollege seine Funkmeldung abgesetzt hatte.
»Wie weit ist die Hütte von hier entfernt?«, fragte Bukowski, nachdem auch der Streifenpolizist den Wagen verlassen und den Funkhörer durch das Fenster nach draußen gelegt hatte.
»Knappe zwei Kilometer«, sagte der Polizist. Im Dämmerlicht der Fahrzeuginnenbeleuchtung sah Bukowski, wie er in Richtung entlang des Weges zeigte.
»Geht immer geradeaus, dann muss man nach links abbiegen. Die Hütte steht auf einer kleinen Lichtung.«
»Kann da ein Hubschrauber landen?«, fragte Bukowski, dem alles zu lange dauerte.
»Keine Chance«, entgegnete der Polizist.
Vorgesehen war, dass die Männer vom Einsatzkommando mittels eines Hubschraubers nach Berchtesgaden verlagert würden und sie dort zwei VW-Busse des zuständigen Reviers bestiegen. Eine halbe Stunde, das wusste auch Bukowski, war dafür knapp kalkuliert. Es würde eher länger dauern.
»Was, glauben Sie, werden wir in der Hütte vorfinden?«, fragte der uniformierte Polizist.
Bukowski zuckte mit der Schulter. »Wenn wir Glück haben, Ihren Freund Steinmeier und einen alten Mann, der in einem Rollstuhl sitzt.«
»Und wenn wir Pech haben?«
»Zwei Leichen, oder es steht uns eine Geiselnahme bevor«, antwortete Bukowski trocken.
Der Polizist griff nach seiner Dienstwaffe und lud sie durch. »Sie sind ebenfalls bewaffnet, davon gehe ich aus.«
Bukowski griff an seine Hüfte und zog seine Walther hervor. »Ich kann nur hoffen, dass wir die Dinger nicht brauchen. Wenn es ganz dicke kommt, dann haben wir es mit ausgebufften Profis zu tun. Die haben schon mehrere Menschen auf dem Gewissen.«
»Dann sollten wir wohl wirklich auf das SEK warten.«
Noch bevor Bukowski antworten konnte, zerriss ein Schuss die Stille der Nacht. Bukowski fuhr erschrocken zusammen.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte er und horchte in die Dunkelheit. Erneut brandeten Schüsse auf. Diesmal klangen sie erheblich leiser.
»Das war ein Gewehr und Pistolen«, sagte der Polizist. »Schrot, so wie es sich anhörte.«
Hektisch warf Bukowski seine Zigarette auf den Boden und trat sie aus.
»Kommen Sie, wir haben keine Zeit zu verlieren«, rief Bukowski seinem Begleiter entschlossen zu.
»Aber das Einsatzkommando?«
»Wollen Sie wirklich hier warten, während da drinnen im Wald vielleicht Menschen sterben?«
Der Uniformierte umrundete den Wagen und setzte sich hinter das Steuer. Kurz gab er die neue Lage über Funk an die Dienststelle durch. Dann schaute er Bukowski fragend an.
»Schaffen Sie die Strecke ohne Licht?«
»Wir werden sehen«, antwortete der Streifenbeamte und ließ den Motor an.
Rostwaldhütte hei Bischofswiesen …
Der Teufel hatte sich tief über den alten Mann im Rollstuhl gebeugt.
»Was willst du mir sagen?«, fragte er.
Der alte Mann röchelte.
»Sag schon, wo hast du die Dokumente versteckt«, sagte der Teufel noch einmal eindringlich. »Mach es dir und deinem Freund nicht so schwer.«
Plötzlich flog die Hand des alten
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