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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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er auch nicht zurückgeschreckt, als er mich nach Abtretung meiner Gabe der Anmut an Raj Ahtens Vektor gesehen hat. Er hat hinter mein ergrautes Haar, mein zerfurchtes Gesicht geschaut und etwas gefunden, das er für wundervoll hielt. Jetzt muß ich dasselbe tun.
    Sie erinnerte sich, wie er sie erst vor einer Woche unter dem Pflaumenbaum hinter dem Haus irgendeines alten Weibes geküßt und sie zärtlich gestreichelt hatte, obwohl Raj Ahten ihr auch den letzten Rest ihrer Schönheit geraubt hatte. Er hatte ihr das Gefühl gegeben, wunderschön zu sein, und ihr war das Herz aufgegangen.
    Sie wurde nachdenklich. Gaborns äußerliche Verwandlung, so offenkundig sie für sie sein mochte, war am wenigsten wichtig. Ohne seine Gaben des Durchhaltevermögens würde er schneller krank und im Kampf leichter getötet werden können. Ohne seine Muskelkraft wäre er selbst dem primitivsten Kraftritter nicht gewachsen. Mit seinen Gaben der Zungenfertigkeit hätte er vielleicht gleichzeitig seine Überzeugungskraft eingebüßt.
    Das Schrecklichste war vielleicht, daß er seine Gabe der Geisteskraft verloren hatte. Damit war ihm ein großer Teil seines Wissen und seiner Erinnerung geraubt worden.
    Für einen Runenlord war es keinesfalls einfach, so viele Gaben auf einmal zu verlieren, vor allem nicht zu einem Zeitpunkt, an dem er sie so dringend benötigte.
    Sie flüsterte ihm ins Ohr. »Euer Hoheit, Ihr wirkt äußerst…
    entkräftet. Ich mache mir Sorgen um Euch. Auf jeden Fall braucht Ihr jetzt Ruhe. Ich hoffe, Ihr habt nicht vor, die ganze Nacht aufzubleiben und mit Euren Lords zu feiern.«
    Er drückte beschwichtigend ihre Hand und hob, wie zum Zeichen, einen Finger. Jureem trat vor, einen der Körbe in der Hand, in denen er die Welpen nach Süden transportiert hatte.
    »Euer Hoheit, Herzog Groverman, Lords von Heredon«, hob Jureem mit großem Getue an. »Wir alle haben Grund, unser Glück angesichts der Nachrichten aus Beldinook heute abend zu feiern. Ich habe Euch jedoch etwas mitgebracht, das Euch das Herz erleichtern und Eure Stimmung heben wird!«
    Er griff unter den Deckel des Korbes, wobei die juwelenbesetzten Ringe an seinen Fingern im trüben Schein der Lampen funkelten, und Iome fragte sich, ob er einen Welpen hervorziehen würde.
    Statt dessen zog er den Kopf des Glorreichen der Finsternis hervor.
    Er hielt ihn in die Höhe, und die Mähne dieses gräßlichen Wesens troff von Blut. Seine langen, grünlichen Reißzähne blitzten im Schein der Lampen, und seine bunt schillernden Augen starrten blind ins Leere. Die Lords brüllten und jubelten und begannen, mit den Fäusten auf die Tische zu trommeln. Einige riefen: »Hervorragend, Binnesman! Mögen die Kräfte Euch bewahren!« Andere hoben ihre Krüge zum Salut, während noch andere weitere Trankopfer auf den Fußboden schütteten.
    Iome ergriff, aufgebracht über diese Ungerechtigkeit, Gaborns Arm und flüsterte ihm entrüstet zu: »Aber Binnesman hat ihn überhaupt nicht getötet!«
    Gaborn feixte sie an und hob nun selbst seinen Krug, als wollte er einen weiteren Trinkspruch ausbringen. Die Männer verstummten.
    Er richtete das Wort an die Lords: »Wie Ihr wißt, hat der Glorreiche der Finsternis heute viele Männer getötet, von denen ich König Orwynne und seine Unterstützung am meisten vermissen werde. Aber alle, die gestorben sind, hatten eins gemeinsam: Sie haben meine Warnungen mißachtet.
    Der Erdgeist hat uns zur Flucht gedrängt, aber diese Männer sind nicht geflohen. Die ganze Woche lang frage ich mich bereits: Wird der Erdgeist uns jemals erlauben, uns zu verteidigen? Immer wieder hat er uns zur Flucht aufgefordert.
    Heute endlich raunte der Erdgeist einem von uns zu, er solle angreifen und den Glorreichen der Finsternis niederstrecken!«
    Wiederum begannen die Lords, auf die Tische zu trommeln und zu jubeln, doch Gaborn hob die Stimme und übertönte sie.
    »Er hat seinen Befehl einer Frau gegeben, einer Frau, die weder Gaben der Muskelkraft noch des Durchhaltevermögens besitzt, einer Frau, die über keinerlei Geschick im Kriegshandwerk verfügt.«
    Er deutete mit einer wegwerfenden Handbewegung auf die grausige Trophäe in Jureems Händen. »Hier ist der Kopf des Glorreichen der Finsternis, der durch einen Pfeil von Sir Borensons Gemahlin, Lady Myrrima Borenson, starb!«
    Zu Iomes Entzücken fiel fast jedem Lord im Saal die
    Kinnlade herunter.
    Einer von ihnen stieß unbeherrscht hervor: »Aber… ich habe mit eigenen Augen beobachtet, wie schlecht

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