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Die Bruderschaft der Woelfe

Die Bruderschaft der Woelfe

Titel: Die Bruderschaft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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zuversichtliche Selbstvertrauen besiegten ihn, und zum ersten Mal in seinem Leben erkannte er, welch schwaches, bemitleidenswertes Geschöpf er war. Einer nach dem anderen hörten die Soldaten auf, ihre Waffen gegen die Schilde zu schlagen.
    »Tapfere Wachen habt Ihr da«, rief Raj Ahten Paldane zu.
    Aus der Ferne, von den Rändern des morgendlichen Nebels unten, hörte Roland die wilden Klänge der hohen Schlachthörner Indhopals. Und damit setzte auch der
    Trommelschlag ein, ein donnerndes Bumm-Bumm-Bumm. Ein Riese hinter Raj Ahten blickte über die Schulter, während Schlachtrosse nervös mit den Hufen scharrten.
    »Sie blasen zum Rückzug«, erklärte Baron Poll verwundert.
    Irgendwo dort draußen, vielleicht fünf Meilen entfernt, flohen die Truppen des Wolflords. Waren die Unabhängigen Ritter eingetroffen? Oder Krieger von den Höfen Tides?
    Hoffnungsvoll, aber voreilig rief jemand auf der Mauer: »Der Erdkönig kommt! Das hat ihnen Angst eingejagt.«
    Drei finstere Kreaturen tauchten aus dem Nebel auf und zischten an Rolands Ohr vorbei. Zuerst hielt er sie für Fledermäuse. Dazu waren sie allerdings zu klein, und außerdem wanden sie sich in der Luft wie Gestalt gewordener Schmerz. Er erkannte schließlich Gree, Wesen der Unterwelt, die man oben auf der Erde nur selten zu Gesicht bekam.
    »Verschwindet!« rief Paldane zu Raj Ahten hinüber. »Hier werdet Ihr keinen Schutz finden! Bogenschützen!«
    Raj Ahten richtete die Hand auf die Schützen und forderte sie mit dieser Geste wortlos auf, dem Befehl nicht Folge zu leisten. Während die anderen Pferde vor Angst von einem Bein aufs andere traten, stand sein graues Schlachtroß ungerührt da.
    »Der da von Süden kommt, ist nicht der Erdkönig«,
    erwiderte Raj Ahten laut genug, so daß es ein jeder auf der Mauer verstehen konnte. Die Worte schienen sich in Rolands Unterbewußtsein einzuschleichen und es wie eine Messerklinge zu durchbohren. Eine unterschwellige Furcht machte sich in ihm breit. »Auch dürft Ihr keine Verstärkung erwarten. Herzog Paldane weiß recht gut, was sich im Anzug befindet. Seine Boten haben es ihm überbracht: Greifer sprudeln zu Zehntausenden aus der Unterwelt hervor.
    Innerhalb der nächsten Stunde werden sie hier sein.«
    Rolands Herz klopfte, und sein Mund fühlte sich
    staubtrocken an. Greifer, dachte er entsetzt. Seit sechzehnhundert Jahren hatten sich Menschen und Greifer keine größere Schlacht an der Oberfläche mehr geliefert. Von Zeit zu Zeit hatte er Geschichten gehört, denen zufolge Männer, die an den Rändern des Hestgebirges wohnten, von Greifern niedergemetzelt oder in die unterirdischen Bauten verschleppt worden waren.
    Doch seit Menschengedenken hatten die Greifer keine Burg mehr angegriffen – bis zu ihrem Überfall auf Burg Haberd.
    Lieber hätte Roland zweimal gegen Raj Ahten gekämpft, als sich einer Horde Greifer stellen zu müssen. Mit ein wenig Glück konnte sein Hieb sogar einen Kraftsoldaten töten, ein Greifer dagegen war größer als ein Elefant. Kein einziger Gewöhnlicher würde ihren Panzer durchbohren können.
    Der Nebel verhüllte noch immer die Felder um Carris. Aus der Ferne vernahm Roland nun ein zischendes Brüllen, das klang wie das Grollen der Brandung an einem Strand.
    Plötzlich erzitterten die Mauern der Burg.
    Raj Ahten sagte: »Ihr habt nicht genug Kraftsoldaten, um Eure Festung gegen Greifer zu verteidigen. Ich dagegen schon.
    Beugt Euer Knie vor mir!« rief er. »Kniet vor Eurem Herrn und Meister. Öffnet die Tore! Dann werde ich Euch beschützen!«
    Ohne daß es ihm bewußt wurde, ging Roland auf ein Knie nieder. Der Befehl besaß eine solche Überzeugungskraft. Er konnte ihm einfach nicht widerstehen. Ja, er hatte überhaupt nicht das Verlangen, sich zu widersetzen.
    Die Männer brachen in lauten Jubel aus. Viele zogen die Waffen, fuchtelten damit in der Luft herum und boten ihre Dienste an.
    Rolands Herz klopfte. Herzog Paldane stand trotzig auf seinem Wehrgang und umklammerte den Griff seines Schwertes. Was für ein kleiner Mann, wie machtlos. Es machte den Eindruck, als stünde er ganz allein gegen den Wolflord, während alle anderen Raj Ahten willkommen hießen.
    Begreift der Narr denn nicht, daß Raj Ahten recht hat? fragte sich Roland. Ohne den Wolflord sind wir tote Männer.
    Dann senkte sich unter dem Rasseln der Ketten die
    Zugbrücke.
    Inmitten des Jubels schritt Raj Ahten als Sieger nach Carris hinein. Sofort gab er Befehle aus. »Sichert den Damm.
    Vertreibt den Nebel,

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