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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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große Ausgrabung, der Sie als Ingenieur beiwohnen.«
    »Er hat sich wirklich gut über uns informiert«, bemerkte Moshav.
    »Ich habe Ihre Dokumentation über die Ausgrabung römischen Kulturgutes in Israel gelesen«, erwiderte Pater Phillipo an Moshav gewandt. »Eine sehr interessante Arbeit.«
    »Und was interessiert einen Franziskanermönch an einer alten römischen Garnison?«, fragte Yaara.
    Der Pater lächelte. »Sehen Sie, liebe Freundin. Ich bin ein Mann der Kirche, wie man unschwer erkennen kann, doch ich bin kein Prediger oder Missionar. Ich bin Altertumsforscher, ebenso wie Sie.«
    »Also auch Archäologe?«, fragte Moshav.
    »Zumindest habe ich die Archäologie studiert und als junger Erwachsener an etlichen Expeditionen teilgenommen. Inzwischen widme ich mich der Lehre, nicht mehr der aktiven Forschung. Dennoch ist es für mich natürlich aufregend, wenn ein solch imposanter Fund, wie er Ihnen gelungen ist, quasi direkt vor der Haustüre meines Klosters gemacht wird.«
    »Sie wissen, dass eigentlich Professor Raful die Grabung leitet?«
    Pater Phillipo lächelte. »Ich kenne Professor Raful, und ich kenne auch seine Einstellung gegenüber der römischen Kirche. Gleichwohl kam ich hierher, um mich direkt vor Ort zu informieren. Ein solcher Fund kann nicht einem Manne alleine gehören. Er gehört uns allen, und somit natürlich auch der Kirche. Zu einem Teil selbstverständlich.«
    »Wussten Sie eigentlich, dass Professor Raful mit dem Erscheinen der Kirche gerechnet hat und deswegen den Sarkophag hier wegschaffen ließ?«, fragte Jean Colombare verschmitzt.
    »Das dachte ich mir schon.«
    »Er traut der Kirche noch immer nicht«, fuhr Colombare fort. »Er sprach damals von den Ausgrabungen bei Khirbet Qumran. Er war selbst dabei, bis damals die École die Leitung der Grabungsarbeiten übernahm. Er meint, die Kirche habe heute noch nicht alle Schriften veröffentlicht, die in den Höhlen gefunden worden waren. Vor allem die kirchenkritischen Texte seien in den Geheimarchiven Roms verschwunden.«
    Pater Phillipo lachte laut. »Sehen Sie, die Geheimarchive des Vatikans müssten mittlerweile die Ausmaße eines Großflughafens einnehmen, wenn alles darin verschwunden wäre, was die vielen Kirchenkritiker und Zweifler annehmen. Wenn solche Dokumente wirklich existiert hätten, wie lange hätte man sie geheim halten können? An den Ausgrabungen von Qumran waren Spezialisten und Wissenschaftler aus allen Ländern der Welt beteiligt. Christen ebenso wie Moslems oder Juden. Sie sehen doch selbst, wie lange sich ein Fund verheimlichen lässt.«
    Hawke betrat das Zelt. Seine Miene drückte Unruhe und Besorgnis aus.
    »Hast du mit der Polizei gesprochen?«, fragte Yaara, die merkte, dass etwas nicht stimmte.
    Hawke nickte. »Jemand muss mich begleiten«, sagte er bedrückt. »Wir müssen in das Leichenschauhaus.«
    »Mein Gott, Gina?«
    Hawke zuckte mit der Schulter. »Ich weiß es noch nicht, aber am frühen Morgen wurde an der Straße nach Tel Aviv die Leiche einer Frau gefunden. Sie lag auf einer Müllkippe.«
    Tom erhob sich. »Ich fahre mit«, sagte er.

16
    Forensisches Zentrum in Jerusalem …
     
    Schweigen herrschte in den Räumen, die dem Tod so nahe waren. Tom fröstelte, als er den langen, neonlichtdurchfluteten Gang entlangging. Er und Jonathan Hawke folgten zusammen mit einem Offizier der Polizeistation am Löwentor dem großgewachsenen und barhäuptigen Mann mit dem wallenden weißen Kittel.
    »Erschrecken Sie nicht, es ist kalt hier unten«, sagte der Arzt auf Englisch. Er hielt eine graue Metalltür auf und wartete, bis seine drei Begleiter den Raum betreten hatten. Es war düster. Grüne Kacheln zierten die Wände. In der Mitte des Raumes stand eine Bahre aus Metall, ein weißes Laken war darübergedeckt, unter dem sich der Körper eines Menschen abzeichnete.
    Der Arzt trat an die Bahre und blickte den Polizeioffizier an. Dieser nickte unmerklich.
    Als der Arzt das Laken zurückschlug und das zerschundene Gesicht der Toten freigab, zog Tom tief die Luft in seine Lungen.
    »Gina, mein Gott«, stammelte Hawke.
    »Sind Sie sicher?«, fragte der Polizeioffizier.
    Hawke wandte sich ab. »Es gibt keinen Zweifel«, antwortete er.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Tom.
    Der Polizist wies zur Tür und bedankte sich bei dem Arzt. Gemeinsam verließen sie den kühlen Raum.
    »Wir fanden die Leiche auf einer Müllkippe unweit von Givat Shaul. Sie war nackt und hatte keine Gegenstände bei sich.«
    Hawke fuhr

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