Die Bruderschaft der Black Dagger
Löchern und den bunten Kugeln war der Fixstern ihres Sonnensystems, die sie umkreiste und umkreiste …
Mein Gott. Wie um alles in der Welt kamen Mary und Bella nur damit klar … zu wissen, dass ihre Hellren dort draußen in der finsteren Nacht waren und gegen einen furchtbaren Feind kämpften - einen Feind mit Waffen, die nicht nur verletzten, sondern töteten?
Als Wrath ihr gestanden hatte, was er vorhatte, was er tun musste, hatte sie sich zwingen müssen, ihn nicht anzuschreien. Aber du lieber Himmel, sie hatte ihn schon im Krankenhaus gesehen,
an Schläuche und Maschinen und Drähte angeschlossen, verletzt, sterbend, hin und her schlingernd zwischen dem Leben und dem Nichts.
Ihr Interesse, das noch einmal zu erleben, lag bei null.
Klar, er hatte sich alle Mühe gegeben, sie zu beruhigen. Und hatte ihr versprochen, vorsichtig zu sein. Und hatte sie daran erinnert, dass er schlappe dreihundert Jahre lang gekämpft hatte, darauf trainiert und vorbereitet, dafür geboren worden war. Und hatte gesagt, dass es nur für diese eine Nacht wäre.
Doch was spielte das alles schon für eine Rolle? Sie dachte nicht an die dreihundert Jahre, in denen er im Morgengrauen gesund heimgekehrt war. Sie machte sich Sorgen um genau diese eine Nacht, in der er es vielleicht nicht schaffen würde. Er war trotz allem aus Fleisch und Blut, und auch seine Uhr tickte und konnte jeden Moment ablaufen. Es bräuchte nur eine Kugel in die Brust oder den Kopf oder …
Sie sah an sich herab und stellte fest, dass sie sich nicht mehr bewegte. Was irgendwie einleuchtete. Offenbar waren ihre Füße am Boden festgeklebt.
Sie überredete die beiden Auswüchse am Ende ihrer Beine, ihren Weg wieder aufzunehmen und sagte sich, dass er eben war, was er war: ein Krieger. Sie hatte kein verdammtes Weichei geheiratet. In ihm floss Kämpferblut, und er war im vergangenen Jahr komplett ans Haus gefesselt gewesen, deshalb war es unausweichlich gewesen, dass ihm irgendwann der Geduldsfaden reißen würde.
Aber, o Gott, musste er denn unbedingt da rausgehen und …
Die Standuhr schlug. Fünf Uhr.
Warum waren sie denn noch nicht zurück …
Die Tür der Eingangshalle öffnete sich, und sie hörte Zsadist und Phury und Vishous und Rhage hereinkommen. Ihre tiefen Stimmen vibrierten, die Worte überschlugen sich vor Kraft und Leben. Sie waren wegen irgendetwas aufgekratzt, aufgeregt.
Falls Wrath etwas passiert war, würden sie sich doch bestimmt nicht so verhalten. Oder? Oder ?
Beth trat in die Tür … und musste sich am Pfosten festhalten. Z blutete, sein hautenger Rolli war von einem roten Strom durchweicht, die Dolche nass und glänzend. Wobei er das überhaupt nicht zu bemerken schien. Er strahlte, ein Funkeln erhellte seine Augen. Seiner Haltung nach hätte man glauben können, er hätte zwei Mückenstiche statt zwei klaffende Wunden davongetragen.
Beth fühlte sich leicht benommen - jemand musste ja um seinetwillen - und sah den vier Brüdern auf ihrem Weg zu der verborgenen Tür unter der Treppe nach. Sie wusste, dass sie schnurstracks den Erste-Hilfe-Raum unten im Trainingszentrum ansteuern würden und fragte sich, wie Bella sich wohl fühlen würde, wenn sie Z so sehen musste. Andererseits würde sie dazu vermutlich gar keine Gelegenheit bekommen, so wie man die Brüder kannte. Die verheirateten Vampire im Haus passten immer gut auf, sich zusammenflicken und säubern zu lassen, bevor sie ihre Shellans aufsuchten.
Bevor die Brüder im Tunnel verschwanden, trat Beth in die Eingangshalle, sie hielt es einfach nicht mehr aus. »Wo ist er?«, fragte sie laut.
Die ganze Bande blieb stehen, und ihre Mienen wurden ernst, als wollten sie Beth nicht dadurch beleidigen, wie aufgedreht sie waren.
»Er kommt gleich«, sagte Phury, die gelben Augen freundlich, das Lächeln sogar noch freundlicher. »Es geht ihm gut.«
Vishous lächelte finster. »Mehr als gut. Heute Nacht ist er lebendig.«
Und dann war sie allein.
Gerade, als sie ernsthaft sauer wurde, schwang die Tür auf, und ein kalter Luftstrom breitete sich im Foyer aus wie ein Teppich, der ausgerollt wird.
Wrath trat ins Haus, und Beth riss die Augen auf. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, als er ging, hatte ihn nicht in Augenschein nehmen können, doch das holte sie jetzt nach.
Verdammter Mist, jetzt sah sie ihn.
Ihr Hellren war wie damals in jener Nacht, als er zum ersten Mal in ihre alte Wohnung gekommen war: eine tödliche Bedrohung in schwarzem Leder, die auf dem Körper
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