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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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reichte.
    Er betrachtete die von ihr mitgebrachten Zwingeisen
    sorgfältig, bevor er sie verwendete. Der Form nach sahen sie aus wie ein kleines Brandeisen. Das lange Ende diente als Griff, während die Form der Rune am anderen bestimmte, welche Eigenschaft auf magische Weise vom Übereigner übertragen wurde.
    Die Kunst des Annektors war uralt und erforderte nur ein geringes Maß an magischen Fähigkeiten, dahingegen jedoch sehr viel Zielstrebigkeit und Überlegung. Jetzt nahm der Annektor die beiden Zwingeisen für Durchhaltevermögen zur Hand und betrachtete nachdenklich die aus Blutmetall geformte Rune an deren Ende. Mit einer winzigen Rundfeile begann er, behutsam kleine Grate von dem Blutmetall abzuschaben, wobei er das Zwingeisen über ein Schälchen hielt, um jeden Span des kostbaren Metalls zur weiteren Verwendung aufzufangen.
    »Blutmetall ist weich und nimmt leicht Schaden«, erläuterte der Annektor. »Dieses hier hätte mit ein wenig mehr Sorgfalt transportiert werden sollen.«
    Myrrima nickte bloß. Das verdammte Stück hatte, seit es geschmiedet wurde, Tausende von Meilen hinter sich gebracht. Sie fand es nicht verwunderlich, daß es ein wenig verbogen war. Allerdings wußte sie auch, notfalls konnte der Annektor das Zwingeisen einschmelzen und neu gießen.
    »Trotzdem ist es eine gute Arbeit«, beteuerte der Annektor murmelnd. »Dieses Zwingeisen hat Pimis Sucharet aus Dharmad geschmiedet, und seine Arbeit beweist, welch ein Genie er ist.«
    Ein Lob für jemanden aus Indhopal hatte Myrrima noch
    selten gehört. Die Völker führten schon seit zu langer Zeit Krieg gegeneinander.
    »Haltet den Welpen jetzt fest«, forderte der Annektor sie auf.
    »Er darf sich nicht bewegen können.«
    Myrrima tat wie geheißen, während der Annektor ihm das Zwingeisen ins Fleisch drückte und mit heller, vogelähnlicher Stimme seinen Sprechgesang anstimmte.
    Augenblicke darauf begann das Zwingeisen weiß zu glühen, und der Geruch von kokelndem Haar und Fleisch erfüllte die Luft. Der Welpe jaulte verzweifelt vor Schmerzen. Myrrima hielt seine Beine fest, damit er nicht zappeln konnte. Das Hündchen schnappte nach ihr, als wolle es sich befreien, und Myrrima redete leise auf es ein: »Tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    In dieser Sekunde begann das Zwingeisen weißglühend zu lodern, und der Welpe heulte gequält auf.
    Die anderen drei Welpen Myrrimas tapsten ziellos über den Fußboden des Bergfrieds, schnupperten an den Teppichen und leckten auf der Suche nach Leckerbissen den Boden ab.
    Jedoch als dieser Welpe zu heulen begann, kam einer von den anderen zu Myrrima gelaufen, kläffte aufgeregt, starrte zum Annektor hoch und schien zu überlegen, ob er ihn angreifen sollte.
    Der Annektor zog das Zwingeisen zurück und untersuchte den glühenden Gegenstand. Er schwenkte es durch die Luft, in der Bänder aus Licht hingen, die aussahen, als hätte sie jemand in den Rauch gezeichnet. Eine ganze Weile betrachtete er die Lichtbänder und schätzte ihre Stärke und Breite ab.
    Schließlich trat er zufrieden neben Myrrima. Sie zog ihre Reithosen hoch, so daß er das Brandmal oberhalb des Knies anbringen konnte, wo es unter ihren Kleidern nur selten jemand zu Gesicht bekommen würde.
    Das weißglühende Zwingeisen versengte ihre Haut im
    selben Augenblick, da der Annektor das Blutmetall auf ihr Fleisch drückte.
    Doch trotz des Brennens fühlte sich Myrrima mit einem Mal wie in Ekstase. Das Gefühl der Lebenskraft, die unvermittelt in sie hineinströmte, diese Belebung, war überwältigend.
    Myrrima hatte noch nie zuvor eine Gabe des
    Durchhaltevermögens übernommen und sich die Zufriedenheit, die sie daraus ziehen würde, nicht recht vorstellen können. Plötzlich merkte sie, daß sie schweißgebadet war. Das Erlebnis war das reinste Wohlgefühl. Während sie sich noch bemühte, ihre Euphorie unter Kontrolle zu bringen, fiel ihr Blick auf den Welpen in ihren Armen.
    Er lag verstört da.
    Kurz zuvor hatten die Augen des Welpen noch vor
    Aufregung geleuchtet. Jetzt wirkten sie stumpf. Hätte sie den Welpen in einem Wurf gesehen, sie hätte ihn für kränklich gehalten, für zurückgeblieben. Sie hätte vorgeschlagen, jemand solle ihn ertränken und von seinem Elend befreien.
    Der Annektor sagte: »Ich werde ihn sofort zu den Zwingern bringen.«
    »Nein«, erwiderte Myrrima, die sehr wohl wußte, wie töricht dies klang. »Laßt mir noch einen Moment Zeit mit ihm, damit ich ihn streicheln kann.«
    Der Welpe hatte ihr soviel

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