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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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drückte, damit die Symphonie beginnen konnte. Herod, dessen Gesicht in kaltes weißes Licht getaucht war, wie Sonnenschein, der vom Schnee widergespiegelt wird, starrte in das Kästchen. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, schlug angesichts dessen, was ihm offenbart wurde – dem Kollektor und mir aber verborgen blieb –, von Angst in Verwunderung um.
    Und dann begriff Herod, und er war verloren.
    Der Kollektor wirbelte weg, hechtete auf mich zu und warf mich zu Boden, doch ich musste wohl oder übel hinschauen. Ich sah einen schwarzen Rücken, geschwungen wie ein Bogen, die Haut von spitzen Wirbelknochen verzogen und aufgerissen. Ich sah einen Kopf, der zu groß war für den Körper, der ihn trug, und einen Hals, der in Fleischfalten verschwand. Das Schädeldach war ein Alptraum aus ineinander verschlungenen gelben Hörnern, die aussahen wie die Wurzeln eines uralten Baumes, von denen man die Rinde abgeschält hat. Ich sah gelbe Augen funkeln. Ich sah dunkle Nägel. Ich sah spitze Zähne. Aus einem Kopf wurden zwei, dann drei. Zwei beugten sich zu Herod herab, aber einer wandte sich mir zu –
    Dann drückte der Kollektor die Finger auf meinen Hinterkopf und zwang mein Gesicht zu Boden.
    »Nicht hinschauen«, sagte er. »Schließen Sie die Augen. Schließen Sie die Augen und beten Sie.«
    Herod gab keinen Laut von sich. Das nahm mich am meisten mit. Er war stumm, während sie sich an ihm zu schaffen machten, und obwohl ich versucht war, ein weiteres Mal hinzuschauen, machte ich es nicht, nicht einmal als sich der Griff des Kollektors löste und ich spürte, wie er aufstand. Ich hörte eine Reihe mechanischer Klickgeräusche, und der Kollektor sagte: »Es ist vollbracht.«
    Erst dann schlug ich die Augen auf.
    Herod saß zusammengesunken auf seinem Stuhl, den Kopf zurückgelegt, Augen und Mund weit offen. Er war tot, wirkte aber unversehrt, von einem dünnen Blutfaden einmal abgesehen, der aus seinem linken Ohr rann, und der rot verfärbten Hornhaut seiner Augen, so als wären sämtliche Blutgefäße geplatzt. Das Kästchen auf seinem Schreibtisch war wieder geschlossen, und ich hörte, wie sich das Geflüster zurückmeldete, wütend jetzt wie ein Bienenschwarm, wenn der Stock von außen durchgeschüttelt wird.
    Der Kollektor nahm seine Zigarette von der Armlehne des Sessels. Ein langer Aschefinger hing an der Spitze, wie ein Gebäude, das jeden Moment einstürzen kann. Er klopfte ihn über Herods offenem Mund ab, dann führte er die Zigarette an seine Lippen und nahm einen langen Zug.
    »Wenn man die Hunde hänseln will, muss man immer aufpassen, wie lang die Kette ist«, sagte er. Er nahm das Kästchen und klemmte es sich unter den Arm.
    »Wollen Sie es mitnehmen?«, fragte ich.
    »Vorerst. Aber ich werde es nicht behalten.«
    Er ging zu einem der Regale und nahm eine kleine Elfenbeinstatue von einem weiblichen Dämon heraus. Sie wirkte orientalisch, aber ich bin kein Experte.
    »Ein Souvenir«, sagte er, » für meine Sammlung. Jetzt habe ich noch eine Aufgabe. Darf ich Ihnen jemanden vorstellen …«
    Wir standen vor dem prachtvollen Spiegel vor Herods Arbeitszimmer. Zuerst sah ich nur mein Spiegelbild und das des Kollektors, doch dann gesellte sich ein drittes hinzu. Zunächst schien es kaum mehr als ein verschwommener, dunkelgrauer Fleck ohne Mund und Augen zu sein, doch dann bildeten sich allmählich Züge heraus.
    Es war das Gesicht von Susan, meiner toten Frau, aber mit Löchern, die man ihr in die Haut gebrannt hatte, wo einst die Augen waren. Dann verschwamm das Gesicht erneut, als hätte man eine Rassel geschüttelt, und es wurde zu Jennifer, meiner ermordeten Tochter, aber ebenfalls ohne Augen und der Mund voller stechender Insekten. Weitere Gesichter tauchten auf, Feinde von früher, die sich immer schneller veränderten: der fahrende Mann, der Susan und Jennifer zerfetzt hatte, der Frauenmörder Caleb Kyle, Pudd, dessen Gesicht von alten Spinnennetzen umwoben war, und Brightwell, der Dämon, dessen Kropf angeschwollen war wie eine riesige Blutblase.
    Denn er steckte in ihnen allen, und sie stammten alle von ihm.
    Schließlich war nur noch die Gestalt eines Mannes von Anfang vierzig da, knapp überdurchschnittlich groß. Sein dunkles Haar war grau meliert, die Augen wirkten bekümmert und traurig. Neben ihm war sein Zwillingsbruder und neben dem der Kollektor. Dann trat der Kollektor einen Schritt beiseite, worauf aus zwei Spiegelbildern eins wurde und ich mich selber anstarrte.
    »Was haben

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