Die Bruderschaft der Woelfe
oder vielleicht auch Settekim«, erklärte der Baron beunruhigt. Roland fragte sich, wieso Raj Ahtens Männer das Dorf in Brand gesteckt hatten, für alle anderen schien die Antwort jedoch offenkundig. Die Flammenweber opferten es der Macht, der sie dienten. Roland kümmerte das nicht weiter. Er wäre nur gern ein wenig näher bei den Flammen gewesen, um sich die Hände zu wärmen.
Die Nacht wurde immer finsterer, und nun gingen auch
Dörfer nördlich und südlich der Burg in Flammen auf, und drüben im Westen brannten Felder lichterloh.
Man hatte unwillkürlich den Eindruck, die Flammenweber wollten das gesamte Tal dem Erdboden gleichmachen.
Gegen zehn Uhr abends stieg ein blauer, wie ein riesiger Graak geformter Spionageballon östlich des Donnestgreesees auf. Er näherte sich, ein dunkler Schatten vor den Sternen, langsam der Burg. Die Weitseher im Ballon segelten wenigstens eintausend Meter über der Burg durch die Lüfte, so daß kein Mann sie abschießen konnte, ganz gleich, wie stark sein Bogen war. Die Winde schoben sie rasch voran, so daß der Ballon weit drüben im Westen landete.
Überall raunten sich die Männer Vermutungen zu: »Sie
planen eine große Sache. Haltet die Augen offen!«
Von Norden war die Kunde eingetroffen, Raj Ahten habe Burg Longmot von seinen Flammenwebern schleifen lassen. Er habe grausige Kreaturen aufgeboten, die die Burg mit einer Woge aus Flammen überflutet und Tausende von Soldaten getötet hätten.
Andere wagten die Behauptung, ein solcher Plan hätte bei Carris keinerlei Erfolg. Diese Burg war durch Wasser geschützt, während Longmot nur mit Erdrunen geschmückt war.
Wer wußte, was die Flammenweber vorhatten? Vielleicht verbrannten sie das ganze Land, um auf diese Weise einen Bann zu erzeugen, der so mächtig war, daß kein Wasserzauberer ihn abwehren konnte.
Während der nächsten Stunden in der bitteren Kälte geschah weiter nichts. Die Feuer loderten jenseits der Felder und Hügel außerhalb von Carris. Der Spionageballon flog im Laufe der Nacht noch zweimal über sie hinweg.
Die Männer hockten auf den Burgmauern über dem Nebel
und erzählten sich phantastische Geschichten, so daß die lange Wache in dieser Nacht fast einer Feier ähnelte.
Als der Ballon zum dritten Mal über sie hinwegschwebte, hockte Roland zusammengekauert hinter Baron Poll, zitterte heftig und sehnte sich nach einer Decke (angesichts der Nähe der Flammenweber hatte der Herzog sämtliche Feuer auf der Mauer untersagt, damit die Zauberer das Feuer nicht gegen seine Erzeuger kehren konnten).
Der Baron starrte bloß zu dem vermaledeiten Ballon hinauf.
»Pah«, sagte er zu Roland. »Warum schlaft Ihr nicht einfach ein wenig? Ich wecke Euch, sobald sich etwas tut.«
Fröstelnd legte sich Roland auf den Stein und schloß die Augen. Es war kalt, entsetzlich kalt, und wäre die Kälte nicht gewesen, hätte er tief und fest geschlafen.
Immer wieder nickte er trotzdem für Augenblicke ein, bis ihn der Wind wieder weckte oder ihn jemand, der im Dunkeln vorbeiwollte, anstieß. Einmal wachte er auf und hörte ganz in der Nähe einen Burschen mit einer Laute, der eine endlose lüsterne Ballade zupfte, die sich wahrscheinlich irgendein lustiger Vogel ausgedacht hatte.
Er hörte dösend zu. Das Lied erzählte von einer
langanhaltenden Fehde zwischen zwei Männern in der königlichen Garde und den verschiedenen peinlichen und gefährlichen Streichen, die sie einander spielten.
Die Weise berichtete von einem jungen Knappen, der nach Einbruch der Dunkelheit ein Stelldichein mit einem Mädchen an einem Teich verabredete und nicht verhindern konnte, daß sein Rivale ihn mit anderen Aufgaben betraute. Roland lauschte nur mit halbem Ohr. Anschließend begab sich der Rivale im Schutz der Dunkelheit selbst zum Teich. Roland war plötzlich hellwach, als er den Namen wiedererkannte…
»Der Knappe kam, warf sich auf Poll
Das war kein Barsch, den er hier wollt’.
Denn Poll küßte des Knappen Maid,
Das Wasser spritzte, der nackte Hintern, breit
Im kalten, kalten Teiche saß.
Oho, oho, dideldumdei!
Was für ein Spaß, was für ein Spaß!«
Leider, so stellte Roland fest, hatte er den größten Teil des Liedes verpaßt, denn im nächsten Vers sprang der Knappe Borenson in den Teich und jagte Sir Poll »glücklos, aber dennoch unverzagt«.
Der gute Knappe trieb den »gemeinen« Sir Poll in die Enge und stach auf ihn ein und »wollt’ ihn ausnehmen wie einen Fisch«.
Dem im Teich liegenden leichten
Weitere Kostenlose Bücher