Die Bruderschaft der Woelfe
sich neben ihn zu setzen. Sie gab ihm einen Kuß und sah ihn dabei prüfend an. Er wirkte krank, wie sie fand.
Herzog Groverman bot ihr seinen Stuhl an, und sie nahm Platz. Mit der Linken ergriff sie Gaborns Rechte und drückte sie.
Sie hatte es sich noch nicht auf ihrem Stuhl bequem gemacht, als ein Page einen Boten aus Beldinook ankündigte – den ersten Boten aus Beldinook, seit Gaborn zum Erdkönig gekrönt worden war.
Beldinook war ein wichtiges Volk, das reichste und
zweitgrößte in ganz Rofehavan. Im Norden grenzte es an Mystarria und war daher ein Verbündeter von strategischer Bedeutung. Mehr noch, der alte König Lowicker, ein Mann von angegriffener Gesundheit, der gelegentlich zu Unentschlossenheit neigte, war ein Verbündeter von Gaborns Vater gewesen. Jetzt brauchte Gaborn Lowicker, teils, weil seine kleine Armee durch Beldinook würde marschieren müssen, um Carris zu erreichen. Da der Erdkönig schnell vorankommen mußte, war es ihm zudem nicht möglich, sämtliche für die Schlacht notwendigen Vorräte mitzunehmen.
Zumindest brauchten seine Pferde beim Eintreffen in
Beldinook gutes Futtergetreide, und auch die Krieger wollten auf dem Marsch verpflegt werden.
Königin Herin die Rote hatte Erin Connal geschickt, die diese Unterstützung angeboten hatte, Gaborn hatte jedoch auf eine Zusage aus Beldinook gewartet und wäre gezwungen, auch ohne solche Unterstützung weiterzumarschieren.
Im schlechtesten Fall benötigte er wenigstens die Zusage Lowickers, überhaupt durch Beldinook ziehen zu dürfen. Er hoffte aber auf mehr. Da so viele Burgen gefallen waren, sah er sich im Norden einigen ernsthaften Versorgungsengpässen gegenüber.
Zur Vorbereitung auf eine Belagerung – zu der es vermutlich kommen würde, falls Raj Ahten nicht beabsichtigte, die Burg zu zerstören – dürfte Paldane den größten Teil seiner Vorräte nach Carris verlegt haben. Gaborn ging nach wie vor davon aus, daß Raj Ahten die Stadt unbeschädigt wollte, damit seine Truppen dort überwintern konnten.
Unter diesen Umständen hatte Gaborn keine andere Wahl, als den Belagerungsring zu durchbrechen, indem er Raj Ahten angriff. Für eine offene Feldschlacht jedoch benötigten Gaborns Krieger zusätzliche Waffen – Pfeile für die Bogenschützen, Lanzen für die Kavallerie, Schilde und vieles mehr.
Nur wenige der Ritter, die nach Süden mitkommen würden, hatten ihre Schlachtrösser mit einer Rüstung belastet, meist mit einem Kopfschutz und gesteppten Decken für Hals und Flanken. Schwere Rüstung dagegen war auf einem solchen langen Ritt für die Tiere zu beschwerlich. Doch zögerte Gaborn, unzureichend gepanzerte Tiere in die Schlacht zu schicken. Er hätte eine volle Panzerung für die Kraftpferde, die stark genug waren, vorgezogen, mit Brustplatten und schweren Helmen für seine Ritter.
Diese Güter hoffte Gaborn aus Beldinook zu erhalten.
Gelang es ihm, Raj Ahten festzusetzen – bei Burg Crayden, Burg Fells oder bei Tal Dur –, würde er wahrscheinlich selbst eine Festung belagern müssen, und in diesem Fall benötigte er Werkzeuge, um Katapulte und Belagerungstürme zu bauen, dazu natürlich auch Schmiede, Köche, Knappen, Wäscherinnen, Sappeure, Kärrner – einen riesigen Troß also.
Gaborn konnte seine eigenen Untertanen um Hilfe bitten, allerdings würde es Wochen dauern, sie alle nach Norden zu schaffen, und Zeit war von entscheidender Bedeutung.
Kurz, Gaborn würde sich auf seinen alten Verbündeten
König Lowicker aus Beldinook verlassen müssen – auf einen Mann, der, wie manche sich hinter vorgehaltener Hand zuraunten, im Krieg zu vorsichtig war, einen Mann, der, wie manche argwöhnten, nicht das Rückgrat besaß, sich Raj Ahten entgegenzustellen.
Vor fast einer Woche hatte Gaborn Briefe nach Beldinook geschickt, in denen er für den Fall, daß er gezwungen war, nach Süden zu marschieren, um die Erlaubnis bat, Vorräte kaufen zu dürfen, aber Beldinook hatte nicht geantwortet – wahrscheinlich, weil Raj Ahten mit seinen Männern zu dieser Zeit in Eilmärschen durch die Wildnis an der Grenze des Landes zog und König Lowicker zu sehr mit der Sorge um seine eigenen Verteidigungsanlagen beschäftigt war. Iome hatte selbst erst vor zwei Tagen einen Kurier ausgesandt.
Jetzt endlich, noch mit dem Staub der Straße auf seiner rötlich-gelben Uniform, betrat der Bote den Saal. Die Jacke war mit dem Emblem des Weißen Schwanes von Beldinook verziert. Der Mann war klein und dürr und trug einen langen,
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