Die Bruderschaft Christi
Frau«, wandte Lisa ein.
»Stein und sein Begleiter sind absolut unbescholten. Sie sind Archäologen und haben sich offenbar einen guten Namen auf diesem Gebiet erworben. Die Frau hingegen hat schon eine ganze Reihe von Straftaten auf dem Kerbholz. Ihre Glaubwürdigkeit wird von der Staatsanwaltschaft in Zweifel gezogen. Außerdem hat Stein einen festen Wohnsitz in Gelsenkirchen.«
»Also haben wir keine Chance?«, folgerte Lisa.
Bukowski holte die Habseligkeiten von Thomas Stein aus der Schreibtischschublade. Nachdenklich betrachtete er die Halskette, an der sich der Schlüssel zum Schließfach im Bahnhof von Berchtesgaden befunden hatte. »Eine Chance gibt es noch«, sagte Bukowski nachdenklich. »Hast du einen Schließfachschlüssel oder einen, der zumindest so aussieht?«
»Was hast du vor?«
»Wenn es wegen der Schießerei nicht klappt, dann kriegen wir ihn vielleicht wegen Diebstahls. Vielleicht sieht dann der Staatsanwalt seine Beteiligung an der Geschichte im Wald mit anderen Augen und ist bereit, einen Haftbefehl zu beantragen.«
Lisa wühlte in ihrer Schreibtischschublade und holte einen Schlüssel hervor. »Gehört zu unserem alten Kaffeeautomaten. Ich war mal für die Befüllung zuständig.«
Bukowski schaute sich den Schlüssel an und nickte zufrieden. »Ich brauche zwei Observationsteams. Würdest du dich darum kümmern?«
Eine Stunde später wurde Tom zum Landeskriminalamt verbracht, wo ihn Bukowski im Vernehmungszimmer erwartete. Trotz aller geschickten Vernehmungstaktiken blieb Tom bei seiner Aussage. Schließlich erhob sich Bukowski und legte Toms Habseligkeiten auf den Tisch.
»Sie können gehen«, sagte er. »Draußen ist jemand, der Sie abholt. Ein gewisser Jean Colombare. Ein Kollege von Ihnen?«
Tom nickte, griff nach der Kette und hängte sie um seinen Hals.
»Das Telefon ist leider kaputt. Sie werden ein neues brauchen.«
Tom lächelte. »Ich bin froh, dass ich noch am Leben bin«, antwortete er, bevor er das Zimmer verließ.
Jean Colombare saß draußen im Flur auf einer Bank. »Gott sei Dank«, sagte er, als er Tom umarmte.
»Wo ist Yaara?«, fragte Tom.
Jean griff ihn am Arm und zog ihn mit sich. »Das erzähle ich dir, wenn wir draußen sind.«
Bukowski blickte aus dem Fenster. Er grinste, als er Tom und seinen Begleiter auf dem Parkplatz erspähte. Sie stiegen in einen roten VW. »Jetzt bin ich mal gespannt«, sagte er. »Ist der Wagen präpariert?«
»Alle sind auf Posten«, entgegnete Lisa.
»Ich rufe Maxime an, er soll mir alles in Erfahrung bringen, was über diesen Colombare in irgendwelchen Akten steht. Vielleicht kriege ich jetzt sogar beide«, freute sich Bukowski.
»Du und deine Pläne«, antwortete Lisa nüchtern.
55
München, Amalienstraße unweit des Englischen Gartens …
»Danke, dass du mich da rausgeholt hast«, sagte Tom zu Jean Colombare, nachdem sie den langen Flur des Polizeipräsidiums hinter sich gelassen hatten.
»Das war nicht ich, das war er«, antwortete Jean und zeigte auf seinen Begleiter. »Er ist dein Anwalt.«
»Es war kein Problem, nachdem wir Haftbeschwerde eingelegt hatten«, erklärte der Bärtige. »Dieser Bukowski hatte nichts gegen Sie in der Hand.«
»Ich danke Ihnen«, antwortete Tom und reichte dem Bärtigen die Hand.
»Keine Ursache«, sagte der Mann, wandte sich um und ging. Tom schaute sich suchend um. »Und wo ist Yaara?«
»Sie wartet in der Wohnung auf dich. Ich dachte, es ist besser, wenn wir nicht alle gleich das Polizeipräsidium stürmen. Aber lass uns gehen. Du kannst mir unterwegs erzählen, was alles passiert ist.« Sie verließen das Polizeirevier und stiegen in den roten VW, der auf dem Parkplatz stand.
»Eine Wohnung, ein Auto, woher hast du das alles?«
»Ich habe einen Bekannten hier in München«, entgegnete Jean und startete den Motor. »Und jetzt erzähl mal, hast du die Schriftrollen?«
Tom zog lächelnd die goldene Halskette mit dem Schlüssel aus seinem Kragen und schwenkte ihn vor Jeans Augen.
»Ich weiß, wo sie gelagert werden«, antwortete Tom. »Raful und Jungblut haben sie in Sicherheit gebracht, bevor sie ermordet wurden. Ich weiß bloß noch nicht, wie uns die Kerle in der Hütte auf die Schliche gekommen sind.«
Sie fuhren die Briener Straße entlang und bogen am Oskar-Miller-Ring in die Amalienstraße ab. In allen Einzelheiten schilderte Tom, was er in der Hütte alles erlebt hatte.
»Moshav hat Glück gehabt«, sagte Tom, als Jean die Amalienstraße entlangfuhr. »Es hat
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