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Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Bruderschaft der Nacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Connolly
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Bedeutung, um korrekte Flexionen zu schaffen. Außerdem hatte das Akkadische die Homophonie des Sumerischen übernommen, die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Zeichen den gleichen Klang wiederzugeben. In Verbindung mit einer Schrift, die zwischen sieben- und achthundert Zeichen besaß, hieß das, dass das Akkadische ungemein schwer zu übersetzen war. Die Tontafel bezog sich eindeutig auf einen Gott der Unterwelt, aber auf welchen?
    Herod liebte solche Herausforderungen. Er war ein außergewöhnlicher Mann. Er war im Großen und Ganzen ein Autodidakt, der seit seiner Kindheit von Altertümern fasziniert war, vor allem aber von untergegangenen Kulturen und nahezu vergessenen Sprachen. Viele Jahre lang hatte er ziellos mit solchen Sachen herumdilettiert, ein begabter Amateur, bis ihn der Tod veränderte.
    Sein Tod.
    Der Computer rechts von Herod piepte leise. Herod wollte den Laptop nicht auf seinem Schreibtisch stehen haben. Er fand es nicht richtig, das Alte und das Moderne auf diese Art und Weise miteinander zu vermengen, auch wenn der Computer einige seiner Aufgaben unglaublich erleichterte. Herod arbeitete nach wie vor gern mit Papier und Bleistift, mit Büchern und Manuskripten. Alles, was er wissen musste, war in den vielen Büchern in diesem Zimmer enthalten, oder er hatte es im Kopf und brauchte die Bibliothek nur zur Bestätigung seiner Überlegungen und Erkenntnisse.
    Unter normalen Umständen hätte Herod eine solch kitzlige Aufgabe nicht liegenlassen, um eine E-Mail zu beantworten, aber er hatte den Computer so eingestellt, dass er ihn darauf hinwies, wenn Mitteilungen von einer Reihe von besonderen Kontaktpersonen eingingen, denn der Zugang zu Herod war genau geregelt. Die Nachricht, die soeben eingegangen war, stammte von einer seiner vertrauenswürdigsten Quellen und war an sein Eingangsfach für dringliche Mails geschickt worden. Herod nahm die Lupe ab und tippte das Plexiglas mit der Fingerspitze an, wie ein Spieler, der das Schachbrett im entscheidenden Moment verlassen muss, so als wollte er sagen: »Wir sind noch nicht fertig. Irgendwann werde ich dich knacken.« Er stand auf und ging vorsichtig zwischen den Bücher- und Papierstapeln hindurch, bis er beim Computer war.
    Er rief die Nachricht ab und erhielt eine Reihe hochauflösender Bilder von einem Rollsiegel, dessen Kappen mit Edelsteinen besetzt waren. Das Siegel lag auf einem schwarzen Filztuch und war von verschiedenen Seiten fotografiert worden. Bestimmte Einzelheiten – die Edelsteine, eine wunderbar gearbeitete Abbildung von einem König auf seinem Thron – waren von nahem aufgenommen worden.
    Herod spürte, wie sein Herz schneller schlug. Er beugte sich näher an den Bildschirm, musterte blinzelnd die Bilder, druckte sie aus und brachte sie zu seinem Schreibtisch, wo er sie mit der Lupe ein weiteres Mal untersuchte. Als er fertig war, machte er den Anruf. Die Frau meldete sich fast augenblicklich, was er auch erwartet hatte, und ihre Stimme klang knarzig und alt, wie es sich für eine verhutzelte alte Hexe wie sie gehörte. Nichtsdestotrotz war sie schon seit langem im Geschäft mit Altertümern und hatte Herod noch nie in die Irre geleitet. Von der Art waren sie gleich, auch wenn ihre Boshaftigkeit nur ein matter Abklatsch von Herods war.
    »Woher haben Sie das?«, fragte er.
    »Ich habe es nicht. Man hat es mir gebracht und um meine Meinung gebeten, was den Wert angeht.«
    »Wer hat es zu Ihnen gebracht?«
    »Ein Mexikaner. Er nennt sich Raul, aber sein richtiger Name ist Antonio Rojas. Er arbeitet mit einem Mann zusammen, der ironischerweise Jimmy Jewel heißt und in Portland, Maine, wohnt. Rojas hat mir erzählt, dass es noch andere Siegel gibt. Einige davon wurden leider zerstört.«
    »Zerstört?«
    »Wegen des Goldes und der Edelsteine auseinandergenommen. Er hat mir auch die Bruchstücke gezeigt. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht zu weinen.«
    Unter normalen Umständen hätte auch Herod die Vernichtung eines derart schönen Gegenstandes betrauert, aber es gab noch andere Siegel, und solche Schätze waren nicht einzigartig. Was er finden wollte, war unschätzbar mehr wert.
    »Und Sie glauben, dass eine Verbindung zu dem besteht, was ich suche?«
    »Dem Katalog zufolge war es in Lagerraum 5 verstaut. Andere, weniger wertvolle Siegel aus Lagerraum 5 wurden in dem Lagerhaus mit den Toten gefunden, dazu auch das Schloss von der Bleikiste.«
    »Woher hat dieser Raul die Siegel?«, fragte Herod.
    »Das wollte er nicht

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