Die Bruderschaft Christi
dich ist das hier alles eine Ein-Mann-Show, oder?«
Bukowski kaute auf seiner Lippe. »Was macht das Phantombild?«
Lisa öffnete die Kladde in ihrer Hand und hielt das Bild hoch.
Bukowski versuchte sein Grinsen zu verbergen, doch es misslang.
»Das ist nicht dein Ernst«, sagte er.
»Es geht noch heute an die Presse.«
»Du machst Blödsinn.«
»So sieht unser Mörder aus, er ist nicht schön, aber so hat ihn Bruder Franziskus beschrieben.«
»Das kommt davon, wenn man sich mit Schwachsinnigen einlässt«, ulkte Bukowski.
»Ich kann darüber überhaupt nicht lachen.«
»Weißt du, an wen mich der Kerl erinnert?«, zwang sich Bukowski zu gespieltem Ernst.
Lisa warf Bukowski einen bösen Blick zu und die Kladde verärgert auf seinen Schreibtisch.
»Irgendwie sieht der Kerl aus wie dieser … dieser Jason, oder wie war noch einmal sein Name?«
»Jason?«
»Hast du schon einmal Freitag, der Dreizehnte gesehen?«
Lisa verbiss sich die Antwort und stürmte aus dem Büro. Bukowski griff noch einmal zu der Kladde und schlug den Deckel auf. Die Teufelsfratze, die der Polizeizeichner zu Papier gebracht hatte, konnte durchaus eine Maske gewesen sein. Vielleicht hatte der Täter den Film um den Serienmörder Jason ebenfalls gesehen und sich mit einer entsprechenden Tarnung ausgestattet. Auf alle Fälle musste er die Veröffentlichung des Phantombildes verhindern, bevor er sich und sein Dezernat der Lächerlichkeit preisgab. Er nahm den Telefonhörer ab und ließ sich mit der Pressestelle verbinden. Das Gespräch dauerte nur kurz, denn auch die Mitarbeiter der Pressestelle trauten ihren Augen nicht, als Lisa den Abzug vorbeigebracht und um Veröffentlichung gebeten hatte.
»Ich hätte dich sowieso vorher noch einmal angerufen«, sagte der Pressestellenleiter, als Bukowski ihn aufforderte, den Artikel zu stornieren.
Mit einem Seufzer ließ er sich in seinen Sessel fallen und steckte sich eine Zigarette an. Er legte die Füße auf den Schreibtisch und blies den blauen Rauch in die Luft.
Plötzlich flog die Tür auf und Lisa stürmte mit hochrotem Kopf in das Büro.
»Du hast die Pressemeldung zurückgenommen«, fauchte sie ihn an.
»Wir machen uns doch nicht lächerlich«, antwortete er ungerührt.
»Weißt du was«, wetterte Lisa weiter. »Künftig kannst du deinen Scheiß alleine machen. Ich werde die Chefin bitten, mich in ein anderes Dezernat zu versetzen. Deine Borniertheit und deine Selbstgefälligkeit gehen mir derart auf den Wecker.«
Bukowski erhob sich, griff nach einem blauen Ordner und steckte ihn Lisa zu.
»Was soll das?«
»Lies!«
»Du kannst dir …«
»Lies schon und beruhige dich endlich.«
Lisa blätterte den Ordner auf. Es war der Spurensicherungsbericht der Spezialabteilung. Lisa überflog die Zeilen.
»DNA«, sagte sie nachdenklich.
»Ja, ein DNA-Muster auf dem Bonbonpapier. Wahrscheinlich Speichel. Ich nehme an, der Kerl hat die Gewohnheit, das Bonbon aus der Verpackung herauszulutschen. Ein Glücksfall für uns, meinst du nicht auch?«
Lisa verzog ihre Mundwinkel. »Dazu muss erst einmal ein Profil von ihm gespeichert sein.«
Bukowski klopfte Lisa auf die Schulter. »Es ist gespeichert, mach dir keine Sorgen.«
»Und was macht dich da so sicher?«
»Mein Gefühl. Es ist mein Gefühl. Das ist vielleicht der größte Unterschied zwischen uns beiden.«
Lisa blickte verdutzt drein. »Was ist der Unterschied?«
»Du versuchst dich mit deinem theoretischen Wissen durch unseren Polizeialltag zu schlagen, und ich vertraue auf mein Gefühl.«
»Hat dich dein Gefühl noch nie im Stich gelassen?«
Bukowski lächelte. »Mehr als einmal.«
»Was ist jetzt mit dem Phantombild?«
»Willst du ihn warnen?«
»Du meinst, wir sollten deinem Gefühl vertrauen. Und was, wenn es dich diesmal wieder im Stich lässt?«
Bukowski schnippte die Asche in den Aschenbecher. Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Er nahm ein Taschentuch und hielt es sich vor den Mund.
»Du rauchst zu viel«, ermahnte ihn seine Kollegin.
»Ich habe mich nur verschluckt«, sagte Bukowski, als er das Taschentuch zusammenknüllte und in die Hosentasche zurückschob. Den blutigen Fleck nahm Lisa nicht wahr, als sie die Akte wieder auf den Tisch zurücklegte.
»Und wie gehen wir weiter vor, wenn wir schon einmal dabei sind, uns zu besprechen?«
Bukowski zwinkerte ihr zu. »Jetzt warten wir erst einmal ab.«
Jerusalem, Rockefeller Museum, Suleiman Street …
Pater Phillipo starrte überwältigt auf den
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