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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Mädchen gelang es jedoch, Sir Poll zum Leben zu erwecken und sein Weib zu werden – zu dessen Schrecken. Jede Strophe endete mit dem Refrain:
    »Oho, oho, dideldumdei! Was für ein Spaß, was für ein Spaß!«
    Roland hob den Kopf, um Baron Polls Reaktion zu
    beobachten. Der alte Knabe nahm es mit stoischer Gelassenheit hin. Schließlich konnte er sowieso nichts dagegen unternehmen. Barden waren Geschichtenerzähler, und Lieder über noch lebende Lords durften in der Öffentlichkeit nur mit Einverständnis des Königs gesungen werden. Offenbar hatten also Rolands Sohn und Baron Poll soweit das Mißfallen des Königs erregt, daß man ihre Taten, als Teil ihrer Bestrafung, dem Spott der Barden aussetzte.
    Insgeheim wünschte sich Roland, er hätte das ganze Lied gehört. Normalerweise wurden nur die ärgsten Feinde des Königs so auf die Schippe genommen.
    Roland fror inzwischen dermaßen, daß er zum Bäckerturm hinüberging, durch den die Hitze der Öfen und der Duft frischen Brotes verlockend von unten aufstieg. Es war nicht so ganz leicht, sich durch das Gedränge zu schieben, welches dort herrschte.
    Daher kehrte er zu Baron Poll zurück, der ihn aufzog:
    »Findet Ihr kein warmes Plätzchen zum Schlafen?«
    Roland, zu müde, um zu antworten, schüttelte lediglich den Kopf.
    Der Baron stichelte weiter: »Seht her, so macht man das.« Er führte Roland zurück zum Bäckerturm, dann knurrte er: »Aufstehen, ihr Faulpelze! Zurück auf eure Posten, ihr faulen Hunde, oder ich schmeiße euch bis auf den letzten Mann vom Turm hinunter ins Wasser!«
    Er deutete ein paar verhaltene Tritte an, und im Nu suchten Dutzende von verschlafenen Soldaten hastig das Weite. Baron Poll verneigte sich vor Roland und machte eine unterwürfige Handbewegung wie ein Haushofmeister, der es nicht erwarten kann, einem Lord sein Quartier zu zeigen. »Euer Bett, mein Herr.«
    Roland grinste. Baron Poll saß stets der Schalk im Nacken.
    Er legte sich mit klappernden Zähnen neben einem warmen Schornstein nieder und fand es bald fast zu heiß. Baron Poll kehrte zurück auf seinen Posten. Kurz darauf schlichen die ersten Männer zurück und legten sich neben Roland schlafen.
    Da lag er also und hoffte, daß ihm irgendwann vor dem Morgengrauen warm genug werden würde, um
    einzuschlafen.
    Eine halbe Stunde später jedoch gab es wieder Tumult auf der Mauer, da eine größere Ortschaft südlich der Burg in Brand gesetzt worden war. Roland hob den Kopf und sah, wie der Baron und andere Krieger in die Ferne blickten, während sich der Widerschein des Feuers in ihren Augen spiegelte. Er war jedoch zu müde, um sich das Spektakel der Flammenweber anzusehen, und redete sich ein, wenn
    tatsächlich eine gewaltige Feuerwoge auf die Burg zuraste, dann wäre es hier hinter der Steinmauer noch am sichersten.
    Augenblicke später hörte er ein tiefes Rumpeln, das den gesamten Himmel eine volle Minute lang erfüllte. Unter ihm bebten die Mauern von Carris, und er spürte, wie der Turm schwankte. Menschen schrien vor Entsetzen, denn Raj Ahten hatte Longmot, Tal Rimmon und andere Burgen allein kraft seiner Stimmgewalt zerstört, und jeder stellte sich vor, eben das geschähe jetzt mit Carris.
    Als das Rumpeln jedoch nachließ und Carris noch immer stand, verspürte Roland eine ungeheure Erleichterung, die allerdings nur wenige Sekunden währte. Denn unmittelbar auf das Rumpeln folgten die Rufe der Männer auf den umliegenden Mauern: »Burg Trevorsworthy ist gefallen!« – »Raj Ahten ist da!«
    Roland kletterte nach oben und schaute nach Süden, wohin viele deuteten. Dort brannte eine Stadt. Die Flammen schlugen bis in den Himmel.
    Burg Trevorsworthy, vier Meilen weiter südlich gelegen, war nicht annähernd so groß wie Carris, war nicht einmal bemannt, und doch hatte Roland sie selbst am heutigen Tag nicht übersehen können. Sie stand auf einem Hügel und ragte wie ein Seezeichen aus dem Nebel heraus. Jetzt war auf dem Hang die Hölle ausgebrochen, gewaltige Rauchwolken quollen in die Nacht, während die Flammen an ihnen
    züngelten.
    In diesem Licht konnte Roland sehen, was von der Burg noch übrig war – ein Haufen Steine sowie ein paar zerklüftete Türme und Mauerreste. Staub wallte über der Burg in die Höhe, und vor seinen Augen neigte sich ein Turm zur Seite wie ein Trunkenbold und zerbröckelte zu Trümmern.
    Carris war nicht das Ziel des Angriffs gewesen. Sondern Trevorsworthy. Roland rannte auf seinen Posten zurück.
    »Tja«, brummte Baron Poll,

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