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Die Bruderschaft der Black Dagger

Titel: Die Bruderschaft der Black Dagger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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liebten regelmäßige Aufgaben im Haushalt. Je mehr, desto besser.
    Der große Eisenkessel besaß vorne ein kleines Fenster aus zwei Zentimeter dickem Hartglas, und dahinter loderten die Flammen, träge und heiß.
    »Zsadist?«
    Er rieb sich das Gesicht, drehte sich aber beim Klang der vertrauten Frauenstimme nicht um. In gewisser Hinsicht konnte er nicht fassen, dass er wirklich tun würde, was er vorhatte, und der Drang zur Flucht zerriss ihn beinahe.
    Mit einem Räuspern sagte er: »Hi.«
    »Hi.« Eine kleine Pause entstand, bis Mary sagte: »Ist der freie Stuhl neben dir für mich gedacht?«
    Jetzt drehte er sich um. Mary stand am Fuß der Kellertreppe, wie üblich in eine Stoffhose und ein langärmeliges Poloshirt
gekleidet. An ihrem linken Handgelenk trug sie eine massive goldene Rolex, und in den Ohrläppchen steckten kleine Perlen.
    »Ja«, sagte er. »Ja … danke fürs Kommen.«
    Mary kam zu ihm, ihre flachen Ledersohlen klapperten leise auf dem Betonfußboden. Als sie sich auf dem Klappstuhl niederließ, rückte sie ihn so herum, dass sie ihm, und nicht dem Kessel gegenübersaß.
    Er rieb sich über den geschorenen Kopf.
    In der sich ausbreitenden Stille sprang ein Gebläse in der Ecke an … und oben stellte jemand die Spülmaschine an … und das Telefon in der Küche klingelte.
    Schließlich hielt er, weil er sich wie ein Trottel vorkam, ohne etwas zu sagen, ein Handgelenk hoch. »Ich muss üben, was ich Nalla erzählen will, wenn sie mich danach fragt. Ich muss einfach … einfach etwas vorbereitet haben, was ich zu ihr sagen kann. Etwas, was … das Richtige ist, verstehst du?«
    Mary nickte langsam. »Ja, das verstehe ich.«
    Er wandte sich wieder dem Heizkessel zu und dachte daran, wie er den Schädel der Herrin darin verbrannt hatte. Unvermittelt erkannte er, dass dies das Äquivalent zu Vs Einäscherung von Bellas Gefängnis gewesen war. Ein Schloss konnte man zwar nicht niederbrennen … aber dennoch hatte eine Art Reinigung durch Feuer stattgefunden.
    Was er nicht erledigt hatte, war die andere Hälfte des Heilungsprozesses.
    Nach einer Weile begann Mary: »Zsadist?«
    »Ja?«
    »Was sind diese Dinger?«
    Er runzelte die Stirn und warf ihr einen raschen Seitenblick zu; wusste sie das echt nicht? Andererseits … war sie ein Mensch gewesen. Vielleicht kannte sie die Bedeutung der Tätowierungen wirklich nicht. »Das sind Sklavenfesseln. Ich war … ein Sklave.«
    »Hat es wehgetan, als man sie dir angelegt hat?«
    »Ja.«

    »Hat es derselbe getan, der dir auch das Gesicht zerschnitten hat?«
    »Nein, das war der Hellren meiner Besitzerin. Meine Besitzerin … sie war es, die mir die Fesseln angelegt hat. Er hat mein Gesicht zerstört.«
    »Wie lange warst du ein Sklave?«
    »Einhundert Jahre.«
    »Wie bist du freigekommen?«
    »Phury. Phury hat mich rausgeholt. So hat er sein Bein verloren.«
    »Hat man dir wehgetan, als du ein Sklave warst?«
    Z schluckte heftig. »Ja.«
    »Denkst du noch daran?«
    »Ja.« Er betrachtete seine Hände, die plötzlich aus irgendeinem Grund schmerzten. Ach, klar. Er hatte seine Hände zu Fäusten geballt und zwar so fest, dass ihm fast die Fingerknöchel zersprangen.
    »Gibt es heute noch Sklaverei?«
    »Nein. Wrath hat sie verboten. Als Hochzeitsgeschenk für Bella und mich.«
    »Was für eine Art Sklave warst du?«
    Zsadist schloss die Augen. Oh ja, die Frage, die er nicht beantworten wollte.
    Eine Zeit lang kostete es ihn sämtliche Kraft, sich zu zwingen, auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Doch dann sagte er mit künstlich ruhiger Stimme: »Ich war ein Blutsklave. Ich wurde von einer Frau meines Blutes wegen benutzt.«
    Die Stille nach seinen Worten erdrückte ihn wie ein greifbares Gewicht.
    »Zsadist? Darf ich meine Hand auf deinen Rücken legen?«
    Sein Kopf vollführte etwas, das offenbar einem Nicken gleichkam, denn Marys weiche Handfläche legte sich sachte auf sein Schulterblatt. Sie beschrieb einen langsamen, sanften Kreis.
    »Das sind die richtigen Antworten«, sagte sie. »Alle.«
    Er musste heftig blinzeln, das Feuer im Fenster des Kessels verschwamm vor seinen Augen. »Glaubst du?«, fragte er heiser.
    »Nein. Ich weiß es.«

EPILOG
     
     
    Sechs Monate später …
     
    »Und was soll der ganze Lärm hier, mein Schätzchen?«
    Bella kam ins Kinderzimmer und fand Nalla aufrecht in ihrem Bettchen stehend, die Hände um das Gitter geklammert, das kleine Gesicht rot und zerknautscht vom Weinen. Alles lag auf dem Fußboden: das Kissen, die Kuscheltiere,

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