Die Bruderschaft der Black Dagger
seiner schwarzen Nylonhose und dem engen Shirt, dem militärischen Bürstenschnitt und mit den stahlblauen Augen war er der Inbegriff des Armeeausbilders. John versuchte, gerader zu stehen, aber seine Wirbelsäule weigerte sich, Haltung anzunehmen. Er war einfach fix und fertig.
»Das war’s für heute«, bellte Tohr. Als die Schüler in sich zusammensackten, runzelte er die Stirn. »Irgendwelche Verletzungen, von denen ich nichts weiß?« Da niemand den Mund aufmachte, warf der Bruder einen schnellen Blick auf die in einem Stahlkasten an der Betonwand hängende Uhr. »Vergesst nicht, dass wir morgen schon um zwölf Uhr anfangen und bis acht Uhr trainieren. Und jetzt ab in die Duschen. Der Bus fährt in fünfzehn Minuten. John, kommst du mal kurz zu mir?«
Während alle ihre müden Knochen über die blauen Matten Richtung Umkleideraum schleppten, blieb John zurück. Und sprach ein kurzes Gebet.
Die Busfahrten zum und vom Trainingszentrum waren die Hölle. An guten Tagen sprach ihn keiner der anderen Schüler an. An schlechten … sehnte er sich danach, geschnitten zu werden. Selbst wenn ihn das also zu einem Weichei machte, hoffte
er, Tohr würde ihm mitteilen, dass er bleiben und im Büro arbeiten konnte oder so was.
Tohr wartete, bis die Stahltür ins Schloss knallte, bevor er sich vom strengen Lehrer zum Vater verwandelte. Eine Hand auf Johns Schulter gelegt, fragte er sanft: »Wie läuft es, mein Sohn?«
John nickte beherzt, obwohl er sich fühlte wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
»Pass auf, die Bruderschaft ist heute erst ziemlich spät losgezogen, deshalb muss ich sofort los, um auf Patrouille zu gehen. Aber ich habe vorhin mit Butch gesprochen, und er meinte, wenn du Lust hättest, könntet ihr beide was unternehmen. Du kannst dich in der Höhle duschen, und er fährt dich hinterher nach Hause.«
John fielen fast die Augen aus dem Kopf. Was mit Butch unternehmen? Der Mann war eine total coole Sau. Wahnsinn, manchmal wurden Gebete tatsächlich erhört. Erst vor zwei Tagen hatte der Typ eine superlässige Unterrichtsstunde über Forensik gehalten, woraufhin jeder in der Klasse beschlossen hatte, Bulle bei der Mordkommission zu werden, wenn er erst erwachsen war.
Mit ihm also was unternehmen … und zusätzlich noch dem Hades-Express nach Hause entgehen?
Tohr lächelte. »Das ist dann wohl ein Ja, oder?«
John nickte. Und hörte gar nicht mehr auf, zu nicken.
»Weißt du, wie du zur Höhle kommst?«
Ist der Code derselbe?, zeigte John.
»Genau.« Tohr drückte ihm die Schulter, seine große Hand strahlte Wärme und Unterstützung aus. »Pass auf dich auf, mein Sohn.«
John machte sich auf den Weg zur Umkleide und zögerte dieses eine Mal nicht, bevor er in das heiße, schwüle Labyrinth von Metallspinden und Hackordnung trat. Wie üblich wich er den Blicken der anderen aus und stapfte zu Schrank Nummer neunzehn.
Lustig, sowohl sein Spind als auch er waren ganz unten und in der letzten Ecke.
Als er sich seine Tasche schnappte und über die Schulter schlang, runzelte Blaylock, der Rothaarige, einer von nur zwei Mitschülern, die ihn nicht ständig anpöbelten, die Stirn.
»Ziehst du dich gar nicht um?«, fragte er und rubbelte sich die Haare mit einem Handtuch trocken.
John konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als er den Kopf schüttelte und sich abwandte.
Was selbstverständlich zur Folge hatte, dass Lash sich ihm in den Weg stellen musste.
»Sieht aus, als würde er sich mal wieder an die Bruderschaft ranschmeißen.« Der blonde Junge streifte übertrieben auffällig eine protzige Diamantuhr »von Jacob & Co., ihr wisst Bescheid« über. »Wetten, er poliert ihnen die Dolche? Mit was wirst du denn ihre Klingen bearbeiten, John?«
Der Impuls, ihm den Finger zu zeigen, war so stark, dass John schon die Hand hob, aber verflucht nochmal, er hatte keinen Bock, sich mit dem Kerl rumzuärgern. Nicht, wenn er auf dem Weg zu Butch und Vishous in die Höhle war und busfrei hatte. Also wandte er sich ab und nahm den Umweg über den nächsten Gang, um dem Konflikt aus dem Weg zu gehen.
»Viel Spaß, Johnny«, rief Lash. »Und vergiss nicht, noch einen Abstecher in die Gerätekammer zu machen. Wegen den Knieschonern.«
Zu dröhnendem Gelächter stieß John die Tür auf und ging in Tohrs Büro … er wünschte sich inständig, Lash würde mal am eigenen Leib spüren, wie es war, wenn man ständig gehänselt wurde.
Oder auch die Fresse poliert bekam.
Durch die Rückwand von Tohrs
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