Die Bruderschaft Christi
nachgezogen, dann muss jemand daran manipuliert haben.«
»Du meinst Sabotage«, bemerkte Gina.
»Nenne es, wie du willst, aber dieser Unfall ging nicht mit rechten Dingen zu.«
»Blödsinn«, mischte sich Jean Colombare in die Unterhaltung ein. »Vielleicht ein Materialfehler, oder die Belastung wurde zu groß. Schließlich liegt ein enormer Druck auf den Wänden. Bei dieser losen Pflugschicht kann ganz leicht Erde nachrutschen und den Druck verstärken.«
Moshav schüttelte den Kopf. »Wenn Aaron sagt, dass die Stärke der Schalbretter ausreicht, dann ist das so. Das ist die vierte Grabung, bei der ich mit ihm zusammenarbeite, und es ist noch nie etwas passiert.«
Jonathan griff erneut nach seinem Handy. Er wählte Rafuls Nummer und wartete eine Weile. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Genervt schüttelte Jonathan den Kopf und klappte das Handy wieder zu. »Er meldet sich nicht.«
»Er hat wohl anderes zu tun«, sagte Gina schnippisch.
»Er ist noch immer der verantwortliche Leiter dieser Ausgrabung«, meinte Jonathan trocken. »Und er sollte von dem Unfall erfahren.«
»Hast du es schon im Rockefeller versucht?«, fragte Tom.
Jonathan nickte. »Er ist nicht dort, das Labor ist leer. Nur noch der Sarg und der Leichnam sind dort eingelagert. Der Wandteller und die Amphore fehlen.«
Gina warf Jean Colombare einen verschwörerischen Blick zu. »Er bringt seine Beute in Sicherheit«, zischte sie und zog ein kleines schwarzes Notizbuch aus der Hosentasche. »Aber ich habe zum Glück eine Zeichnung in meinem Notizbuch angefertigt.«
»Seine Beute?«, fragte Yaara. »Was meinst du damit?«
»Die Amphore gleicht den Behältnissen, die in den Höhlen von Qumran gefunden wurden«, erklärte Gina. »Ich verwette meinen Porsche darauf, dass sich eine Schriftrolle darin befindet. Eine Rolle, die aus dem Qumran-Zeitalter stammt. Vielleicht sogar aus der Zeit, in der Jesus durch dieses Tal zu den Gärten von Getsemani wandelte.«
»Oder eine Rolle aus der Zeit der Templer, die Hinweise auf den sagenumwobenen Schatz der Templer gibt«, fügte Jean Colombare hinzu.
»Ihr spinnt«, widersprach Moshav. »Ihr wisst genau, dass es keinen wissenschaftlich fundierten Hinweis auf einen Schatz der Templer gibt. Wir sind keine Glücksritter, wir sind Archäologen, oder jagen wir jetzt schon Hirngespinsten nach?«
»Moshav hat Recht«, bestätigte Tom die Worte seines Freundes. »Die Templer wurden von ihrer eigenen Kirche entmachtet. Sie haben alles verloren, selbst ihr Leben. Nur wenigen ist die Flucht in ein sicheres Domizil gelungen. Dort lebten sie unauffällig und meist in Armut, denn ihre Häscher waren noch immer auf der Jagd nach ihnen. Wer bei all diesem Durcheinander noch einen Schatz verstecken konnte, der hat großes Glück gehabt. Meint ihr nicht?«
Gina wischte Toms Einwand mit einer flüchtigen Geste hinweg. »Trotzdem, findet ihr es nicht sonderbar, dass Raful so einfach verschwunden ist? Und noch dazu lässt er den Leichnam und den Sarg zurück. Da stimmt etwas nicht.«
»Und gleichzeitig passiert hier ein Unfall, bei dem beinahe zwei Menschen ums Leben gekommen wären«, fügte Yaara hinzu. »Ich weiß nicht, aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl bei der Sache.«
Jonathan Hawke schüttelte den Kopf. »Jetzt bleibt auf dem Teppich. Raful ist ein verblendeter, sonderbarer alter Kauz. Bestimmt vermutet er einen Beweis für seine abstrusen Theorien in dem Gefäß. Er wird sicherlich bald wieder auftauchen, wenn er merkt, wie sehr seine Vermutungen an den Haaren herbeigezogen sind. Solange graben wir weiter. Unser Vertrag geht bis zum Ende des nächsten Monats, und ich habe einen Teil meiner Vorauszahlung bereits fest angelegt. Man wird schließlich nicht jünger, und die Tage hier im Heiligen Land werden von Jahr zu Jahr heißer. Also erfüllen wir unseren Vertrag und achten künftig besser auf unsere Sicherheit.«
»Trotzdem bin ich nicht bereit, mich von den Funden im Templergrab ausschließen zu lassen«, widersprach Gina ärgerlich. »Ich will sehen, was wir gefunden haben. Das ist mein Recht.«
Jonathan hob beschwichtigend die Hände. »Ich bin nicht Raful, kläre das mit ihm selbst. Und solange brauche ich dich hier.«
Gina erhob sich und ging zum Ausgang des Zeltes. »Ich kann nicht verstehen, wie ihr euch so einfach von Raful abspeisen lasst. Wenn er sich bis morgen nicht gemeldet hat, werde ich nach ihm suchen. Er kommt mir nicht so einfach davon. Darauf könnt ihr Gift nehmen!«
Jean
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