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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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eigentlich nichts im Krieg verloren hatten.
    Wie kann ich sie alle retten? stellte sich Gaborn erneut die alles entscheidende Frage.
    Späher in der Nachhut stießen in ihre Hörner, und die Menschen drehten sich um und schauten nach hinten zum Erdkönig und seinem ›Heer‹.
    Wenn der Anblick der winzigen Schar sie mit Entsetzen erfüllte, so ließen sie sich nichts anmerken. Die Männer hinten reckten plötzlich die Fäuste und die Waffen in die Höhe und stimmten ein Triumphgeschrei an.
    Zweitausend Jahre lang hatte die Menschheit auf den
    Erdkönig gewartet. Jetzt endlich war er erschienen.
    Am Horizont leuchteten feuerrot die Wolken, die sich über Carris auftürmten.
    Ein fernes, zischendes Tosen hallte über die malträtierte Erde. Die Unabhängigen Ritter ließen sich in ihrem Jubel nicht beirren, doch jetzt begannen die Marketender zu rufen: »Erwählt mich, mein Lord! Erwählt mich!«
    Sie liefen auf ihn zu, bettelten, er möge sie Erwählen, und Gaborn wußte, wenn er nicht rasch handelte, konnte er in dem Gedränge zerdrückt werden.
    Er jagte auf seinem Pferd zu einem Bauernhaus am
    Straßenrand. In der Nähe stand eine niedrige, gedrungene Kate zum Lagern von Rüben, deren mit Grassoden gedecktes Dach sich wie ein kleiner Hügel aus dem Boden erhob. Gaborn ritt an sie heran, sprang vom Pferd und stieg auf das Dach.
    Dort richtete er sich auf und hielt sich an einer einem laufenden Hund nachempfundenen Wetterfahne fest.
    Er ließ den Blick über Skalbairns Aufrechte Horde schweifen.
    Ihm war klar, daß sie den Greifern niemals gewachsen sein würde. Dennoch brauchte Gaborn eine Armee, die gegen diese Ungeheuer vorging.
    Er hob den linken Arm und flehte die Erdkräfte an, denen er dienen wollte: »Verzeiht mir, was ich jetzt zu tun gezwungen bin.«
    So ging sein Blick über die Armee, und mit einer Stimme, die laut genug war, daß alle sie hören konnten, rief er: »Ich Erwähle Euch alle im Namen der Erde. Möge die Erde Euch verbergen. Möge die Erde Euch heilen. Möge die Erde Euch zu den Ihren machen.«
    Gaborn wußte nicht, ob es funktionieren würde. In der Vergangenheit hatte er stets in das Herz eines Menschen blicken wollen – um ihn zu beurteilen, um zu sehen, ob er würdig war, bevor er ihm sein Geschenk anbot.
    Nie hatte er versucht, so viele im gleichen Moment um sich zu scharen.
    Er konnte nur hoffen, daß es gelang. Der Erdgeist persönlich hatte ihm in Binnesmans Garten erklärt, es stehe ihm frei zu Erwählen, wen immer er wollte. Gaborn wußte aber nicht, ob es ihm auch freistand, Männer zu Erwählen, die er für nicht geeignet hielt.
    Weit entfernt, in der vordersten Reihe der Kavallerie oben nahe der Hügelkuppe, ritt Hauptmarschall Skalbairn.
    Er saß in seiner schwarzen Rüstung hoch zu Roß und drehte sich zu Gaborn um, schob das Visier hoch und tippte sich unterhalb seines rechten Ohrs an den Helm, als wollte er Gaborn bitten, seine Worte zu wiederholen.
    Gaborn hatte sich nicht des Erdblicks bedient. Von allen Menschen um ihn herum hatte er nur einem einzigen ins Herz geschaut, und das schon vor einiger Zeit – Marschall Skalbairn –, und sich geschworen, ihn niemals zu Erwählen.
    Jetzt hatte er dieses Gelübde gebrochen.
    Als sich die Kraftlinien zwischen Gaborn und den
    Tausenden neuer Untertanen bildeten, sprach er im stillen ein paar Worte, die nur der Hauptmarschall hören konnte.
    »Ganz recht«, sagte Gaborn, dem die Scham das heiße Blut ins Gesicht trieb. »Ich habe Euch Erwählt, obwohl Ihr mit Eurer eigenen Mutter Eure eigene verkrüppelte, schwachsinnige Schwester gezeugt habt. Obwohl ihr eine Greueltat begangen und auch noch Spaß daran gehabt habt.
    Obwohl ich zutiefst verabscheue, was Ihr getan habt, Erwähle ich sogar Euch.«
    Das steht mir frei, sagte sich Gaborn. Es steht mir frei zu Erwählen. Er hätte gern gewußt, wie die Erde in dieser Angelegenheit entschieden hätte.
    Falls die Erde Einwände hatte, so spürte er davon nichts. Er spürte nur die gewichtige Hand des Todes, die darauf wartete, jeden Mann, jede Frau und jedes Kind im Tal vor ihm niederzustrecken. Gleichzeitig fühlte er den Befehl der Erde, noch immer undeutlich und unbestimmt: »Greif an! Sofort!«
    Er richtete seine Worte in das Herz eines jeden Mannes und einer jeden Frau seiner Armee und übermittelte ihnen seine Botschaft.
    Hauptmarschall Skalbairn nickte und gab damit zu
    verstehen, daß er Gaborns Worte gehört hatte. Dann machte er kehrt, stieß in sein großes Horn und schickte

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