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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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»wenigstens hat er uns eine deutliche Warnung gegeben.«
    »Wie meint Ihr das?« fragte Roland.
    »Ich meine, Raj Ahtens Männer waren gezwungen, während der letzten beiden Wochen wenigstens achtzehnhundert Meilen in Eilmärschen zurückzulegen, und er weiß, daß er sie nicht weiter hetzen kann.« Baron Poll spie über die Burgmauer. »Also sucht er ein nettes, gemütliches Plätzchen, wo er sich ein paar Monate ausruhen kann, und Carris ist das Beste, was Mystarria zu bieten hat.«
    »Er will also die Burg nur einnehmen?« fragte Roland.
    »Natürlich! Wollte er die Festung niederreißen, wäre das längst geschehen. Merkt Euch meine Worte, noch innerhalb der nächsten Stunde wird er uns seine Bedingungen für eine Kapitulation unterbreiten.«
    »Wird Paldane annehmen?« wollte Roland wissen. »Er sagte, im Morgengrauen würden wir bereits mit Messern kämpfen.«
    »Wenn er nicht kapituliert«, erwiderte Baron Poll, »dann achtet ja auf das Geräusch, das Raj Ahten von sich gibt. Wenn Ihr es hört, nehmt ausreichend Anlauf und stürzt Euch von der Burgmauer ins Wasser. Solltet Ihr den Sturz überleben und das Glück haben, daß Euch kein Steinbrocken trifft und Ihr nicht ertrinkt, könnt Ihr es vielleicht so gerade eben schaffen.«
    Roland setzte sich bestürzt hin.
    Eine geschlagene Stunde lang wartete er, bis der Himmel im Osten schließlich heller zu werden begann. Wegen des Nebels hatte er nicht sehen können, ob Boten eingetroffen waren, längs der Mauer machte allerdings das Wort die Runde, Lord Paldane sei persönlich zum ersten Vorwerk gerufen worden.
    König Ordens legendärer Stratege, der ›Jäger‹, überlegte nicht lange, bis er der Kapitulation zustimmte.
    Der Befehl »Legt die Waffen nieder!« kam noch vor der Sonne aus dem Nebel.
KAPITEL 6
    Erdenträume
    Als Gaborn die oberste Stufe des Treppenabsatzes vor
    seinem Zimmer erreichte, geriet er in der Dunkelheit ins Stolpern und stürzte.
    Sein Days, der hinter ihm ging, bot ihm keine Hilfe an.
    Gaborn blieb einen Augenblick lang auf dem Webteppich liegen, der den Steinfußboden bedeckte. Die Lampe draußen vor seiner Zimmertür war ausgebrannt, und Gaborn fragte sich, ob er gestolpert wäre, hätte er die Stufen sehen können.
    In seinem Leben war er noch nie gestolpert, jedenfalls konnte er sich nicht daran erinnern. Als Prinz unter Runenlords geboren, hatte er als Kind die Gabe der Anmut eines Tänzers erhalten. Diese förderte seine Beweglichkeit und seinen Gleichgewichtssinn. In der Vergangenheit war er stets auf den Füßen gelandet, ganz gleich, wie tief er stürzte. Man hatte ihm Gaben der Muskelkraft überlassen, die ihm mehr Kraft verliehen, Gaben des Durchhaltevermögens, damit er bis tief in die Nacht arbeiten konnte, eine Gabe der Sehkraft, mit deren Hilfe sein scharfer Blick die Dunkelheit durchdrang, eine Gabe der Geisteskraft, damit er jede Unebenheit in jeder Burg kannte, in die er jemals seinen Fuß setzte.
    Erschöpft rappelte er sich auf und begab sich in das
    Schlafgemach, das Groverman bereitgestellt hatte. Vor der Tür lag ein Junge zusammengerollt auf dem Boden und schlief.
    Gaborn fragte sich, ob er wohl eine Art Page von Groverman darstellte, nur konnte er sich nicht denken, weshalb der Junge vor der Tür schlafen mußte. Er wünschte seinem Days gute Nacht.
    Zu seiner Überraschung traf er im Zimmer auf die
    schlafende Iome. Sie lag im Bett, zusammen mit fünf Welpen, die sich an sie schmiegten. Einer der Welpen schaute zu ihm auf und kläffte jämmerlich.
    Eine einzelne Kerze brannte neben einer Schüssel mit
    Waschwasser, dem man wohlriechende Rosenblüten zugesetzt hatte. Saubere Reitkleidung lag ausgebreitet über einem Stuhl.
    Es duftete nach Braten, und auf einem Tisch stand ein Silberteller mit Speisen, als sei das Festmahl eine Stunde zuvor noch nicht genug gewesen. Im Kamin brannte ein kleines Feuer.
    Gaborn betrachtete dies alles und stellte fest, daß Jureem hiergewesen sein mußte. Kein Kämmerer hatte ihm je so gute Dienste geleistet. Der dicke Diener war stets zur Stelle, aber nur selten zu sehen.
    An diesem Abend hatte er kaum Gelegenheit gehabt, mit Iome zu sprechen. Sie hatte zwar behauptet, er wirke müde, dabei hatte sie selbst einen matten Eindruck hinterlassen. Er war froh, daß sie schlief. Sie brauchte ihre Ruhe. In zwei Stunden würde er nach Fleeds aufbrechen.
    Er machte sich nicht die Mühe, seinen verdreckten
    Kettenharnisch und die schmutzigen Kleider abzulegen, sondern legte sich einfach neben

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