Die Bruderschaft der Black Dagger
ohnmächtig war. John, Blay und Qhuinn quetschten sich auch noch ins Auto, und dann hieß es warten.
Endlich kam Rhage aus dem Haus gerannt, hielt drei Finger und eine Faust hoch und sprang auf den Beifahrersitz. Während der Bruder begann, eine SMS in sein Handy zu tippen, trat Qhuinn aufs Gas und bewies erneut, dass er nicht ganz blöd war: Er hatte rückwärts in der Einfahrt geparkt, so dass er jetzt sofort durchstarten konnte.
Rhage sah auf die Uhr, während sie über den Kiesweg holperten. »Vier … drei … zwei …«
Das Haus hinter ihnen explodierte in einem Feuerball, die Druckwelle raste durch die Luft …
Genau in dem Moment, als ein Minivan voller Feinde in die Auffahrt einbog und ihnen den Weg auf die Route 9 versperrte.
Bella vergewisserte sich noch einmal, dass in den beiden Reisetaschen alles war, was sie in den nächsten Tagen brauchen würde. In die Tasche mit den grünen Henkeln hatte sie ein paar Klamotten für sich selbst sowie ihr Handy-Ladegerät, ihre Zahnbürste und zweitausend Dollar in bar gepackt. Die Tasche mit den blauen Trägern enthielt Nallas Kleider, Fläschchen und Windeln, außerdem feuchte Tücher, Wundschutzcreme, Decken, einen Teddy und Wie schön! So viel wirst du sehn! von Dr. Seuss.
Der Titel von Nallas Lieblingsbuch war in einer Nacht wie heute wie ein Tritt in die Magengrube. Ehrlich wahr.
Als sie ein Klopfen an der Tür zum Kinderzimmer hörte, rief Bella: »Herein.«
Mary, Rhages Shellan , steckte den Kopf herein. Ihre Miene war angespannt, ihre grauen Augen ernst, noch bevor sie die Reisetaschen entdeckte.
»Rhage hat mir gesimst. Z wurde verletzt. Ich weiß, dass du gehen willst, und der Grund dafür geht mich nichts an, aber vielleicht möchtest du doch lieber noch warten. Rhage zufolge wird Z sich unbedingt nähren müssen.«
Langsam richtete Bella sich auf. »Wie … wie schwer verletzt? Was …«
»Ich weiß leider nur, dass sie nach Hause kommen, so schnell es geht.«
O … Gott. Das war die Nachricht, vor der ihr schon immer gegraut hatte. Z war im Kampf verwundet worden.
»Wann werden sie hier sein?«
»Das hat Rhage nicht gesagt. Sie müssen wohl erst noch einen verletzten Vampir in Havers’ neuer Klinik abliefern, aber das liegt auf dem Weg. Ob Z dort behandelt wird oder hier, weiß ich nicht genau.«
Bella schloss die Augen. Zsadist hatte ihr diese SMS geschrieben, als er schon verletzt war. Er hatte sich an sie gewandt, als er Schmerzen litt … und sie hatte ihm eine emotionale Ohrfeige verpasst und ihm verkündet, dass sie ihn seinen Dämonen überlassen wollte.
»Was habe ich nur getan«, flüsterte sie.
»Wie bitte?«, fragte Mary.
Bella schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
Dann ging sie zur Wiege und betrachtete ihre Tochter. Nalla schlief den kräftigen, erschöpften Schlaf von Kindern, ihre kleine Brust hob und senkte sich entschlossen, ihre rosa Händchen waren zu Fäusten geballt, die Augenbrauen zusammengezogen, als konzentrierte sie sich aufs Wachsen.
»Bleibst du bei ihr?«, bat Bella.
»Aber selbstverständlich.«
»In dem Kühlschrank da drüben ist Milch.«
»Ich bleibe hier, mach dir keine Gedanken.«
In der Auffahrt des giftgrünen Hauses spürte Z den heftigen Ruck von Qhuinns Vollbremsung. Trotz der gesammelten Gesetze der Physik, die massiv auf ihn einwirkten, wackelte der Wagen nur ein bisschen und kam gerade noch zum Stehen, bevor er die Schnauze des Minivans vor sich zerquetschte.
Wie im Wilden Westen schoben sich Pistolenläufe aus sämtlichen Fenstern der spießigen Familienkutsche der Lesser , und sofort prasselte ein Bleihagel auf die kugelsichere Karosserie des Hummer herab und prallte von den zentimeterdicken Plexiglasscheiben ab.
»Das ist erst der zweite Einsatz mit meiner neuen Karre«, schimpfte Qhuinn, »und diese Penner wollen Schweizer Käse daraus machen? So weit kommt’s noch. Festhalten.«
Qhuinn legte den Rückwärtsgang ein, setzte holpernd fünf Meter zurück, dann schaltete er in den ersten Gang und trat das Gaspedal durch. Kraftvoll riss er das Lenkrad nach links und fuhr links an dem Lesser -Auto vorbei. Erdklumpen spritzten hoch und prasselten gegen beide Karossen.
Während sie noch herumhüpften wie ein Boot bei Sturm, zog Rhage eine Handgranate aus der Jackentasche. Er ließ die Scheibe eben gerade weit genug herunter, zog den Splint mit den Zähnen und schleuderte den faustgroßen Sprengsatz hinaus.
Durch eine glückliche Fügung landete er auf dem Dach des Minivans,
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