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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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den Geist aufgegeben. Zumindest hat Rhage das erzählt. Der zwar eine große Klappe hat, aber niemals lügt.

    Gegenüber brummen die Kisten auf Vs Schreibtisch vor sich hin. Die PCs sehen aus wie ein Haufen Klatschweiber, die die Köpfe zusammenstecken und sich gegenseitig zuflüstern, wer gerade was wo tut. Die Stereoanlage dahinter wirkt genauso Hightech-mäßig - als könnte man damit notfalls auch eine Computertomografie machen. Es läuft Rap, aber nicht so laut wie früher immer. Curtis von 50 Cent. Ja, irgendwie dachte ich mir schon, dass Kanye bei V nicht im CD-Spieler liegen würde.
    Was ich von der Küche erkennen kann, ist ein Schock. Sie ist spiegelblank, nirgendwo stehen Gläser rum, die Schranktüren sind allesamt geschlossen, und kaum Kleinkram ist zu sehen. Ich möchte wetten, dass im Kühlschrank nicht nur Reste vom TexMex-Imbiss und Sojasoßentütchen liegen. Um Himmels willen, da steht sogar eine Obstschale. Pfirsiche. Klar.
    Veränderung, denke ich mir. Hier hat sich einiges verändert. Und das merkt man nicht nur an den schwarzen Stilettos neben der Couch und den neuesten Ausgaben des New England Journal of Medicine inmitten der ganzen Sports Illustrated -Hefte.
    Während ich mich so umsehe, denke ich über die beiden Kerle nach, die inzwischen mit ihren Partnerinnen hier leben. Und mir fallen die guten alten Zeiten aus Nachtjagd und Blutopfer wieder ein, als V und Butch die Nacht oben in dem Gästezimmer in Darius’ Haus verbrachten. Butch erkundigte sich nach Vs Hand. V kam dahinter, dass der Ironman nicht besonders am Leben hing. Die beiden freundeten sich an. Mein Lieblingsteil war der, als Wrath am nächsten Abend hereinkam und meinte: »Ihr zwei habt’s aber kuschelig hier.« An die Antwort kann sich wahrscheinlich jeder noch gut erinnern.
    Zwei Jahre sind seitdem vergangen, und die beiden sind immer noch zusammen.
    Andererseits sind wir Mitglieder der Red-Sox-Nation auch ein loyaler Haufen.

    Aber alles ist anders, nicht …
    Die Tür zum Tunnel fliegt auf, und Butch kommt rein. Er riecht nach Lesser , von Kopf bis Fuß nach Talkum. Ich muss mir die Nase zuhalten, um nicht zu würgen.
    »Das Interview ist abgeblasen«, sagt er heiser.
    »Äh, das macht nichts, ich hab sowieso keinen Stift«, murmele ich in Anbetracht seiner grimmigen Miene und seines Schwankens.
    Auf dem Weg in sein Zimmer stolpert Butch über seine eigenen Füße und prallt gegen die Wände.
    Na super. Und was mache ich jetzt?
    Ich warte eine Minute. Dann gehe ich in den Flur, weil … na ja, in so einer Situation möchte man doch helfen, oder? Als ich vor seiner Zimmertür ankomme, erhasche ich einen kurzen Blick auf seinen nackten Rücken und drehe schnell den Kopf weg.
    »Brauchst du was?«, frage ich und komme mir wie eine Idiotin vor. Okay, ich schreibe zwar über die Bruderschaft, aber seien wir mal ehrlich - ich bin ein Gespenst in ihrer Welt, eine Beobachterin, keine Teilnehmerin.
    »V. Aber er kommt gleich …«
    Die Eingangstür knallt auf, und mein Kopf schnellt herum, als wäre er an einem Gummiband befestigt.
    Ach du Scheiße.
    Die Wahrheit über V lautet: Er mag mich nicht. Mochte mich noch nie. Und da er ein Vampir ist, knappe hundertvierzig Kilo auf die Waage bringt und außerdem auch noch diese Todeshand besitzt, muss ich jedes Mal, wenn ich ihm begegne, an sämtliche Panikattacken meines Lebens denken. Sie kehren alle zurück. Jede Einzelne. Und zwar gleichzeitig.
    Ich muss heftig schlucken. V ist in schwarzes Leder gehüllt, blutet an der Schulter und hat beschissene Laune. Sein Blick fällt auf mich, und er fletscht die Fänge.
    »Du machst ja wohl Witze.« Er reißt sich die Lederjacke praktisch vom Leib und schleudert sie quer durch die Höhle. Mit den
Dolchen ist er etwas vorsichtiger. »Mann, das ist echt nicht meine Nacht.«
    Ich halte schön die Klappe. Ich meine, gibt es eine passende Antwort auf so eine Begrüßung? Abgesehen davon, mich im Badezimmer zu erhängen, kann ich so ziemlich sicher nichts tun, um ihn aufzuheitern.
    Vishous stapft an mir vorbei zu Butch, und ich versuche mich als Wanddeko: versuche, so flach wie möglich zu werden. Was mir ziemlich leichtfällt. Ich bin von Natur aus gebaut wie ein Brett, lang und kurvenlos.
    Nebenbei möchte ich betonen, dass V gigantisch ist. GIGANTISCH. Ich reiche ihm kaum bis an die Schulter, und angesichts seiner Körpergröße komme ich mir vor wie eine Fünfjährige neben einem Erwachsenen.
    Als er in Butchs Türrahmen stehen bleibt, kann ich

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