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Die Bruderschaft Christi

Die Bruderschaft Christi

Titel: Die Bruderschaft Christi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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wollen«, sagte der Dunkelhaarige leise, beinahe sanftmütig. »Warum quälst du dich unnötig? Ist es das wert?«
    »Ich … ich weiß … es nicht«, kam es erneut über Ginas Lippen.
    Der Dunkelhaarige wandte sich um und warf dem zweiten Mann im Raum einen Blick zu. Gina blinzelte, doch so sehr sie sich auch anstrengte, die Gestalt am anderen Ende des Zimmers blieb ein dunkler Schatten. Sie schaute zur Decke. Dies musste einmal so etwas wie eine alte Fabrik gewesen sein. Warum nur taten sie ihr das an? Sie wusste, dass die Stunde ihres Todes nah war. Erneut traf eine Serie von Faustschlägen ihren Körper.
    »Du elende Hure«, schrie der Dunkelhaarige wie besessen. »Mach endlich dein Maul auf!«
    Er packte sie an den Wangen und zog sie an sich, bevor er ihr ins Gesicht spuckte.
    »Schön«, sagte er schließlich entschlossen. »Du hast es nicht anders gewollt.«
    Seine andere Hand tauchte vor ihren Augen auf. Im Widerschein des Feuers sah sie das metallene Glitzern. Sie schrie, als sie einen beißenden Schmerz an ihrem Oberkörper spürte. Der Schmerz raubte ihr den Verstand. Sie schrie, doch der Dunkelhaarige presste ihr die Hand auf den Mund. Sie verlor die Besinnung, und der Schmerz endete in einer gnädigen Ohnmacht.
     
     
    Kloster Ettal, Oberbayern …
     
    Lisa Herrmann hatte sich früh auf den Weg in das Kloster des kleinen und beschaulichen Ortes Ettal, knappe zehn Kilometer von Garmisch-Partenkirchen, gemacht. Ein Polizeizeichner war in ihrer Begleitung. Bukowski hatte wieder einmal anderes im Sinn, als sich der Aussage des Klosterbruders anzunehmen, der vermutlich den Mörder von Bruder Reinhard gesehen und bei seiner ersten Anhörung wirr dahergeredet hatte.
    »Fahr du nur mal ins Kloster«, hatte Bukowski zu ihr gesagt. »Du kommst bestimmt mit dem Irren besser zurecht als ich.«
    Zähneknirschend hatte sich Lisa in den Wagen gesetzt. Was hatte der Alte bloß vor, fragte sie sich während der Fahrt. Bukowski behielt gerne sein Wissen und seine Ideen für sich, und das passte ihr überhaupt nicht. Schließlich arbeitete eine moderne Polizei im Team. Und gute Teamarbeit war nur möglich, wenn jeder aus der Gruppe alle Details kannte. Doch Bukowski war ein Beamter vom alten Schlag, an ihm war die Zeit scheinbar spurlos vorübergegangen. Und ausgerechnet er war ihr Chef!
    Lisa war zusammen mit dem Polizeizeichner in ein geräumiges Büro im Verwaltungstrakt der riesigen Klosteranlage geführt worden, wo sie ungeduldig auf das Erscheinen des Priors wartete und ihren Gedanken nachhing. Als die Tür geöffnet wurde und der Abt in Begleitung von Bruder Franziskus den Raum betrat, erhob sich Lisa und warf einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr.
    »Sie müssen entschuldigen«, begrüßte sie der Abt und reichte ihr die Hand. »Es gibt derzeit so viele Dinge zu tun. Das kommende Schuljahr will geplant werden, und bald kehren unsere Schüler aus den Ferien in das Internat zurück. Auch ein Mann der Kirche muss sich heutzutage mit so vielen weltlichen Dingen beschäftigen, dass ihm kaum noch Zeit bleibt.«
    Lisa nickte. »Ich verstehe. Ihre Klosteranlage ist riesig.«
    »Ja, die Schule, das Internat, unsere Brauerei und das Hotel. Und dazu noch der ganze Wirbel um das grausame Verbrechen an unserem Bruder. Fast jeden Tag rufen mich besorgte Eltern unserer Internatszöglinge an und wollen wissen, ob ihre Kinder hinter unseren Klostermauern überhaupt noch sicher sind. Deswegen sind wir an einer schnellen und diskreten Aufklärung des Verbrechens sehr interessiert.«
    »Leider haben wir bislang noch keine heiße Spur«, entgegnete Lisa. »Deshalb ist es wichtig, dass sich Bruder Franziskus genau an den Mann erinnert, den er in der Mordnacht vor dem Zimmer des Ermordeten gesehen hat. Unser Polizeizeichner wird ein Phantombild anfertigen. Und je besser die Angaben sind, umso größer sind unsere Chancen, den Mann zu identifizieren.«
    Der Abt nickte. »Bruder Franziskus ist instruiert. Ich habe lange mit ihm geredet. Sie müssen Verständnis für ihn haben. Er ist nach wie vor verängstigt und meint, den Leibhaftigen vor sich gesehen zu haben. Außerdem sprachen wir bereits über seine Krankheit.«
    Bruder Franziskus stand die ganze Zeit über im Schatten des Abtes und hielt sein Haupt gesenkt. Die Hände hatte er vor seinem Bauch zum Gebet gefaltet.
    »Nun denn, Bruder Franziskus«, sprach der Abt mit sanfter Stimme und wies dem Mönch einen Stuhl neben dem Zeichner zu. »Es ist auch Gottes Wille, dass die Sünder

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