Die Bruderschaft der Black Dagger
genauso hart. Nur auf etwas andere Weise. Aber dazu später mehr.)
Schließlich fügte sich alles irgendwie, weil ich mich von den Bildern in meinem Kopf habe leiten lassen. Auch wenn ich mich zwischendurch mal verfranse, vertraue ich meinen Geschichten … in erster Linie, weil ich gar keine andere Wahl habe. Was mir von selbst vorschwebt ist immer tausendmal besser als alles, was ich bewusst zu konstruieren versuche.
Hier ist ein kleines Beispiel aus Rhages Buch, bei dem ich auf meine grauen Zellen vertraut habe. Als ich mit dem Schreiben von Ewige Liebe begann, tauchte plötzlich Vishous, der Wächter der Visionen, in meinem Kopf auf und eröffnete Rhage, dass er mit einer Jungfrau enden würde. Ich war natürlich verwirrt, denn wie sollte das funktionieren, wo Mary doch schließlich schon mal mit jemandem zusammen war, bevor sie Hollywood traf. Trotzdem dachte ich mir, okay, wenn V das sagt, wird es schon stimmen. Und dann - beim weiteren Schreiben - gab V mir immer wieder kleine Hinweise darauf, dass Marys Name eine besondere Bedeutung hat. Ich hatte zwar erst noch keine Ahnung, worauf er hinauswollte, aber mir spukte diese Namensgeschichte die ganze Zeit im Kopf herum. Ich dachte mir, ich schreibe das jetzt einfach mal so, und wenn es nirgendwo hinführt, bügele ich es nachher einfach wieder aus.
Erst ganz zum Schluss wurde es mir dann klar. Mary und Rhage liegen zusammen im Bett, nachdem sie wieder glücklich vereint sind:
Mary hob den Kopf. »Weißt du, meine Ma sagte immer, ich würde gerettet werden, ob ich an Gott glaube oder nicht. Sie war überzeugt, ich könnte mich wegen des Namens, den sie mir gegeben hatte, der Gnade nicht entziehen. Sie meinte immer, jedes Mal, wenn jemand meinen Namen sagen oder schreiben oder denken würde, dann wäre ich der Gnade teilhaftig.«
»Deinen Namen?«
»Mary. Die englische Form von Maria. Sie hat mich nach der Jungfrau Maria benannt.«
- BRUDERKRIEG, Seite 294/295
Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich diesen Dialog tippte und lauthals lachen musste. Vishous hat immer Recht!
Aber jetzt gebe ich euch noch ein Beispiel dafür, dass es nicht immer so leicht ist, den Bildern in meinem Kopf zu vertrauen.
Während ich die achtundfünfzig Seiten lange Outline von Rhages Story schrieb, gab es eine Szene, die den ungeschriebenen Gesetzen der romantischen Konventionen zuwiderlief. Normalerweise geht der Held eines klassischen Liebesromans nicht mehr mit anderen Frauen ins Bett, nachdem er erst einmal mit der Heldin zusammen ist. Klar. Und wer würde sich auch ernsthaft auf jemanden einlassen, der wild in der Gegend herumvögelt?
Aber Rhage landet im Bett mit einer anderen Frau, nachdem er und Mary bereits ein Paar sind. Sie haben zwar noch nicht miteinander geschlafen, aber die Anziehung ist deutlich zu spüren und die Verbindung zwischen den beiden ist klar - zumindest was Rhage betrifft. Aber das Problem ist die Bestie in ihm. Um diesen Fluch einigermaßen unter Kontrolle zu behalten, ist er gezwungen, die schlechte Energie im Kampf oder beim Sex loszuwerden. In der Nacht, in welcher der »Betrug« stattfindet, ist er besonders unter Druck. Mit Mary zusammen zu sein hat
ihn ziemlich scharfgemacht, weil er sich extrem zu ihr hingezogen fühlt, und er hat auch vergeblich versucht, sich in einen Kampf verwickeln zu lassen, um die Spannung abzubauen. Schließlich erreicht er ein kritisches, gefährliches Niveau. Er hasst, was er tut, und hasst sich für den Fluch, der auf ihm lastet - und es ist ganz offensichtlich, dass es diese Umstände sind, die ihn zu seinem Handeln zwingen, und er es nicht aus freien Stücken so weit kommen lässt. Es handelt sich hier also nicht um den klassischen Fall eines skrupellosen schwanzgesteuerten Weiberhelden.
Die Szene, als Rhage wieder zurück in ihr Zimmer kommt, war herzzerreißend zu schreiben. Ich sehe ihn noch immer vor mir, wie er aus der Dusche kommt, sich auf die Bettkante setzt, ein Handtuch um die Hüften geschlungen. Er lässt den Kopf hängen und ist total niedergeschlagen, in der Zwickmühle zwischen dem Fluch, der auf ihm lastet, und seiner Liebe zu Mary. Das ist ein sehr harter Moment, und es schafft einen sehr schwerwiegenden Konflikt zwischen den beiden. Gemeinsam sind sie zwar in der Lage, ihn zu überwinden, aber mir war beim Schreiben klar, dass dies eine Sache ist, mit der nicht alle Leser gut würden umgehen können. Ich verstehe auch sehr gut, warum. Deshalb war ich beim Schreiben des Buches auch sehr
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