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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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bewehrte Mauer und bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch das Gedränge der Soldaten, die in Zehnerreihen auf dem Mauerumgang hockten. Überall bemerkte er Haufen schwerer Steine und aufgestapelte Pfeile. Gewöhnliche Soldaten schliefen, mit nicht mehr als einer Decke zugedeckt, im Windschatten der Mauerzinnen.
    Er stapfte an der Mauer entlang, passierte einen Turm nach dem anderen, bis er den Bäckerturm erreichte. Dieser war sehr warm, weshalb sich die Männer hier dicht drängten, um an diesem kalten Abend dort zu schlafen.
    Es gelang Roland nicht, sich auf Zehenspitzen durch das dichte Gedränge zu bewegen, und so trat er rücksichtslos auf Arme, Beine und Rümpfe, ohne auf die Flüche zu achten, die ihm folgten.
    Hinter dem Turm waren Bauern damit beschäftigt, feine Speisen heraufzuhieven – Lammbraten, Brot und frischen Apfelwein – und diese an die Truppen zu verteilen. Auch aus diesem Grund hockten überall Männer, und Roland mußte achtgeben, ihre Krüge nicht umzustoßen oder auf ihre Teller zu trampeln.
    So bahnte er sich einen riskanten Pfad durch das Gedränge, schnappte sich einen Brotlaib, schnitt ihn auf und warf sein Lammfleisch darauf, so daß das Brot als Teller diente. Hier oben ging ein kalter Wind, und über ihm standen Möwen in der Luft, die sein Essen hungrig beäugten. Er wünschte, er hätte seinen dicken Bärenfellumhang nicht der grünen Frau geschenkt.
    Wo sie jetzt wohl stecken mochte, und wie es Averan an diesem Abend erging, fragte er sich.
    Auf der Südmauer fand er seinen Posten und hatte zudem keine Mühe, Baron Poll zu entdecken. Carris lag an einem See, und da diese Mauer zur Wasserseite hinausging, hatte man zwischen diesen Türmen keine Gitter errichtet, die die Burg vor Beschuß schützen sollten. Der dicke Ritter war also auf eine Scharte geklettert, saß mit baumelnden Beinen darauf und machte ein Gesicht wie ein mürrischer Wasserspeier.
    Wegen seiner Höhenangst hätte Roland niemals gewagt, sich so auf die Mauerkante zu setzen. Allein beim Anblick seines Freundes schlug sein Herz schon schneller.
    Nebelfetzen reichten hinauf bis unter Baron Polls Füße.
    Zu allen Seiten flatterten Krähen und Tauben in den oberen Nebelschichten.
    Als Roland näher kam, erblickte der Baron ihn aus dem Augenwinkel, und seine Miene hellte auf. Freudig lächelnd rief er: »Ach, Roland, mein Freund, Ihr habt es also doch noch lebend bis hierher geschafft! Ich dachte, Raj Ahtens Männer würden Euren Schädel längst als Trinkbecher benutzen!«
    »Das wohl kaum«, erwiderte Roland grinsend. »Sie hätten mich fast erwischt, bis sie sahen, daß mein Verstand die Größe einer Haselnuß hat. Vermutlich glaubten sie, mein Schädel wäre für einen vernünftigen Krug nicht groß genug. So ergriffen sie die Flucht, ließen mich allein im Wald stehen und jagten statt dessen Euch hinterher.«
    »Wo habt Ihr dann den ganzen Tag gesteckt?« fragte der Baron erstaunt.
    »Bin unten im Nebel herumgeirrt«, erwiderte Roland.
    Der Baron schaute hinunter in den Dunst, der sich dicht unter seinen Zehen kräuselte. »Tja, der Nebel ist so dicht, man pinkelt sich auf die eigenen Füße. Ich konnte mich ganz gut zur Burg durchschlagen, aber dabei war mir durchaus von Nutzen, daß ich mein halbes Leben hier verbracht habe und den Weg kannte.«
    Roland stand neben dem Baron und sah hinaus zu den
    Vögeln.
    »Tja, jetzt hocken wir hier oben bei den Vögeln. Scheint fast, als trauten sie sich nicht, einen Schlafplatz zu suchen.«
    »Krähen«, antwortete Baron Poll mit wissendem Blick. Er hatte recht. Krähen wußten, wo sie auf Futterjagd zu gehen hatten, sie wußten, wann eine Schlacht bevorstand.
    Baron Poll warf einen Blick über die Schulter, hinauf zu einem Turm des zentralen Bergfrieds, der, vom Bergfried des Herzogs abgesehen, höher war als jeder andere – dem Turm der Graaks. Dutzende von Geiern hockten dort.
    Roland ließ den Blick über den Nebel schweifen und fragte sich, wie dieser Dunst unten über dem Erdboden so undurchdringlich sein konnte. Er legte seinen kleinen Schild wie einen riesengroßen, gewölbten Teller auf einer Zinne ab, dann plazierte er seinen Krug und seinen Brotlaib mit dem Fleisch darauf und begann zu essen. Er fühlte sich schuldig, eine so prächtige Mahlzeit zu sich zu nehmen, wo Averan doch am Morgen über Hunger geklagt hatte. Wahrscheinlich würde das Mädchen heute abend wieder hungrig bleiben.
    Auch Rolands Magen hatte geknurrt wie ein Löwe, während er durch

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