Die Bruderschaft Christi
keinen Blödsinn.«
»Schon gut«, erwiderte Tom atemlos. »Aber er soll sie in Ruhe lassen.«
Der Italiener raffte sich wieder auf. Unsanft zog er Tom in die Höhe und holte zum Schlag aus. »Antonio!«, fuhr ihn Jean an. Der Angesprochene hielt inne. Schließlich warf er Tom auf das Sofa. Yaara lag noch immer am Boden. Jean hob sie auf und führte sie zur Couch. »Es tut mir leid«, murmelte er.
Antonio holte seine Waffe hervor. »Er soll reden!«, sagte er mit eiskalter Stimme. »Sonst verliere ich die Geduld.«
»Schon gut, Antonio«, beschwichtigte Jean Colombare.
Toms Rücken schmerzte. Yaara saß neben ihm und blickte ihn mitleidsvoll an.
»Also, wo sind die Schriftrollen versteckt?«
»Am Bahnhof von Berchtesgaden in einem Schließfach«, krächzte Tom.
»Welche Nummer?«
»Achtzehn.«
Jean warf Antonio einen Blick zu. »Du wirst auf die beiden aufpassen. Lass sie in Ruhe, wenn sie sich ruhig verhalten. Ich bin in vier Stunden wieder zurück. Wenn etwas passiert, dann melde dich über Handy. Ich werde dich anrufen, sobald ich die Schriftrollen habe.«
Antonio nickte. »Vier Stunden, wenn du bis dahin nicht zurück bist, dann erledigen wir die Sache auf meine Weise. Er hat Michelle auf dem Gewissen. Ich habe es genau gesehen.«
Tom stutzte. War dieser Antonio etwa im Rostwald mit dabei gewesen? Warum hatte er dann nicht eingegriffen?
»Sie lebt, und sie wird auch überleben«, antwortete Tom.
»Aber sie ist im Gefängnis, das ist noch schlimmer als tot.«
*
Das Observationsteam hatte gegenüber dem Haus in einem Lieferwagen Stellung bezogen. Stein und sein Begleiter waren in dem mehrstöckigen, grauen Haus verschwunden. Nach einer halben Stunde meldete das zweite, in einem gegenüber liegenden Haus untergebrachte Team, dass sich im dritten Stock in der Wohnung rechts des Eingangs mehrere Personen aufhielten.
»Weiter beobachten«, antwortete Bukowski, der in einem Zivilwagen in der Nähe der Schellingstraße parkte.
»Das Haus steht leer«, wandte sich Bukowski an Lisa, die auf dem Beifahrersitz saß. Sie hatte es sich nicht nehmen lassen, bei diesem Einsatz mit von der Partie zu sein. »Lass bitte feststellen, wem es gehört und ob wir irgendwie an einen Schlüssel herankommen.«
Lisa nickte und zückte ihr Handy.
Das Funkgerät knisterte erneut. »Isar 3/621 von 3/212 kommen«, tönte es aus dem Funkgerät. Das Observationsteam aus der Wohnung meldete sich. Bukowski nahm das Gespräch entgegen.
»Eine Person ist gerade vor dem Fenster im dritten Stock aufgetaucht. Die Person war bewaffnet. Ich wiederhole, die Person war bewaffnet. Es schien, als ziele sie auf jemanden, der am Boden liegt.«
»Was ist da drinnen los?«, fragte Lisa.
»Wie sicher sind Sie, 212?«
»Einhundert Prozent!«
»Wurde geschossen?«
»Negativ, wiederhole, negativ.«
»Konnten Sie die Person identifizieren?«
»Es war weder Stein noch der andere, der ihn im Präsidium abholte«, antwortete der Kollege.
»Verflucht!«, zischte Bukowski.
»Glaubst du, das ist der gesuchte vierte Mann aus dem Rostwald?«
»Wer sollte es sonst sein«, entgegnete Bukowski. »Ich will sofort das SEK hier haben.«
Kaum zehn Minuten später meldete sich das Observationsteam 1.
»Zielperson B verlässt das Haus und steigt in den Wagen. Was sollen wir tun?«
Bukowski schaute Lisa fragend an. Schließlich atmete er tief ein. »Verfolgen Sie das Fahrzeug!«, antwortete er.
»Wie siehst du die Sache?«, fragte er Lisa.
»Zwei Möglichkeiten«, antwortete sie. »Entweder Toms Freund spielt ein falsches Spiel, oder der Täter hat ihn weggeschickt, um die Rollen zu holen, und behält Stein als Geisel.«
Lobend schnalzte Bukowski mit der Zunge. »Gutes Mädchen. Dann warten wir, wie sich die Dinge entwickeln. Wir werden bald wissen, ob der Franzose nach Berchtesgaden fährt.«
Zehn Minuten später meldete das Observationsteam 1, dass der Wagen der Zielperson B in Richtung Berchtesgaden auf die Autobahn gefahren sei. Bevor Bukowski etwas dazu sagen konnte, klingelte Lisas Handy. Das Gespräch war nur kurz.
»Das Haus steht tatsächlich leer, da wohnt niemand mehr drinnen, weil es verkauft werden soll.«
»Und wem gehört es?«
»Ein gewisser Pierre Benoit ist Eigentümer, er hat es an die Kirche verpachtet«, antwortete Lisa.
Bukowski fuhr sich über das Kinn. »Die Kirche? Das ist aber sehr interessant.«
56
Paris, Saint-Germain des Prés …
Wie ein Tiger in einem viel zu engen Käfig wanderte der Kardinal in einem
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