Die Bruderschaft der Woelfe
ihre Feinde zu töten und der Erde einen Geschmack von Blut zu geben.
Die Nacht war kühl. Myrrima wünschte, er würde seine
Arme um sie legen.
Sie wünschte sich, wie Iome von Gaborn ein Kind von
Borenson in sich zu tragen. Aber sie hatten die Ehe niemals vollzogen. Eine Stunde nach der Trauung hatte er seine Waffen genommen und war losgezogen, um Greifer aufzuspüren.
Eine überaus seltsame Hochzeitsnacht. Gewiß war Borenson zwar durchaus zärtlich, dennoch hatte er sie noch nie in sein Bett gelassen.
Früher hatte sie kein Kind gewollt, jetzt hegte sie diesen Wunsch um so mehr. Vor einigen Tagen hatte Iome ihr erzählt, daß es geschehen würde. »Man kann sich nicht lange in der Nähe des Erdkönigs aufhalten, ohne das Bedürfnis zu verspüren, neues Leben zu schenken.«
Während die Lords unten im Dunkeln vom bevorstehenden Krieg sangen, legte Myrrima ihre rechte Hand auf den Unterleib, stand witternd in der Abendluft und wartete darauf, daß der Mond aufging.
KAPITEL 5
Krähen scharen sich zusammen
oland stapfte die Wendeltreppe eines feuchtkalten
RWachturms hinauf, in dem der Dunst so dicht hing, daß er jede zweite Fackel ausgelöscht zu haben schien. Bei diesem Nebel auf den Mauern von Carris würde er stundenlang nach Baron Poll suchen müssen.
Allein über eine Stunde hatte er bereits gebraucht, um die Waffenkammer zu finden, nur um festzustellen, daß wegen der Tausenden von Männern, die vor ihm dort gewesen waren, nicht einmal mehr ein Küraß aus gegerbtem Leder übrig war – geschweige denn ein Kettenhemd –, das einem Mann von seiner Größe paßte. Der einzige Lohn für seine Mühe bestand in einem kleinen Reiterschild, dessen Kante auf einer Seite messerscharf geschliffen war, und einer albernen Lederkappe.
Anschließend hatte er sich auf die Suche nach Baron Poll gemacht.
Die Mauern von Carris ragten zwölf Stockwerke hoch über der Ebene auf. Die Burg war ein alter, gewaltiger Bergfried.
Vor langer Zeit hatte sich ein Herzog aus diesem Königreich mit einer Prinzessin aus Muttaya verlobt, doch als die Frau eine besonders tückische Passage des Taubenpasses überquerte, hatte das Maultier, das sie trug, den Halt verloren und war mit ihr in den Tod gestürzt.
Der König von Muttaya war ein Mann im fortgeschrittenen Alter und hatte gehandelt, wie es der Brauch vorschrieb – er wartete ein Jahr, die angemessene Trauerzeit, dann schickte er eine der vielen jüngeren Schwestern der Prinzessin.
Doch im Laufe der dazwischenliegenden zwölf Monate hatte der Herzog Gefallen an einer dunkeläugigen Dame aus Seward gefunden. Er heiratete sie, noch bevor die zweite Braut die Berge überqueren konnte. Als die muttayanische Prinzessin schließlich eintraf, sandte der Herzog sie nach Hause zurück.
Einige der Berater des Herzogs behaupteten im nachhinein, er habe nicht gewußt, daß eine der Schwestern unterwegs sei, und seinen Fehler nur begangen, weil er die muttayanischen Bräuche nicht kannte. Den meisten Historikern im Haus des Verstehens zufolge hatte der Herzog das Unwissen nur vorgetäuscht, um seine neue Braut versöhnlich zu stimmen.
Die Zurückweisung seiner Tochter versetzte den König von Muttaya in Wut. Er hatte gehofft, die beiden Königreiche zu vereinigen, und ein gewaltiges Vermögen als Mitgift gezahlt.
Im Gefühl, betrogen worden zu sein, suchte er die Kaifs seines Landes auf und verlangte zu erfahren, wie er sich verhalten solle.
Die Kaifs erklärten, gemäß den alten Gesetzen habe jeder eines Diebstahls Überführte zwei Wahlmöglichkeiten: entweder erstatte er das Gestohlene dreifach, oder er verlor seine rechte Hand.
Der König von Muttaya schickte also drei Kaifs mitsamt seiner dunkelhäutigen Tochter erneut über die Berge und ließ dem Herzog drei Möglichkeiten zur Auswahl. Er bot dem Herzog an, die Prinzessin als zweite Frau zu nehmen und anschließend die Dame aus Seward zu verstoßen, damit so die muttayanische Prinzessin rechtmäßig in den Status seiner ersten Gemahlin erhoben würde. Nach Ansicht des Königs hätte dies die gesamte Situation ins rechte Lot gerückt, zudem erschien es die einzig annehmbare Lösung.
Oder der Herzog konnte einen Betrag, der dem Dreifachen der Mitgift entsprach, entrichten, was einer Entschuldigung gleichkäme.
Oder der Herzog konnte seine rechte Hand nach Muttaya zurückschicken und damit eingestehen, daß er ein Dieb war.
Damit sah sich der Herzog einer aussichtslosen Lage
gegenüber. Kein Lord aus Rofehavan würde
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